Am Samstagnachmittag versammelten sich rund 50 Demonstranten vor dem Stadthaus. Kurdischen Organisationen und das Solidaritätskomitee „Perspektive Rojava“ hatten zum Protest gegen Repression und Polizeigewalt aufgerufen.
„In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Münster immer wieder Repressionsschläge gegen linke Strukturen“, berichtete eine Demonstrantin und spielte damit unter anderem auf die Geschehnisse nach der Nachttanz-Demo an, die im April im Hansaviertel stattfand. Die Aktion gegen die Verdrängung aus den Stadtvierteln, die zunächst friedlich gestartet war, endete mit brennenden Autos und eingeschlagenen Scheiben im Hafen.
Es kam im Nachgang zu Hausdurchsuchungen und „willkürlichen Festnahmen“, wie eine Aktivistin den eingesetzten Beamten vorwarf. Nachdem eine festgenommene junge Frau keine Angaben zu ihrer Person machen wollte, setzte die Polizei auf eine öffentliche Identitätsfeststellung und veröffentlichte ein Foto von ihr. „Diese Aktion kann unfassbare Auswirkungen auf die Betroffene und ihr Umfeld haben“, lautete die Kritik an der Polizei, „und soll einschüchtern und isolieren.“
Auch über Münsters Stadtgrenzen hinaus sei Repression aktueller denn je, betonten die Verantwortlichen: auch in Deutschland lebende Kurden seien „immer wieder massiven staatlichen Angriffen ausgesetzt“. Nicht selten unterstelle man ihnen eine Nähe zur verbotenen PKK und stelle sie unter Generalverdacht des Terrors.
Lautstark und unter hoher Polizeipräsenz zogen die Demonstranten durch die Stadt und machten mit Ausrufen wie „Bullenstaat, wir haben dich zum Kotzen satt“ auf ihre Haltung aufmerksam. Die Sicherheitskräfte wollten auf Nummer sicher gehen, wie Polizeisprecherin Antonia Linnenbrink erklärte: „Gerade nach den Ereignissen nach der Nachttanz-Demo im Hafen sind wir gut aufgestellt, doch es ist auch unsere Aufgabe, die Durchführung dieser Aktion zu ermöglichen.“ Der Demonstrationszug verlief ohne Zwischenfälle und löste sich gegen 17:30 Uhr nach einer Abschlusskundgebung auf dem Stadtwerke-Platz auf.
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Thema: Polizeigewalt
Plastikfolie = Schutzbewaffnung – damit das Pfefferspray besser „zur Wirkung kommen“ könnte… Interessante Auffassung von den Richtern
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/schlaglichter_nt/article157517566/Blockupy-Demonstrantin-traegt-Plastikfolie-auf-Kopf-Geldstrafe.html
Ich bin bei dieser Demonstration ebenfalls dabei gewesen, und habe den im Artikel genannten Slogan, wie viele andere Mit-Demonstrant*innen, wenn nicht gar die Mehrheit, nicht gerufen. Der Ruf danach, dass Münster eine Soziales Zentrum braucht, war meiner Meinung nach charakteristischer für die Veranstaltung, ebenso der Ruf nach Freilassung der beiden in Berlin-Moabit einsitzenden Hausbesetzer-Aktivist*innen Aaron und Balu.
Die Vernichtung von Freiräumen in Münster zugunsten von Großkonzern-basierten Einkaufswelten ist eine Schande für die angeblich „lebenswerteste Stadt“ der Welt. Dieses Vorgehen hat in den letzten Jahren (eigentlich schon Jahrzehnten) den Einzelhandel in Münster enorm zurückgedrängt und berücksichtigt lediglich die Teilhabe eines Teils der Bevölkerung – des Teils, der konsumorientiert ist, und der sich diesen Konsum auch leisten kann. Zum Thema Zerstörung bezahlbaren Wohnraums muss ich an dieser Stelle wohl gar nicht erst etwas sagen…
Handel und Konsum sind zweifelsohne für Münster von jeher und bis in die heutige Zeit wichtig. Darauf gründet sich der Reichtum der Stadt, das Selbstbewusstsein ihrer Bürger. Münster als Einkaufsstadt ist die Attraktion für viele Touristen.
Doch: der soziale Zusammenhalt unserer Gesellschaft – gerade im städtischen Raum – ist in Münster wie andernorts massiv bedroht. Mit Verteuerung von Wohnraum im innenstadtnahen Bereich und dem x-ten E-Center in einem Viertel, das in diesem Bereich eine bestens funktionierende Infrastruktur besitzt, ist aber auch rein gar nichts für den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt gewonnen. Im Gegenteil: wir beobachten gerade an diesem Beispiel in Echtzeit den Zerfall unserer Stadtgesellschaft. Die Stadt Münster und die Inverstoren haben die Chance auf eine richtungsweisende, am Menschen orientierte Strukturplanung vertan.
Im alten Postgebäude hätte mit vielen kleinen individuellen Geschäften unterschiedlichen Zuschnitts eine unverwechselbare Stadtlandschaft geschaffen werden können, wie sie weder in Münster noch in anderen Städten existiert. Und das soll keine Attraktion sein? Hier hätte die Basis für neue Einzelunternehmer*innen und ihre Familien gelegen, mit direkt angeschlossenem erschwinglichen Wohnraum. Wohnen und arbeiten ohne große Wege, das ist auch verkehrsentlastend. So steigert man die Qualität eines Quartiers. Stattdessen: neue 450,- €-Supermarkt-Jobs, von denen keiner leben kann, und Wohnraum, den die Menschen, die im Supermarkt arbeiten, nicht bezahlen können. Zukunft sieht anders aus!
Dafür bin ich auf die Straße gegangen!
Ein integriertes soziales Zentrum, von Bürger*innen selbst initiiert und verwaltet,
wäre ein Geschenk an unsere Stadt gewesen.
Wer Geschenke ausschlägt, darf sich allerdings über den Unmut der Schenker*innen nicht wundern!