Wenn Donald Trump als Präsident der USA die politische Bühne verlässt, wird ein Begriff möglicherweise seine Amtszeit überdauern: „alternative facts“ (alternative Fakten). Diesen Begriff verwendete seine Beraterin Kellyanne Conways während eines Interviews im Zusammenhang mit den offensichtlich falschen Angaben zu den Besucherzahlen bei Trumps Amtseinführung. Wer mit solchen „alternativen Fakten“, also Lügen, naturgemäß ein Problem hat, sind Wissenschaftler. Als Reaktion unter anderem auf die Aussagen Trumps zu den Themen Klimawandel oder Umweltschutz wurde von ihnen die inzwischen weltweite Initiative „March for Science“ (Marsch für die Wissenschaft) ins Leben gerufen.
Gestern fand in Münster der zweite „March for Science“ statt, dem nach Polizeischätzungen rund 600 Teilnehmer folgten. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Fachhochschule Münster, der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, der Deutschen Hochschule der Polizei, dem Helmholtz-Institut Münster, dem AStA, der Westfälischen Wilhelms-Universität und der Stadt Münster.
Start war um 11 Uhr vor dem Schloss, dem Verwaltungssitz der Uni Münster. Das Ziel, der Platz an der Stubengasse, wurde knapp eine dreiviertel Stunde später erreicht. Dort wartete bereits der Posaunenchor der Uni Münster, um die Gruppe musikalisch zu begrüßen. Den Abschluss bildete eine Gesprächsrunde unter der Moderation des Unisprechers Norbert Robers, die mit der Präsidentin der Fachhochschule, Prof. Ute von Lojewski, Prof. Angela Schwering vom Institut für Geoinformatik und dem Prorektor für Internationales und Transfer der Uni Münster, Prof. Michael Quante, hochkarätig besetzt war.
„Das Problem bei der Wissenschaftsskepsis ist, dass niemand den Wissenschaftlern zuhört“, bedauert Schwering und sieht eine der Ursachen hierfür in den Sozialen Medien, in denen sich die Nutzer ihre Quellen selber zusammenstellen und nur noch den Leuten zuhören, die sie sich selber ausgesucht haben. Die Wissenschaftlerin plädiert aus diesem Grund dafür, wissenschaftliche Themen attraktiver nach außen zu kommunizieren, damit eine breitere Öffentlichkeit wieder Interesse an den Ergebnissen der Hochschulforschung entwickelt.
Quante sieht ebenfalls die Wissenschaft in der Pflicht, wenn es darum geht, den „Fake News“ und „Alternative Facts“ etwas entgegen zu setzen: „Die Wissenschaft muss lernen, genauer zuzuhören. Wir sind für die Gesellschaft da, nicht umgekehrt“. Ohne eine wissenschaftliche Basis sind die vielen komplexen Zusammenhänge in der Welt nicht zu verstehen, wie der Philosoph erklärte. Ohne die Wissenschaft kann zudem eine demokratische, vielfältige Gesellschaft nicht funktionieren, da ist sich der 56-Jährige sicher.
Dass die Erkenntnisse der Wissenschaft nicht auf die Labors beschränkt sind, sondern irgendwann immer beim Bürger ankommen, ist die Überzeugung von Lojewskis: „Ich will als Bürger an den wissenschaftlichen Erkenntnissen teilhaben, ich will zum Beispiel ökologische Verkehrskonzepte oder ein funktionsfähiges Gesundheitswesen, all dies ist das Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit“, wie die Rektorin erläuterte. Lehrende und Studierende müssten gemeinsam daran arbeiten, Fake News zu erkennen und ihnen mit wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen zu begegnen.
Am „March for Science“ nahmen überwiegend Studierende und Lehrende der Hochschulen teil, aber auch interessierte Bürger, die den Wert fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse in einer immer komplizierter werdenden Welt als Informationsquelle schätzen, waren unter den 600 Teilnehmern zu finden.
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