Auf zwei Demonstrationen ging es gestern in Münster um den aktuellen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern – und sie sind zum Glück friedlich verlaufen. Die sich selbst als links definierende Gruppe „Palästina Antikolonial“ hatte unter dem Motto „End the siege on Gaza – Freiheit für Palästina“ zu einem Demonstrationszug aufgerufen, der am Bahnhof beginnen und ursprünglich am Prinzipalmarkt vor dem Rathaus enden sollte. Dagegen hatte ein breites Bündnis von den meisten im Stadtrat vertretenen Parteien zur Gegenkundgebung auf dem Stubengassenplatz aufgerufen, wo mit Blick auf die Bomben der Hamas aus dem Gazastreifen zur Solidarität mit Israel und mit den Juden allgemein aufgerufen wurde.
Beide Demos verliefen laut Polizei „weitestgehend friedlich“, allerdings hat sie noch während des pro-palästinensischen Aufzugs den Versammlungsleiter und seinen Stellvertreter vorübergehend in Gewahrsam genommen, weil diese „israelfeindliche Parolen mit strafrechtlicher Relevanz“ skandiert haben sollen. Welche das waren, teilte die Polizei nicht mit. Aber was wir anfangs aus den Reihen der hier Demonstrierenden hörten, waren Ausrufe wie „Deutschland finanziert – Israel bombardiert“.
Dass in der aktuellen Auseinandersetzung das Bombardement von der palästinensischen Hamas ausgegangen ist, wurde auf der pro-palästinensischen Demo nicht thematisiert. Das kam dafür bei der Gegenveranstaltung auf dem Stubengassenplatz zu Sprache. Dort wurde von den verschiedenen Rednern aber nicht nur die aktuelle Entwicklung vorgetragen, sondern vor allem auf die Verantwortung von uns Deutschen gegenüber den Juden vor dem Hintergrund der Schoa hingewiesen, dem nationalsozialistischen Völkermord während des Zweiten Weltkriegs. Bis auf Die Linke und die AfD hatten alle Ratsparteien zu dieser Kundgebung aufgerufen, entsprechend breit aufgestellt war dieses Aktionsbündnis „Münster gegen Antisemitismus“.
„Wir sind keine Antisemiten“ war allerdings auch auf selbstgemalten Plakaten der pro-palästinensischen Demonstration zu lesen. Zu hören war hier vor allem aber der Ruf nach „Freiheit für Palästina“. Die ursprünglich angemeldete Teilnehmerzahl war schon am Bahnhof mit etwa 300 Personen übertroffen, so dass der Zug zunächst auf polizeiliche Anweisung vor der Von-Steuben-Straße stoppen und weitere Ordner organisieren musste. Als die Demo von „Palästina Antikolonial“ nach dem Zug über Hafenstraße und Ludgerikreisel dann die Ludgeristraße erreicht hatte, war sie auf gut eintausend Menschen angewachsen.
Bei der Abschlusskundgebung auf der Rothenburg reichte daher die mitgebrachte Lautsprecheranlage nicht aus, um eine Abschlussrede für alle verständlich zu übermitteln. Einer der zwischenzeitlich neu benannten Versammlungsleiter fragte sogar die anwesenden Polizisten, ob sie dafür ihre Technik zur Verfügung stellen könnten. In der Rede, die eine Palästinenserin mit überkippender Stimme vortrug, wies sie vor allem auf das Leid der Kinder und Familien in Gaza hin, die diese durch die aktuellen Vergeltungsmaßnahmen der israelischen Armee zu erleiden hätten.
Zu dem Zeitpunkt war die Kundgebung auf dem Stubengassenplatz längst beendet. Die dort teilnehmenden etwa 300 Personen wurden von den Veranstaltern noch gewarnt, danach besser nicht allein durch die Innenstadt zu gehen. Übergriffe scheint es aber nicht gegeben zu haben, jedenfalls meldete die Polizei, dass die pro-palästinensische Demonstration „bis zur Abschlusskundgebung friedlich“ blieb. Sie betonte lediglich, dass sie ein Plakat mit israelfeindlichen Parolen sicherstellte, das von zwei Jugendlichen und einer jungen Erwachsenen gehalten wurde. „Unser Einsatzkonzept ist voll aufgegangen“, sagte daher Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf abschließend. „Wir haben gegenüber der pro-palästinensischen Versammlung deutlich gemacht, dass wir Hetze gegen Israel und die Leugnung des Existenzrechts Israels nicht dulden. Dagegen sind wir konsequent vorgegangen.“
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