Er hat in den vergangenen knapp fünf Jahren eine der herausforderndsten Aufgaben im Bistum Münster wahrgenommen: Der 65-jährige Peter Frings war als erster Interventionsbeauftragter der Diözese für den Umgang der katholischen Kirche im Bistum Münster mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs sowie den Beschuldigten und Tätern verantwortlich. Nun geht der Jurist in den Ruhestand.
Seine Arbeit, sagt er, sollen andere bewerten, er hätte aber schon viel erreicht, „wenn es gelungen ist, im Bistum ein wenig mehr Offenheit für das Thema des sexuellen Missbrauchs zu schaffen und einen anderen Umgang mit dem Thema zu pflegen.“ Denn: „Das Thema ist noch lange nicht zu Ende“. Von Anfang an sei es ihm wichtig gewesen, eine Stelle zu schaffen, an die sich Betroffene wenden können in dem Wissen, dass dort jemand ist, „der mir zuhört und der alle Fragen, die mit dem Thema zusammenhängen, verantwortlich koordiniert“, wie Frings erklärt. In der Vergangenheit seien in der Kirche viele Fehler begangen worden, daher habe er es als Herausforderung angesehen, neue Ansätze und Herangehensweisen zu entwickeln.
Sowohl Bischof Dr. Felix Genn als auch Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp habe er als „sehr klar und offen erlebt. Beide haben stets deutlich gemacht: Das Thema muss angegangen und aufgearbeitet werden, egal welche Konsequenzen es für wen auch immer in der Kirche haben wird.“ Zudem habe er gespürt, dass jeder Fall, der bekannt wurde, für den Bischof „sehr bedrückend und belastend war.“ Wichtig sei es gewesen, dass er als Interventionsbeauftragter weisungsunabhängig arbeiten konnte. „Keiner kann mir etwas sagen, sondern wie ich meine Aufgabe wahrnehme, entscheide ich selbst. Das gilt auch für den Bischof und den Generalvikar“, erläutert Frings. Zwar habe es zuweilen unterschiedliche Auffassungen gegeben, „aber beide haben nie versucht, mich von meinem Weg abzubringen“, betont Frings.
Betroffenen zuhören, sie ernst nehmen, ihnen glauben
Eine zentrale Rolle habe in vielen Gesprächen mit Betroffenen die Frage „Glauben Sie mir?“ gespielt. Das hat den scheidenden Interventionsbeauftragten besonders bewegt. „Man muss einmal versuchen, sich das vorzustellen“, sagt er, „da fassen Menschen oft nach Jahrzehnten den Mut, ihre Geschichte zu erzählen. Und die Sorge, die sie vor allem haben ist: Man glaubt mir nicht oder wieder nicht.“ Das ist nach Frings‘ Ansicht „verheerend“. Ihm sei es immer darum gegangen, betroffene Personen mit ihren Geschichten ernst zu nehmen und ihnen zu erklären, wie die nächsten Schritte aussehen. Auf der anderen Seite habe er von Beschuldigten „mehr Selbstreflexion“ erwartet, blickt er zurück. Es gebe viele Fälle eines schweren moralischen Fehlverhaltens, das aber strafrechtlich nicht relevant sei. „In den allerwenigsten Fällen bekennen sich die Beschuldigten dazu. Es fehlt aus meiner Sicht leider gerade bei insoweit betroffenen Klerikern an Einsicht und an Reue“, beklagt der Anwalt. Es brauche künftig eine größere Bereitschaft, Fehler einzugestehen, fordert er.
Dass er teils scharf kritisiert wurde für seine Tätigkeit, gehöre dazu, „sonst gibt es keine Veränderung“. Bei aller Härte gelte es aber, dass die Kritik fair bleiben muss. Das sei nicht immer der Fall gewesen, und es seien öffentlich Dinge über ihn und seine Arbeit behauptet worden, „die nachweislich falsch“ seien. „Es ist schwierig, Menschen, die Betroffene sexuellen Missbrauchs sind, öffentlich zu widersprechen. Ich halte es aber für notwendig, das zu tun, wenn nachweisbar falsche Behauptungen in der Öffentlichkeit aufgestellt werden“, betont er.
Seinerseits kritisiert Frings das System der Anerkennungsleistungen, die die katholische Kirche Betroffenen zahlt. Unter anderem sei es „völlig intransparent“, wie er sagt. „Es gibt keine Begründungen für die Höhe der Zahlungen. Viele Betroffene, die mit uns im Gespräch sind, möchten verständlicherweise wissen, wie ein Betrag zustande kommt. Darüber haben aber auch wir in der Interventionsstelle keine Informationen.“ Das sei „ein gravierender Mangel des Systems“, sagt Frings.
Auch wenn Peter Frings in den Ruhestand geht, bleibt die Interventionsstelle des Bistums Münster erhalten. Auf der Seite https://www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch gibt es Informationen zur Arbeit der Interventionsstelle und auch den Kontakt zu Ansprechpersonen sowie die Möglichkeiten für Betroffene, über ein Meldeportal – wenn gewünscht auch anonym – Hinweise zu geben.
Transparenzhinweis: Dieser Inhalt wurde uns von der Pressestelle des Bistum Münster zur Verfügung gestellt.
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