Sie nerven, kosten Zeit, verschwenden materielle und personelle Ressourcen. Leider sind sie notwendig, die Meldebögen, die jeder von uns in der Kneipe oder im Restaurant ausfüllen muss. Nur so können Infektionsketten aufgedeckt, vielleicht sogar Menschenleben gerettet oder zumindest die Verbreitung des Covid-19-Virus eingedämmt werden. Für Guido Dermann, Geschäftsführer der münsterschen Firma AI-Port, ist dies finsterstes Mittelalter oder zumindest das Relikt aus einer Zeit vor Erfindung des Smartphones. „Wenn man das betrachten würde wie ein Unternehmen, würden alle sofort sagen, hier muss man etwas tun!“, ist sich der IT-Experte sicher und entwickelte eine Online-Plattform, mit der sich jeder, der ein Smartphone besitzt, schnell und sicher überall in Deutschland anmelden kann.
checkin.jetzt nennt sich die Seite, mit der Dermann und sein Team Gästen, Wirten und den Mitarbeitern der Gesundheitsämter das Leben leichter machen will. „Wir schätzen, dass ein Drittel der Zettel korrekt ausgefüllt wird, ein Drittel der Gäste bewusst falsche Angaben macht und ein weiteres Drittel sich überhaupt nicht einträgt“, vermutet Dermann, es fehlt seiner Meinung nach die eindeutige Zuordnung der Anmeldung zum Kunden. Auf seiner Online-Plattform ist dies die Handynummer oder eine E-Mailadresse, selbst der Name ist eigentlich überflüssig. Die Bedienung ist dankbar einfach. Zunächst wird auf der übersichtlichen Webseite der Gastronomiebetrieb ausgewählt, was sowohl über eine Karte als auch durch ein Eingabefeld möglich ist. Dann gibt man nur noch den Namen und die geplante Aufenthaltsdauer an. Informationen wie die Tischnummer oder die Anzahl weiterer Gäste kann man angeben, muss man aber nicht. Auf „WhatsApp“ oder „E-Mail“ klicken, das war’s. Nach wenigen Sekunden erscheint auf dem Smartphone eine automatische Bestätigung, die im Restaurant vorgezeigt werden kann.
„Viele Betriebe nutzen dieses System bereits, das GOP-Varieté macht das inzwischen deutschlandweit, da kann man sich schon gar nicht mehr anders anmelden. Sollte es zum „Corona-Fall“ kommen, erhält das Gesundheitsamt einen Link zur Übersicht der Personen, die innerhalb des fraglichen Zeitfensters anwesend waren. Kurze Zeit später erhalten diese Personen dann eine Nachricht, in der das weitere Vorgehen geschildert wird. Die Handynummer oder Mailadresse liegt dabei weiterhin auf den gesicherten Servern der Firma AI-Port im Kreuzviertel, verschlüsselt und gegen Hackerangriffe geschützt. Hierin sieht Guido Dermann einen weiteren Vorteil von checkin.jetzt im Vergleich zu Apps, die einen ähnlichen Service bieten. „Manche Bestell-Apps bieten inzwischen zusätzlich zum Bestellen von Essen ähnliche Funktionen wie unsere Webseite an. Hier sind aber alle Nutzerdaten beim App-Anbieter hinterlegt, was ja auch notwendig ist, damit die bestellte Ware den Empfänger erreicht. Sicher ist das aber nicht, Dermann berichtet von einem Fall, bei dem ein solcher App-Anbieter gehackt und 700.000 Kundendaten gestohlen wurden. „Ich kenne keine andere Firma in Deutschland, die ein derart sicheres System wie unseres auf dem Markt hat“, bestätigt der Programmierer. Wenn größere Feiern geplant werden, können die Gäste sich auf diese Weise im Vorfeld anmelden, der Link geht dann gebündelt zum Ordnungsamt, die Genehmigung oder Ablehnung ist dann nur noch eine Sache von Minuten, nicht von Tagen.
Geschwindigkeit steht für den Seitenentwickler ohnehin im Vordergrund, nicht nur bei der Anmeldung sondern auch bei der Nachverfolgung: „Es ist viel schneller möglich, die Infektionskette zu sprengen. Wenn 20 Personen infiziert sind und diese pro Tag jeweils 20 weitere Menschen anstecken, kann Schnelligkeit den Unterschied zwischen Lockdown oder keinen Lockdown bedeuten.“ Auch die Gaststätte Fyal nutzt seit einiger Zeit die digitale Anmeldung, deren Geschäftsleiter Ole Oelkers das System deutlich besser findet als die herkömmlichen Meldezettel: „Bei der Zettelwirtschaft kommt ja eh keiner hinterher. Außerdem bietet die kontaktlose Anmeldung viele Vorteile, gerade was das ständige Desinfizieren zum Beispiel der Kugelschreiber anbelangt.“ Außerdem findet es der Gastronom gut, dass Fehlmeldungen zum Beispiel durch Fake-Adressen nun praktisch ausgeschlossen sind: „Die Gäste müssen wissen, dass sie letzten Endes selber die Verantwortung dafür tragen, dass sich die Pandemie nicht oder nur langsam ausbreitet.“
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