Nachdem der Bund, das Land und die Stadt Münster die Schutzmaßnahmen gegen Corona immer mehr ausgebaut haben, auch um die Impfquote zu erhöhen, haben die Demonstranten dagegen immer mehr Zulauf bekommen. Und das gilt sogar für Münster, wo sich gestern nach ersten Angaben etwa 700 bis 1000 Corona-Leugner versammelt haben. Um dagegen zu halten, hatte das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ zur Gegendemo auf dem Prinzipalmarkt aufgerufen.
Dass unter den zahlreichen zunächst auf dem Domplatz demonstrierenden Corona-Leugnern kaum jemand eine Maske trug, wie es in der Innenstadt von Münster seit dem 25. November vorgeschrieben ist, hat die begleitende Polizei nicht zum Einschreiten bewegt. Dafür seien von ihr aber Gegendemonstranten festgehalten worden, die vor Ort mit Zwischenrufen an die Maskenpflicht erinnert hätten, wie uns von Beobachtern berichtet wurde.
Laut Twitter-Meldung der „antifa linke münster“ bildete die Demo „personell ein relativ breites Spektrum ab, das von AfD-Funktionären (Mol, Birke) und Neoazis (Rahmsdorf, Gabbe) bis hin zu Eso-Hippies, Impfgegner:innen und „Aus-Prinzip-Oppositionellen“ reichte – vereint in Irrationalismus und intellektueller Selbstaufgabe.“ Dass sich ihnen nach der Versammlung auf dem Domplatz beim anschließenden Zug durch die Stadt so viele weitere anschlossen, dass die von der Polizei genannte Zahl von 1200 demonstrierenden Corona-Leugnern erreicht wurde, wird von der der „antifa linke münster“ bezweifelt.
Eine vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ ofiziell angemeldete Gegendemonstration gab es auf dem Prinzipalmarkt mit etwa 300 Teilnehmenden. Dort sprach unter anderem Sharon Fehr, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Münster. Er wies auf den Antisemitismus hin, der sich unter den Corona-Leugnern immer mehr breit machen würde.
Carsten Peters vom Keinen Meter-Bündnis erzählte in seiner Ansprache, dass er sich in früheren Monaten schon mal Versammlungen der Corona-Leugner in Münster angesehen und angehört hat. Da sei die Rede davon gewesen, dass „freie Menschen“ das Virus nicht bekommen und immun seien. Es habe da auch eine Gruppe gegeben, die sich „Freies Einkaufen“ nannte, also ein „Einkaufen ohne Maske“ organisieren wollte. Inzwischen habe sich die Lage aber weiter zugespitzt, sagte Peters und verwies nicht nur auf die zum Teil gewalttätigen Aufmärsche der Corona-Leugner in vielen Städten am letzten Wochenende, sondern auch auf die Angriffe auf Journalisten, auf Teststationen und Ärzte. „Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen!“ rief Carsten Peters aus, deshalb gingen er und das Bündnis „gegen die Corona-Leugner*innen, ihre mangelnde Solidarität und ihre Verantwortungslosigkeit auf die Straße.“
Peters wies auch darauf hin, dass auch in Münster die AfD bei den sogenannten „Spaziergängen“ der Corona-Leugner dabei ist und sich die anderen Teilnehmer sich nicht davon distanzieren. Für gestern hatte sich zudem mit Markus Rahmsdorf ein „extrem Rechter“ angekündigt, der noch am Sonntag „mit Pegida NRW in Duisburg unterwegs“ gewesen sei, sowie Kevin Gabbe, der sich auf seinem noch aktiven YouTube-Kanal als „aktiver patriotischer Aktivist und Blogger“ bezeichnet, der „patriotische und nationale Aktivitäten und Aktionen“ dokumentiert. Rahmsdorf und Gabbe sind in Münster schon mit der rechtsextremen Gruppierung „Patriotic Opposition Europe“ (POE) aufgefallen.
Carsten Peters kündigte an, dass sich das Keinen Meter-Bündnis auch zukünftig den Corona-Leugnern entgegenstellen will. Er schloss seine Rede daher mit dem Appell: „Kein Platz für verschwörungsideologischen, rechten Mist!“
@Polizei_nrw_ms, unfassbar, dass Sie das (immer wieder!) durchgehen lassen! 😠 Wieso gelten für diese #Coronaleugner/-verharmloser andere Regeln als für 95% der Münsteraner? Wieso wird da nicht durchgegriffen? #Münster #ms1312 #Querdenker #Covidioten https://t.co/SJWqf54okr
— SommerSonneStrand (@Sommersonnestr1) December 14, 2021
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