Die Bezirksregierung Münster hat es uns auf Nachfrage bestätigt: In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Münster gibt es aktuell zwei positiv auf Corona getestete Bewohner. Darauf aufmerksam gemacht hat uns das lokale „Bündnis gegen Abschiebungen“, es fordert nun die Auflösung des Lagers und eine dezentrale Unterbringung der Asylsuchenden.
„Die jetzige Situation war vorhersehbar und ist die logische Konsequenz des Nicht-Handelns der Verantwortlichen“, meint Karin Mäufer vom Bündnis gegen Abschiebungen Münster. Während überall gefordert wird, Abstand zu halten und Menschenansammlungen zu meiden, werden geflüchtete Menschen dazu gezwungen, in Massenunterkünften mit Mehrbettzimmern zu leben. „In der ZUE ist jeden Tag Großveranstaltung“, so Mäufer weiter. Ein Schutz der Gesundheit der Bewohner sei so nicht möglich. „Das Lager hätte schon spätestens mit Beginn der Pandemie geschlossen werden müssen“, meint das Bündnis.
Die erkrankten Bewohner befinden sich nun in Quarantäne, das bestätigte uns auch die Pressestelle der Bezirksregierung. Das Bündnis gegen Abschiebungen wirft den Verantwortlichen aber vor, dass weitere Maßnahmen, insbesondere eine Testung aller Bewohner, nicht stattfände. Das sei skandalös, leben dort doch besonders schutzbedürftige Personen und Risikopatienten. Dem widerspricht die Bezirksregierung: Für die Bewohner und auch die Mitarbeiter in der Einrichtung stehen „grundsätzlich ausreichend Tests zur Verfügung“. So würden Testungen vorgenommen, wenn ein Bewohner länger als 48 Stunden abwesend war, „ebenso werden bei etwaigen Symptomen sofort Testungen vorgenommen“. Außerdem auch vor Terminen der Bewohnerinnen und Bewohner und bevor sie einer Kommune zugewiesen werden.
Positiv auf Corona getestete Personen werden laut Auskunft der Bezirksregierung – in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Münster – in der Einrichtung ebenso unter Quarantäne gestellt, wie eventuelle direkte Kontaktpersonen. Pressesprecher Andreas Winnemöller betont, dass die Quarantäneregelungen für Bewohner der Einrichtung in gleichem Maße gelten, wie für alle anderen Personen: „Um in solchen Fällen Personen isolieren zu können, gibt es die Vorgabe des Landes, dass die Einrichtungen nur noch bis maximal 65 Prozent ihrer eigentlichen Kapazitäten belegt sein dürfen. So gibt es ausreichend Platz für etwaige Maßnahmen zum Schutz der Menschen in der Einrichtung.“
„Das Handeln der Bezirksregierung ist unverantwortlich und gefährdet die Gesundheit der Bewohner*innen“, ist das Bündnis gegen Abschiebungen dagegen überzeugt, „und es stellt eine Gefahr für das Infektionsgeschehen in Münster dar. Die aktuellen Infektionsfälle in der ZUE und dem HdW zeigen, dass die Unterbringung in Lagern und Massenunterkünften längst hätte beendet werden sollen!“
Das genannte Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) an der Bahnhofstraße musste nach 31 festgestellten Infektionen am Montag geschlossen und alle Erkrankten und ihre Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt werden (wir berichteten). Wie wir inzwischen erfahren haben, sind aus dem gesamten Umfeld des HdW inzwischen 42 Infektionen registriert worden. Die meisten infizierten Personen zeigen aber keine bis milde Symptome. Bei einigen wenigen Betroffenen hat sich der Zustand allerdings verschlechtert, drei von ihen befinden sich in stationärer Behandlung. Eine zuvor bereits schwer erkrankte Person ist inzwischen mit Corona-Infektion gestorben. In dieser Woche wurden die ersten Wohnungslosen geimpft, weitere folgen in den kommenden Tagen entsprechend der Vorgaben des Landes.
In der ZUE müssen die Bewohner trotz der Pandemie in Mehrbettzimmern schlafen und können nicht genügend Abstand zu Anderen halten, bemängelt das Bündnis gegen Abschiebungen. „Die Auflösung der Lager hätte nicht nur eine größere Ausbreitung des Virus verhindern können, sondern auch verhindern, dass eine Quarantäne des gesamten Lagers die Folge wäre, wie es bereits an anderen Orten geschehen ist“, meint Bündnis-Sprecherin Karin Mäufer. Eine Quarantäne des gesamten Lagers hätte schwerwiegende Konsequenzen für alle Bewohner, die dann etwa wichtige Termine bei Ärzten, Psychologen oder Behörden nicht wahrnehmen könnten. Nach dem Ausbruch im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) sei dies nun die zweite Massenunterkunft in Münster, in der Corona ausgebrochen ist. „Durch die Evakuierung und dezentrale Unterbringung der Bewohner*innen hätte das verhindert werden können“, so Mäufer.
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