Die Stadt Münster trifft wegen der zweiten Corona-Welle weitere Schutzmaßnahmen. So kündigte der städtische Krisenstab am Dienstag an, dass der Wochenmarkt weiter entzerrt werde. Im Universitätsklinikum Münster (UKM) werden weiter die Hilfen für die Niederlande und Belgien koordiniert.
Auf dem Markt werden Speisen und Getränke nur noch „To Go“ angeboten. Die damit gewonnenen Freiflächen sollen genutzt werden, um das Stand-Angebot weiter aufzulockern. „Eine Ausdehnung auf den Prinzipalmarkt ist daher nicht erforderlich. Der Domplatz und der angrenzende Parkplatz bieten genügend Freiraum für die Wochenmarktstände“, erklärte Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer. „Vor uns liegen sehr schwierige Wochen. Trotzdem wollen wir weiterhin alles möglich machen, was der Pandemiebekämpfung nicht widerspricht“, sagt Markus Lewe. Beeindruckt zeigte er sich gestern in einem Pressetermin von den vielfältigen Ideen, die von der Gastronomie in den vergangenen Monaten umgesetzt wurden, um trotz Corona einen sicheren Betrieb anbieten zu können. Hier sieht der Oberbürgermeister Handlungsspielräume. Vertretern aus Kunst und Kultur kündigte er zudem Gespräche an. Hier soll geschaut, wie die Folgen der Pandemie in diesen Bereichen gemindert werden können, „Kunst und Kultur sind aus unserer Sicht systemrelevant“, so Lewe.
In Münster haben sich inzwischen 80 Praxen aus der niedergelassenen Ärzteschaft bereit erklärt, Abstrichtests durchzuführen. Die Krankenhäuser in der Stadt können bis zu 250 Intensivbetten für Covid-Patienten bereitstellen. Derzeit sind 33 Covid-Patienten in stationärer Behandlung (Stand Montag), davon zehn intensivmedizinisch. Die Stadt Münster kündigte an, die Corona-Fachstelle im Gesundheitsamt kommende Woche auf 103 Personen aufzustocken. Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens rechnet der Krisenstab mit einem Überspringen auf Pflegeeinrichtungen. Das Sozialamt lege Wert darauf, dass die Bewohner dort nicht isoliert würden, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Daher wurde in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eine Isolierstation mit elf Plätzen für die Versorgung pflegebedürftiger COVID-Patienten aus stationären Einrichtungen vorbereitet.
Im UKM werden aktuell zwei Patienten aus Holland und zwei weitere aus Belgien (Stand Dienstag) behandelt. Die NRW-Landesregierung hatte den beiden Nachbarländern Unterstützung zugesagt, bei der Versorgung von schwerkranken COVID-19 Patienten zu helfen. 85 Krankenhäuser in NRW haben sich gemeldet, Patienten aus den Nachbarländern aufnehmen zu können. Nach heutigem Stand werden in NRW 22 ausländische Patienten versorgt. Die Koordination dafür übernimmt das UKM.
Auch in Belgien hat sich die Corona-Krise stark zugespitzt, das Land zählt derzeit die meisten Corona-Infektionen in der Europäischen Union – im Schnitt über 15.000 Neuinfektionen am Tag, in den letzten zwei Wochen 1.600 Menschen pro 100.000 Einwohner. Das sind neunmal so viele wie in Deutschland. „Es ist selbstverständlich, dass wir auch hier unsere Hilfe anbieten. Wir haben die Möglichkeit und können die Zahl der Intensivbetten nach Bedarf stufenweise erhöhen“, betont Prof. Dr. med. Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor des UKM. Die beiden niederländischen Patienten, die das UKM vor zwei Wochen aufgenommen hat, befinden sich nach Angaben des Klinikums auf dem Weg der Besserung.
Oberbürgermeister Markus Lewe und Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer bitten die Münsteranerinnen und Münsteraner eindringlich, die Pandemiebekämpfung zu unterstützen. Lewe: „Fordern Sie sich gegenseitig auf, Masken zu tragen, Abstand zu halten, auf Hygiene zu achten und regelmäßig zu lüften. Die verschärften Infektionsschutz-Regeln werden leider noch lange notwendig sein und müssen von allen Bürgerinnen und Bürgern gelebt und mitgetragen werden.“ Wolfgang Heuer geht davon aus, dass die Maßnahmen mit einem zeitlichen Versatz von zwei bis drei Wochen Wirkung zeigen werden. Er ruft die Menschen in Münster auf, noch einen Schritt weiterzugehen und sich aktuell bei jedem nahen Kontakt zu fragen, ob dieser nötig ist. „Mit einer solch starken Reaktion der Bevölkerung ist es machbar, die zweite Welle zu brechen und mit einer deutlich verbesserten Ausgangslage in den Winter zu gehen.“
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