Schon zum dritten Mal hat Schauspieler Roland Jankowsky zu einer Lesung von Kurzkrimis in das Kino Schloßtheater im Kreuzviertel eingeladen. „Das ist einfach ein schöner Raum, in diesem Charme eines älteren Kinos fühle ich mich wohl – und die Zuschauer auch,“ hatte er uns vorher im ALLES MÜNSTER-Interview verraten.
Dreimal ist ja schon eine gelebte Tradition, mit diesem Hinweis hatte er das Publikum, dass sich bereits vorab auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr freuen durfte, gleich auf seiner Seite. Weil im großen Saal später noch ein Film über Black Sabbath gezeigt werden sollte, legte er ohne viel Vorgeplänkel mit seinem Vortrag los.
Verbrechen in der Heimat
Mit dem ersten Kurzkrimi holte Jankowsky die Zuhörer geschickt aus ihrer Heimatregion ab. Darin begeben sich zwei Studenten aus Münster auf eine Drogenschmuggeltour, es soll „der letzte Trip nach Holland“ für sie sein, doch dann kommt alles ganz anders, als sie geplant hatten. Einer von ihnen erlebt im Zwillbrocker Venn ein viel größeres Verbrechen. Autor Stefan Holtkötter hat die Stimmungsänderungen im nebligen Moor herrlich beschrieben, Roland Jankowsky ließ die Figuren und die Landschaft mit seiner lebhaften Darstellung nun für alle greifbar werden. Gebannt folgte ihm das Publikum bis zur Auflösung der spannenden Kurzgeschichte.
Mord(s)lustig…
Wer von Jankowsky wegen seiner oft herrlich überzogenen Darstellung des Kommissars Overbeck in der „Wilsberg“-Serie eher komödiantisches erwartet hatte, kam aber auch nicht zu kurz. Mit viel hinterlistigem Witz schlüpfte er bei Das andere Fenster von Niklaus Schmid in die Rolle des TV-Moderators sowie in die der schwärmerischen Fernsehzuschauerin. Geschrieben ist die Geschichte in der Form des klassischen Briefromans, Jankowsky spielte die vorsichtige Annäherung der beiden mit Genuss aus. Natürlich neigte er gelegentlich zum Übertreiben, wenn er die Witwe mit solchen Sätzen sprach, wie: „In Gedanken bin ich manchmal ein schlimmes Mädchen… in Gedanken, wohlgemerkt!“ Da deutete sich so langsam an, dass diese zunächst harmlos wirkende Schwärmerei der etwas einfältigen Zuschauerin in ein Verbrechen münden könnte.
„Der Humor kommt nie zu kurz, auch wenn munter gemordet und gestorben wird. Die Mischung macht´s“, hatte Jankowsky uns im Interview verraten. Auch der Autor Peter Godazgar hat für Sicherheit ist planbar kräftig gemischt, und zwar die Genres Krimi und Märchen, was schon in den ersten Sätzen klar wurde. Denn der nächste Auftrag führte den Sicherheitstechniker Hans Gretel von der Firma Jakob Grimm zu einem verlassenen Häuschen mitten im Wald, dessen Wände mit Vollmilchschokolade und anderen Süßigkeiten in schon leicht verblichenen Verpackungen verkleidet war. Während Roland Jankowsky in seiner Rolle als Techniker Gretel, von Euro-Normen für Türschlösser oder Pilzkopfverriegelungen für Fenster sprach, konnte das Publikum sein späteres Schicksal schon erahnen.
Vollends grotesk wurde es in einer weiteren Kurzgeschichte von Peter Godazgar, in der ein Einbrecher bei der Tat vom Hexenschuss geplagt wird. Ob er in Der Vorfall seine Pistole zücken wird, sich für die homöopathischen Globuli von Gertrud oder die Ibuprofen 800 von Heinz entscheidet, und wie das Schachmatt in der Küche aufgelöst wird, das wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Die Bücher sollen schließlich auch gekauft werden. Zu diesem Zweck hatte die Buchhandlung Medium im Foyer des Schloßtheaters einen kleinen Stand aufgebaut.
Roland Jankowsky hautnah
Die Buchhändler boten aber nicht nur die Anthologien an, aus denen Jankowsky vorgelesen hat, sondern auch Hörbücher von ihm. Die verlorene Bibliothek von dem amerikanischen Krimiautor A. M. Dean ist schon etwas länger auf dem Markt. Die neueste CD mit Chansons und Balladen von François Villon (beispielsweise bekannt durch „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund“) kommt eigentlich erst am 20. Oktober heraus – beim Leseabend im Schloßtheater gab es sie aber exklusiv einen Monat eher. Hier konnten die Besucher sie gleich von Jankowsky mit einem Autogramm versehen lassen. „Ich unterschreib aber auch alles andere, was sie mir da hinlegen, meinetwegen die Eintrittskarte,“ sagte er und ließ sich ebenso bereitwillig mit seinen Fans fotografieren.
Grundlage für die neue CD „Nur der, der lebt, lebt angenehm … (Jankowsky singt und spricht Villon)“ ist ein Soloprogramm, mit dem Roland Jankowsky zwar schon seit Jahren immer mal wieder auf den Bühnen unterwegs ist, aber das nun erstmals auf diese Weise veröffentlicht wird. Am 23. Oktober gibt es dazu im Hot Jazz Club eine „CD-Präsentation im kleinen Rahmen“, und zwar schon ab 18 Uhr (Einlass 17 Uhr). Es gibt ein begrenztes Kontingent an Karten, die ausschließlich im Medium Buchmarkt an der Rosenstraße erworben werden können. Das Gute ist: Sie kosten nichts. Da bleibt dann genug Geld übrig, um vor Ort das Hörbuch zu erwerben.
www.rolandjankowsky.de
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