Vor dem Hintergrund des andauernden Krieges Russlands in der Ukraine haben sich die Organisatoren der Russischen Filmtage Münster entschlossen, ihr bisher erfolgreiches Projekt weiter zu entwickeln und zu verändern. Der Blickwinkel wird nun über Russland hinaus auf weitere osteuropäische Länder erweitert, die aus der UdSSR entstanden sind.
„Mit dem Projekt „Cinema Ost- Osteuropa im Spiegel des Films“ richten wir den Fokus auf die heute souveränen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Das bedeutet keinen Boykott der russischen Kultur, sondern eine Neuausrichtung unserer Wahrnehmung“, so Gudrun Wolff von der Deutsch Russischen Gesellschaft Münster (DRG), die gemeinsam mit der Filmwerkstatt Münster und dem filmclub münster die Filmtage ausrichten. Sie sollen der Kultur der ehemaligen Kolonien Russlands Raum geben. Dabei wird auch die innere kulturelle Kolonisierung der weit mehr als hundert in Russland lebenden Ethnien nicht vergessen.
„Mit der Erweiterung der Perspektiven auf den osteuropäischen Film setzen wir fort, was wir seit Beginn des Krieges 2022 begonnen haben“, so Daniel Huhn, Geschäftsführer der Filmwerkstatt Münster. „In den letzten eineinhalb Jahren haben wir bereits drei Sonderprogramme zum ukrainischen Kino gezeigt und dabei nicht nur Kontakte in die Kinokultur von Russlands Nachbarländer aufgebaut, sondern auch ein neues Publikum.“
Bei den ersten „Cinema Ost“-Filmtagen ist nun als ukrainischer Beitrag „Klondike“ von Maryna Er Gorbach mit einer sehr persönlichen Perspektive auf den Krieg in der Ukraine zu sehen: Die schwangere Irka und ihr Mann Tolik leben in einem Dorf im Donezk, inmitten des Krieges an der ukrainisch-russischen Grenze. Obwohl das Leben der beiden immer stärker betroffen ist, weigert sich Irka, ihr Zuhause zu verlassen.Im Vorprogramm ist ein eigens für „Cinema Ost“ gedrehter Kurzfilm: Rodrigo Xavier setzt in seiner Dokumentation mit der Schilderung der Begegnung von russischen und ukrainischen Kindern im Offenen Ganztag an der Matthias-Claudius-Schule in Münster einen hoffnungsvollen Akzent (Freitag, 17. November, 20 Uhr, Schloßtheater).
„Nuuccha“ von Vladimir Munkuev ist ein bemerkenswertes Beispiel für das wenig bekannte jakutische Kino und leistet einen wichtigen Beitrag zur Debatte über die Auswirkungen der Kolonisierung und Zwangsassimilation im zaristischen Russland. Der Film spielt in Jakutien, im späten 19. Jahrhundert: Habji und seine Frau Keremes haben gerade ihr zweites Kind begraben und bereiten sich auf einen harten Winter vor. Anstatt ihnen zu helfen, befiehlt ihnen der lokale Prinz, den russischen Sträfling Kostya aufzunehmen (Montag, 20. November, 20 Uhr, Schloßtheater).
Verbunden wird das Filmprogramm durch eine Podiumsdiskussion im LWL-Museum für Kunst und Kultur. Moderiert von der Regisseurin Christiane Büchner diskutieren Prof. Ricarda Vulpius, Universität Münster, Olga Bryukhovetska, Professorin für Kulturwissenschaft an der Nationalen Universität der Kyiv-Mohyla Academy und Lesia Kordonets, ukrainische Filmregisseurin, was russischer Kulturimperialismus im Bereich der ukrainischen Filmkultur aber auch für die zwangsassimilierten Ethnien in der Russischen Föderation bedeutet und wie der Prozess der Dekolonisierung verläuft (Mittwoch, 15. November, 19:30 Uhr, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Eintritt frei).
„Cinema Ost“ ist eine Veranstaltung der Deutsch Russischen Gesellschaft Münster, der Filmwerkstatt Münster und des filmclub münster. In Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur, gefördert vom Kulturamt und vom Integrationsrat der Stadt Münster, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, der Sparkasse Münsterland Ost.
Weitere Informationen und Tickets findet ihr auf cinema-ost.de und auf der Homepage der Deutsch Russischen Gesellschaft Münster (DRG), www.drg-muenster.org