Die Corona-Krise hat gerade für Künstler katastrophale Folgen. Auch vielen Grafikern und Illustratoren sind in den zurückliegenden Wochen immer wieder Aufträge weggebrochen, Besserung ist bislang nicht in Sicht. So geht es auch der erfolgreichen Illustratorin Selda Marlin Soganci. Zahllose Kinder- und Erwachsenenbücher hat sie bereits illustriert, ihre markanten, meist auf Holz gezeichneten Figuren finden sich auf Postkarten, Plakaten, Anhängern und sogar auf Frühstücksbrettern.
„Für dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, sehr viel auf Kunstmessen auszustellen, die sind natürlich alle abgesagt worden, genau wie die Buchmessen“, bedauert die gebürtige Fränkin. Ihr kleines Laden-Atelier an der Südstraße musste sie wegen des Lockdowns ebenfalls schließen, „plötzlich war es still und einsam in meinem Geschäft.“ Da kam ihr eine Idee, von deren Erfolg sie selber überrascht wurde, „Ich dachte mir so, dass ich eigentlich nur noch über meine Schaufenster kommunizieren kann. Ich wollte versuchen, die Leute, die hier jeden Tag mit ihren Kindern vorbeikommen, in eine Kommunikation zu bringen.“ Jetzt steht auf dem Fenstersims ein Glas mit leeren Zetteln und einem Stift. Die Kinder können dort ihren Wunsch aufschreiben und in ein anderes Glas mit der Aufschrift „Wünsche“ werfen. Die Bilderwünsche werden von Soganci nach und nach abgearbeitet und an die Fensterscheibe geklebt.
„Wenn die Eltern mit ihren Kindern dann die Wunschzeichnung entdecken, sind sie immer total glücklich! Es ist eigentlich eine Kleinigkeit, die aber viele Menschen erfreut“, berichtet die Grafik-Designerin. Wie viele kleine Bilder schon an ihrer Schaufensterscheibe kleben, weiß sie selber nicht genau, rund 80 könnten es wohl sein, sagt sie. Und es werden täglich mehr, „ich muss wohl langsam über eine Leiter nachdenken“, sagt sie lachend. Viele Motive hängen mit der Corona-Krise zusammen, auch wenn es nicht immer sofort auffällt. So sind die fröhlichen Bilder auch ein Blick in die Seele der Kinder, die sich das jeweilige Motiv gewünscht haben. Endlich wieder mit Freunden einen Drachen steigen lassen können, zusammen mit den Eltern im Wohnmobil Urlaub machen, auf einem Segelschiff verreisen oder auch der Wunsch, später als Ärztin zu arbeiten. Selbst das Virus ist als „Böses Corona“ zu sehen und natürlich auch die unvermeidbare Toilettenpapierrolle.
Die Aktion ist kostenlos aber viele Eltern haben bereits aus Dank etwas im Online-Shop von Selda Marlin Soganci bestellt oder versprochen vorbeizuschauen, wenn das Geschäft wieder öffnen darf. Seit ein paar Tagen ist dies der Fall und tatsächlich schauen immer wieder neue Kunden vorbei. Aufhören möchte Soganci aber noch nicht mit der Aktion, zu viel Spaß hat sie an den fantasievollen Ideen der Kinder, die vom „Schwein mit Raketenrucksack“ über „Eule auf einem Laufrad“ bis zu „Schoki für Alle“ reichen. „Wenn meine Schaufensterscheibe voll ist, kann ich ja vielleicht beim Friseurgeschäft nebenan weitermachen“, wie sie lachend sagt.
- „Ufergespräche“: Unendliche Weiten Der Leiter des Instituts für Planetologie, Prof. Dr. Harald Hiesinger, über die Faszination der fernen Welten - 9. November 2024
- Gute Laune und ernste Töne Wolfgang Bosbach zu Gast beim Handelsverband NRW - 8. November 2024
- „Münster bleibt mein künstlerisches Zuhause“ Billi Thanners Himmelsleiter kehrt zurück / Vorarbeiten an St. Lamberti gestartet - 7. November 2024