Ein Open-Air-Konzert in Corona-Zeiten? Was sich in diesem Jahr festivaltechnisch wie ein absolutes No-Go liest, spornte die Amelsbürener Veranstalter von LaViesta gerade zu an: Auf dem Gelände der Uferstudios in Hiltrup wurde mit dem Material der Firma Multi Media ein rund 4.000 qm großes Freiluft-Areal mitsamt Biergarten errichtet, wo seit August Top DJs, Bands sowie lokale Acts auftreten. Unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln ist es maximal 500 Zuschauern sogar gestattet, an ihren Tischen zu tanzen. Mit dem Auftritt der Kölner Pop- und Weltmusikband „Bukahara“ meldete das Querbeatz-Team um Georg Reuber erstmalig in diesem Sommer: „Wir sind ausverkauft!“
Nach dem Auftritt der Osnabrücker Sängerin Kara, die mit ihren verträumt melancholischen Songs als Supportact den Abend am E-Piano stimmungsvoll einläutete, erläuterte Reuber den Zuschauern, dass durchaus machbar sei, am eigenen Tisch zu tanzen, wenn man die Bierbänke um rund 50 cm nach hinten rücken würde. Als die vier Musiker von Bukahara um kurz nach 20 Uhr die Bühne betraten und den ersten Song anstimmten, dauerte es gefühlte 10 Sekunden, bis die Zuschauer der Empfehlung des Veranstaltungschefs nachkamen und sich der komplette Platz in eine wogend tanzende Masse verwandelte. Von den ersten Tönen des Openers „Afraid No More“ merkte man dem Quartett seine routinierte Leichtigkeit, seine Spielfreude und vor allem seine Professionalität an: Bukahara setzen auf die dynamische Ausdruckskraft rein akustischer Instrumente wie Geige, Kontrabass, dezentem Schlagzeug, Gitarre, Mandoline, Posaune, Trompete oder auch der Tuba.
Gelernt haben die vier langjährigen Freunde ihr Handwerk an der Kölner Musikhochschule, wo man zusammen Jazz studierte und später als Straßenmusiker durch die Lande zog. Max Von Einem (Blasinstrumente) stammt aus Münster, Sänger, Schlagzeuger und Gitarrist Soufin Zoughlami hat zur Hälfte tunesische Wurzeln, Daniel Avi Schneider (Mandoline) ist jüdisch-schweizerischer Abstammung und Kontrabassist Ahmed Eid kommt aus Syrien und ist in Palästina aufgewachsen. Damit ist das 2009 gegründete Quartett seitens der Herkunft seiner Bandmitglieder so etwas wie der „Prototyp einer multikulturellen Band“ und entsprechen weltoffen – was vor allem die musikalische Ausrichtung angeht.
Dieser laut Band als „Arabic Balkan Sound“ zu bezeichnende Stilmix ist leichtfüßig, beseelt und vor allem tanzbar – letzteres nahm das Publikum während der gut 100 Konzertminuten auch dankbar an. Bei der traumhaft eingespielten Band fallen sämtliche Stilgrenzen; von Gypsy über Jazz bis hin zu Swing, Pop, Reggae, Folk und arabischen Klängen geht bei Bukahara so ziemlich alles – wenn es nur dem Song dient. Auf mittlerweile vier Veröffentlichungen zurückgreifend – der Fokus wurde auf das im April des Jahres erschienene aktuelle Werk „Canaries In A Coalmine“ gelegt – spielte die Band ein kurzweiliges Konzert der Extraklasse, bei dem als „Nebeneffekt“ jede Menge positive und lebensbejahende Energie freigesetzt wurde. Ob der Mitsingchor des vital-kämpferischen Jetzt-erst-recht-Songs „We Are Still Here“, die ruhigen Passagen deutschsprachiger Nummern wie „Vogel“ oder „Baum“ oder arabisch angehauchte Songs wie „Ktir“ oder „Mafarr“ – Bukahara beherrschen sämtliche Facetten der klanglichen Gefühlspalette mit scheinbar traumwandlerischer Sicherheit. Trotz der reduzierten konzerttechnischen Gesamtlautstärke (Beschwerden aus der Nachbarschaft bei den vergangenen Veranstaltungen) hinterließ diese hingebungsvolle Show als stimmige Verbindung zwischen Handwerk und Leidenschaft einen bleibenden Eindruck. Die Speedfolk-Version des wohl größten Hits „Eyes Wide Shut“ entließ ein rundum zufriedenes Publikum in den lauen spätsommerlichen Abend.
Kleiner Trost für alle, die es verpasst haben: Am 23.04. des kommenden Jahres kehren Bukahara zurück nach Münster und werden ein Konzert im Skaters Palace spielen.
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Hey, das war doch ein ‚geheim Concert‘ Nein?! Schadéé, ich hab es nicht gewusst. Ich dachte, ich bekomme sie im Scaterpalace in Ms zusehen, direkt 2x, 24.,+ 25.9., jedoch,aber nein, weil verschoben auf 2021.?.
Und der Kommentator, Dj. Rockemöller, lässt so einen gemeinen (positiv gemeint) und gleich einladenden Text los, über dieser Band. und ihrem Konzert in Hiltrup. Bukahara ist multikulti, Kulturelle internationale Lebensfreude kommt zum Ausdruck, pur! Danke Mr. F. Rockemöller für den Kommentar ?