Klosterleben und Bierbrauen gehören untrennbar zusammen, schließlich haben die Mönche des Mittelalters das Bierbrauen in seiner heutigen Form erfunden und weiterentwickelt. Bruder Moritz Huber von den Kapuzinern hat diese Tradition mitten in Münster wieder aufleben lassen, wenn auch nur im kleinen Maßstab und auch nur für seine Mitbrüder sowie Kolleginnen und Kollegen vom Treffpunkt „An der Clemenskirche“.
Auf den ersten Blick wirkt der junge Mann mit dem bayrischen Dialekt in Jeans und Pulli so gar nicht wie ein Ordensbruder. Wenn er sich allerdings ehrenamtlich im Treffpunkt „An der Clemenskirche“ für Menschen am Rande der Gesellschaft engagiert, sieht das schon anders aus, dann macht die braune Kutte sofort klar, dass hier ein Mann des Ordens tätig ist. „Es heißt übrigens Bruder, nicht Mönch. Mönche leben eher abgeschieden im Kloster, während wir außerhalb der Klostermauern tätig sind“, wie der 27-Jährige erläutert.
In den Orden ist Bruder Moritz 2019 eingetreten, aktuell befindet er sich im Juniorat, einer befristeten Ordensmitgliedschaft, die drei bis neun Jahre dauert. „Das abgeschiedene Leben hinter Klostermauern ist nicht mein Ding. Der Kapuzinerorden passt für mich wie die Faust aufs Auge! Das Gebet gibt mir den Frieden und die Ruhe, die ich brauche, um den Menschen voll und ganz zu helfen“, wie er betont. Das Bierbrauen ist kein ausgefallenes Hobby des Bayern sondern sein Beruf. Vor seinem Klosterleben hat Moritz Huber in Ingolstadt Bierbrauer gelernt. Es folgte eine kurze, glücklose Episode als Brauer in einer kleinen bayrischen Brauerei. Danach startete Huber 2016 eine Wanderung von Innsbruck nach Rom, auf dem Weg kam er unter anderem durch Assisi und La Verna, in denen der Heilige Franziskus gelebt hat, „Die Einfachheit und Zufriedenheit hat mich beeindruckt, das ist mir im Hinterkopf geblieben. In Münster bin ich dann in den Orden eingetreten.“
Das Bierbrauen hat Bruder Moritz dennoch nie aufgegeben. Mit dem, was die Küche des Klosters hergibt, hat er ein leckeres Bier nach bayrischem Stil gebraut. „Große Töpfe gibt es ja, außerdem habe ich noch eine Milchkanne verwendet“, wie er berichtet. Das Ergebnis konnten die haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen des Treffpunktes „an der Clemenskirche“ jetzt testen. In einem kleinen Nebengebäude des Klosters, das rund neunhundert Meter nordwestlich vom Schloss inmitten eines Wohngebietes liegt, konnte sich die Gruppe von den Brauerqualitäten des Kapuziner-Bruders überzeugen. Ganz nebenbei erzählte der geübte Brauer von den Abläufen des Bierbrauens, warum bayrisches Bier anders schmeckt als norddeutsches und dass er sich vorstellen kann, Bierbraukurse zu geben, um mit den Menschen auf diese Weise ins Gespräch zu kommen.
Daraus wird allerdings zumindest in Münster wohl in absehbarer Zeit nichts werden, um sein Theologiestudium fortzusetzen, wird Bruder Moritz im Februar in das österreichische Salzburg umziehen. „Den Treffpunkt werde ich bestimmt vermissen. Diese freundliche Wohlfühlatmosphäre wie in einem Wohnzimmer, das wird mir fehlen!“
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