Montage sind ja meistens so eine Sache, Wochenende noch in den Knochen, 4 Arbeitstage stehen noch bevor – eigentlich kein Grund für gute Laune. Die Ausnahme am vergangenen Montag hatte einen Namen: „Boysetsfire“! Lange Schlangen vor dem Skaters Palace verhießen einiges, rund 1600 Freunde der härteren Töne wollten die US-Amerikaner aus Newark sehen. Die Vorzeichen hätten besser nicht sein können, erst letzte Woche veröffentlichten Boysetsfire ihr gleichnamiges Album und lieferten damit einen wirklichen Kracher ab. Druckvoll, leicht melancholisch und gewaltig energiegeladen, das machte Lust auf mehr.
Auch auf der Bühne feiert es sich am besten nicht alleine. Ein beachtenswertes Vorprogramm hat man für die Tour mit auf Reisen genommen, Great Collapse und Silverstein durften für Boysetsfire anwärmen. Den Job erledigten sie mit Bravour, die Stimmung war schon vor dem Hauptact ausgelassen und die Temperaturen im Saal waren mit hochsommerlich noch sehr wohlwollend umschrieben. Das sollte sich auch nicht mehr ändern, bereits in der ersten Umbaupause sah man kaum noch trockene Kleidung auf dem Hof des Skaters Palace. Von Silverstein sollte man im Laufe des Abends aber noch mehr als erwartet hören.
Eine letzte und lange Umbaupause später konnte sich die Vorfreude dann endgültig entladen. „Savage Blood“, einer der stärksten Songs des aktuellen Albums führte die Münsteraner in einen fantastischen Konzertabend. Boysetsfire hatten nämlich nicht nur eine neue Platte, sondern auch noch gewaltige Spielfreude mitgebracht. Dabei hätte es auch ganz anders aussehen können – Sänger Nathan Gray hat seit Beginn der Tour mit einer Erkältung zu kämpfen, die ihm gerade in den Screamo-Parts der Songs einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht, oder besser gesagt machen würde. Wo andere Sänger sich eine Auszeit gönnen, macht Boysetsfire aus der Not eine Tugend, schließlich hat man zwei andere Bands mit auf Tour, ein fahrendes „Ersatzteillager“ sozusagen. Shane Todd, Frontmann vom Silverstein stürmte überraschend beim dritten Song die Bühne und unterstützte gesanglich. Eine Situation mit Seltenheitswert, vor allem aber absolut stimmig. Todds Stimme fügte sich nahtlos in die Songs von Boysetsfire ein.
Man nahm sich nicht so wichtig auf der Bühne, sympathisch, gelassen und vollsten motiviert feuerte man Songs aus 20 Jahren Bandgeschichte auf das feiernde Publikum ab. Manchmal mochte man denken, die Band würde lieber mitten im Publikum spielen, statt erhöht auf einer Bühne. Gefühlt verging die Zeit wie im Fluge, bevor Nathan Gray schon sehr früh die Extra-Zugabe, „Cutting Room Floor“ ankündigt. Ein weiterer Höhepunkt der neuen CD, welcher tatsächlich nicht auf der Setlist des Abends stand. Münster scheint wohl auch Boysetsfire begeistert zu haben. Damit wären wir aber auch schon beim einzigen Manko des Abends, die Zeit verging nicht nur gefühlt wie im Fluge. Tatsächlich war gerade einmal etwas über eine Stunde vergangen, als die Amerikaner die Bühne verließen. Dies ist aber Jammern auf höherem Niveau, denn die verschwitzten Gesichter der Fans erzählten eher von einem grandiosen Konzerterlebnis als einem Funken Enttäuschung und vielleicht sieht man Boysetsfire in Münster ja wesentlich früher wieder als erwartet, wer weiß…
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