Freddy Bock hatte eigentlich keinen ungewöhnlichen Wunsch, er war auf der Suche nach einem Troyer, der ihm gefällt. Schlicht, schwarz und auf jeden Fall fair produziert und gehandelt, hergestellt aus Bio-Baumwolle. „Das was ich wollte, gab’s aber einfach nicht“, erinnert sich Bock. Die meisten Menschen hätten an diesem Punkt vermutlich entweder ihre Ansprüche reduziert oder aufgegeben.
Nicht so der BWL-Student aus Münster. „Auf der Seite eines Großhandels habe ich dann genau den richtigen Troyer gefunden. Das Problem war nun, dass man mindestens zehn Stück abnehmen musste, außerdem musste das Produkt ‚veredelt‘ sein“, anders gesagt, es musste einen Marknennamen tragen. Auf der Suche nach neun weitere Menschen, die sich ebenfalls für diesen Troyer erwärmen können, traf Bock auf den Jura-Studenten Henrik Volkmann. Nach und nach reifte in den beiden die Idee, ein Modelabel zu gründen. „Wir brauchten noch einen Namen. Finde mal einen Namen für eine Modemarke!“ Aus der Gruppe der Troyer-Fans kam der Vorschlag, die Marke „Bock Studios“ zu nennen, „einer hatte die Idee für den Namen, ein anderer für das Logo, an dem Projekt waren viele beteiligt“, berichtet Freddy Bock, dem es anfangs offenbar gar nicht so recht war, dass das Gemeinschaftsprojekt seinen Namen trägt. „Andererseits ist das ein Name, den man nie buchstabieren oder zwei Mal sagen muss“, wie der Jungunternehmer lachend anmerkt.
Schnell wurde Bock und Volkmann klar, dass das Interesse an ihrem Troyer größer ist, als sie es sich anfangs dachten, sie gründeten eine Firma und erhielten ein Gründerstipendium vom Land NRW. „Mit einem Teil des Geldes wollten wir etwas Gutes tun und kamen auf die Idee mit den Regenbogen-Patches“, sie sind es, die das Projekt aus der Riege der diversen Modelabels heraushebt. Der Kunde kann zusätzlich zum Troyer, der 89 Euro kostet, für fünf Euro einen Patch kaufen, auf dem das Wort „Studios“ in Regenbogenfarben geschrieben ist. Die fünf Euro werden vollständig an eine von drei Organisationen gespendet, unter denen der Kunde wählen kann. „Die Produktion der Patches bezahlen wir. Es wäre ja Quatsch, wenn wir die Produktionskosten von den Spenden abziehen würden“, erklärt Freddy Bock, während er an seinem Troyer den normalen Patch gegen den Regenbogen-Patch austauscht. Viva con Agua, EXIT Deutschland und Sea Watch stehen dem Käufer zur Auswahl.
Statt zehn Troyer beim Großhändler haben die beiden Jungunternehmer letzten Endes eine dreistellige Zahl nach eigenen Plänen bei einem Hersteller in Portugal produzieren lassen, alle sind inzwischen restlos ausverkauft, „Die Idee kommt cool an, viele Freunde unterstützen uns, indem sie unsere Posts teilen oder Fotos von sich bringen, auf denen sie unseren Troyer tragen.“ Mit Blick auf den Sommer planen die Beiden von „Bock Studios“ gerade T-Shirts, natürlich wieder fair hergestellt und aus Bio-Baumwolle. „Das alles lernt man nicht in der BWL-Vorlesung, das muss man sich selber beibringen“, berichtet Freddy Bock mit Blick auf sein Modelabel. Was aktuell noch in den Kinderschuhen steckt, kann für den BWL-Studenten durchaus die berufliche Zukunft darstellen, wie er sagt.
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