(Aktualisiert, 22:06 Uhr) – Im Rahmen des europaweiten Blitzmarathons kontrollierte die Polizei gestern auf den Straßen in Münster und den dazugehörigen Autobahnen die Geschwindigkeit. Im Zeitraum 6:00 bis 22:00 Uhr wurden über 38.800 Fahrzeuge überprüft. Insgesamt stellten die Beamten 1427 Verstöße fest.
Als Kind wurde der Münsteraner Stefan Lang von einem Auto angefahren, das mit 30 Stundenkilometern zu schnell unterwegs war. „Ich erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und lag 4 Wochen im Koma“, erinnert sich Lang, der auch heute mit einer halbseitigen spastischen Lähmung noch immer auf Hilfe angewiesen ist. „Ich habe unglaubliches Glück gehabt, trotz meiner Hirnschädigung habe ich damals mein Abitur schaffen können, nur 5% der Menschen mit dem gleichen Verletzungsmuster schaffen es überhaupt noch das Einmal-Eins zu beherrschen“. Hassen tut Stefan Lang den Unfallfahrer nicht, viel mehr hat er kein Verständnis für Menschen, die bewusst fahrlässig handeln: „Solch eine Rücksichtslosigkeit kann ich nicht nachvollziehen.“
Die Folgen von schweren Verkehrsunfällen kennt auch Christiane Gruber nur zu gut. Sie ist Opferschutzbeauftragte bei der Polizei. Sie wird immer dann von ihren Kollegen hinzugerufen, wenn es darum geht, traumatisierte Menschen nach Verkehrsunfällen zu betreuen. „Dazu gehört auch, dass wir den Angehörigen Todesnachrichten überbringen müssen“, erklärt Gruber, die seit 12 Jahren im Polizeipräsidium Münster tätig ist. Für diesen Job sei nicht nur ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl nötig, sondern auch viel Empathie, wie die erfahrene Polizistin betont. „Wir wissen nie, wie Menschen auf solch schreckliche Nachrichten reagieren, da können wir nach keiner Checkliste verfahren.“
Bis zum Abend kontrollierten die Beamten 38.861 Fahrzeuge und stellt 1427 Verstöße fest, etwa ein Drittel im Stadtgebiet. Zügig war bereits früh am Morgen ein Kradfahrer auf der Altenberger Straße unterwegs, wie Polizeihauptkommissar Gunnar Diedrich berichtet. Mit 144 km/h bei erlaubten 100 km/h schlitterte der Mann nur knapp an einem Fahrverbot vorbei. Ihn erwarten nun eine Geldstrafe von 120 € und ein Punkt in Flensburg. Spitzenreiter war auf der gleichen Straße am Nachmittag ein 58-jähriger Audi-Fahrer mit 174 km/h statt den erlaubten 100 km/h. Ihn erwarten ein Bußgeld in Höhe von 600 Euro, zwei Punkte und ein dreimonatiges Fahrverbot.
„Durch das Puzzleteil Blitzmarathon decken wir einen Teil der Unfallbekämpfung ab“, erklärt Einsatzleiter Polizeioberrat André Weiß. „Außerdem sind wir überzeugt davon, dass immer wiederkehrende Kontrollen dazu führen, dass es weniger Verletzte und Tote im Straßenverkehr gibt.“ Von dem Vorwurf der Abzocke distanziert sich Polizeipräsident Hajo Kuhlisch deutlich: „Bei einer solchen Aktion wie dem Blitzmarathon machen wir genau das öffentlich, was jeden Tag Teil unserer Arbeit ist.“ Manchmal müsse es Rasern im Geldbeutel wehtun, das sei nichts gegen einen Aufenthalt der Unfallopfer auf der Intensivstation.
Noch bis um 22:00 Uhr kontrolliert die Polizei die Einhaltung der Geschwindigkeit auf Münsters Straßen und den zugehörigen Autobahnen, eine Auflistung der Messstellen findet ihr hier.
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