Das Bierfest hat in Münster Tradition: Bereits zum vierten Mal versammeln sich vor dem Schloss all jene, die abseits der Fernsehwerbung Neues probieren und Bier genießen statt herunterkippen möchten. Dazu gibt es bis Samstag Livemusik mit Gitarre, etwas gegen den Hunger und die ersten Münsteraner Shuffleboard-Meisterschaften.
Gewitter sind für den Donnerstagabend vorhergesagt, aber es bleibt erst einmal trocken. Trotz des nicht optimalen Wetters ist es gegen Abend voll vor dem Schlossplatz, wenn das Bierfest zum ersten von vier Tagen einlädt. Hier gibt es, analog zu den innenstädtischen Weinfesten, Bierspezialitäten zu probieren, das man sonst nicht überall bekommt. Mit dabei sind in diesem Jahr zum ersten Mal die Jungs von der Munich Brew Mafia. „Die hatten den weitesten Weg“, erzählt Veranstalter Michael Solms und lacht. Die Münchener bringen neben guter Laune auch hervorragendes Bier mit aus dem Freistaat. Ihr Citra-Pils ist so leicht trinkbar wie jedes Pils, überzeugt aber darüber hinaus mit seiner zitronigen Note. Ein tolles Bier für heiße Tage! Kein Wunder, dass die Jungs erzählen, sie seien auch für Festivals im In- und Ausland gebucht.
„In diesem Jahr haben wir noch mehr kleine Brauereien dabei“, sagt Solms. Dabei kommen die nicht nur aus der Region: Auch afrikanisches, belgisches oder amerikanisches Bier kann verkostet werden. Darüber hinaus gibt es mit Lemon-Milk-Shake-Bier oder dem Iron-Maiden-Ale Trooper wirklich Ausgefallenes zu probieren. Der Craft-Bier-Markt in Deutschland wächst noch – zwar langsam, aber stetig. Darum ist die Stimmung bei den Mitstreitern auf dem Bierfest gut, und sie wird besser, je voller der Platz wird. Bier ist hier buchstäblich in aller Munde.
Auch das Friedensreiter Bräu gibt es erst seit rund anderthalb Jahren. Braumeister Wilhelm Schoppmeier hat drei süffige Biere im Angebot: Pale Ale, Helles und Dunkles Lager. „Alle unsere Biere werden mit historischen Getreidesorten nach Ökostandard gebraut“, erzählt der Steinfurter. Die besonderen Aromen schmeckt man. Apropos schmecken: Wer sich traut, kann sich an allen Ständen fachkundig beraten lassen. So finden auch Menschen, die bisher Bier nicht allzu viel Beachtung geschenkt haben, das passende Getränk. Beim Back- und Brauhaus Brinker aus Georgsmarienhütte gibt es zum Beispiel ein spezielles Spargel-Grut, „das ist hervorragend zum Spargelessen geeignet“, erläutert Inhaber Clemens Brinker. Wir machen den Geschmackstest und sind überrascht von der aromatischen Vielfalt des Grutbieres, das tatsächlich gut mit Spargel harmonieren wird.
Jann verkauft seine Weiße Elster seit 2014. Der Wahlleipziger hat in Münster einst Evangelische Theologie studiert, bevor er im Osten 2014 die erste Craftbrauerei gründete. „Heute exportieren wir bis nach China“, erzählt er nicht ohne Stolz, „aber wir verwenden nach wie vor nur deutsche Zutaten.“ Wir probieren das vierfach gehopfte Pils – und sind von den Geschmacksnuancen begeistert.
Bei all den unterschiedlichen Bieren einen Favoriten zu küren, fällt noch schwerer als sich bei der Auswahl von über 250 verschiedenen Sorten erstmalig zu entscheiden. Da hilft nur eines: Nochmal wiederkommen. Am Wochenende soll schließlich durchgehend die Sonne scheinen – und was passt besser zum Sommerwetter als ein Bier?
(Fotos: Katja Angenent)
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