Es ist eine Art Hassliebe, die den Münsteraner mit den E-Scootern verbindet. Wenn man die Kommentare in den Sozialen Medien zu dem Thema verfolgt, drängt sich der Eindruck auf, dass die kleinen Elektroflitzer in erster Linie nerven. Ein Blick auf die tägliche Realität im Straßenverkehr hingegen spricht eine andere Sprache, überwiegend junge Menschen nutzen die hippen E-Scooter in großer Zahl, um innerhalb der Stadt zügig von A nach B zu gelangen. Auch die Wachstumszahlen sind beeindruckend, erst vor wenigen Tagen ist mit der Firma Bird der bislang vierte Anbieter auf das münstersche Parkett gerollt, ihre 300 Fahrzeuge nehmen sich neben den Tausenden von Rollern der Mitanbieter allerdings noch bescheiden aus.
Ende letzten Jahres versuchte der Anbieter Tier offenbar, auch das gesetztere Publikum für sich zu gewinnen, indem er seine Roller-Flotte um Pedelecs erweiterte. Diesen Schritt geht nun auch die estländische Firma Bolt, wie sie in einer Pressemitteilung ankündigt. Münster ist nach Düsseldorf und Köln die dritte deutsche Stadt, in der die Pedelecs zum Einsatz kommen. Die Anbieter der ausleihbaren E-Scooter reagieren neben dieser Anpassung an die Bedürfnisse der Kunden auch mehr oder weniger freiwillig auf viele Kritikpunkte. So dürfen die Akkus zum Beispiel nicht mehr fest verbaut sondern müssen austauschbar sein, damit am Lebensende des Energiespeichers nicht das ganze Gerät weggeworfen werden muss. Es gibt No-Parking-Zonen, in denen die Roller nicht abgestellt werden können, auch automatische Geschwindigkeitsdrosselungen zum Beispiel bei Fahrten in Fußgängerzonen wurden umgesetzt.
Nutzerinnen und Nutzer von Rollern der Firma Bolt werden laut der Pressemitteilung während des Bestellprozesses auf Parkregeln hingewiesen und müssen vor Beendigung ihrer Fahrt ein Foto über die App hochladen, um zu bestätigen, dass das Fahrzeug korrekt geparkt ist. Außerdem sollen umgekippte E-Bikes automatisch gemeldet und wieder aufgestellt werden. Vor Fahrtbeginn muss in der Bolt-App von Donnerstag bis Sonntag zwischen 22.00 und 5.00 Uhr ein Reaktionstest bestanden werden. Scheitert die Kundin oder der Kunde, wird die Fahrt zwar nicht unmöglich, es wird allerdings dazu geraten, die Geräte nicht auszuleihen. Bolt geht davon aus, dass in diesem Zeitraum die Gefahr am größten ist, dass die Kundinnen oder Kunden betrunken sind.
Neben E-Scootern und Pedelecs bietet der Anbieter Tier in manchen Städten auch E-Mopeds an, die optisch an Motorroller erinnern. Bis es in Münster auch dieses Angebot gibt, dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein. Ebenfalls eine Frage der Zeit dürfte es sein, wann der Verdrängungswettbewerb beginnt.
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