Der hohe Zaun, die verschlossenen Stationen, das Wissen, dass hier Täter leben: Der Besuch in einer Forensik ist für Außenstehende oft zunächst befremdlich. Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, suchte ganz bewusst die Christophorus Klinik in Münster-Amelsbüren auf, um mit Mitarbeitenden, aber auch Patienten ins Gespräch zu kommen. Insbesondere die seelsorgliche Begleitung der 54 Männer war ihm ein Anliegen.
„Wer sind Sie denn?“ oder „Das ist bestimmt ein Pastor!“ – nicht jeder der Patienten aus der Christophorus Klinik erkannte den Bischof unmittelbar. Viele der in der Klinik lebenden Männer, die allesamt eine psychische Erkrankung sowie eine Intelligenzminderung haben, kamen vor ihrem Klinikaufenthalt nur selten mit kirchlichen Strukturen in Kontakt. In der Christophorus Klinik, die sich in Trägerschaft der Alexianer befindet, ist seelsorgliche Arbeit jedoch ein wichtiger Baustein im Umgang mit den verurteilten Rechtsbrechern.
„Es spielt keine Rolle, ob oder welcher Konfession die Patienten angehören“, so Jutta Kasberg, Pastoralreferentin und Seelsorgerin der Klinik. „Die kleine Kirchenkapelle und unsere Arbeit hier haben einen besonderen Stellenwert, da sie frei von therapeutischen Ansprüchen sind“. Im Moment des Gottesdienstes, des Zusammenseins, des Singens oder auch des intensiven Gesprächs werden keine medizinischen Dokumentationen geschrieben, die in die Akte des Patienten Eingang finden. Auch fungieren die Seelsorger als erste Anlaufstelle für die Männer, wenn es Grund für Beschwerden gibt.
Beim Rundgang über das mehr als sechs Hektar große Klinikgelände kam Bischof Felix immer wieder ins Gespräch mit Patienten, die gerne in der Werkstatt ihre Arbeit, aber auch auf den Stationen ihre Zimmer zeigten. Dass die Arbeit der Therapeuten in der Klinik Früchte trägt, verdeutlichen Statistiken, wie der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dieter Seifert abschließend erklärte: „Die Rückfallquote nach einem Aufenthalt im Maßregelvollzug ist deutlich niedriger, als die von Menschen, die im Justizvollzug waren“. Insbesondere langjährige Nachsorge durch Klinikmitarbeitende und die Entlassung der Patienten in passgenaue betreute Wohnformen seien hier die Schlüssel zu einem stabilen Leben nach der Klinik.
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