Der Münster-Tatort ist nach wie vor schwer im Rennen. Beliebt ist er nicht nur bei den TV-Zuschauern, die regelmäßig Traumquoten verursachen. Auch für die Region spielt die Krimireihe eine wichtige Rolle. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen verlieh daher gestern Abend ihren Ehrenpreis „Balance“ an die WDR-Tatort-Redaktion aus Köln.
Regelmäßig fährt der Tatort aus Münster Rekordquoten ein: Mit der Folge „Schwanensee“ lockten die Kölner Krimimacher im vergangenen Jahr 13,69 Millionen Zuschauer vor die Fernseher und erreichten damit die höchste Einschaltquote des Jahres. Der Tatort habe die Wahrnehmung des Münsterlandes im Rest der Republik positiv verändert, sagte IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer bei der Verleihung, „das hilft uns im Wettbewerb der Regionen ungemein“, insbesondere, wenn es darum gehe, Fachkräfte zu gewinnen. „Münster kommt beim Tatort nicht nur gut weg“ so Hüffer, sondern dies führe auch dazu, dass die Stadt in aller Munde ist.
Die Universität Münster habe in einer Studie herausgefunden, dass mit dem Münster-Tatort nicht nur zahlreiche Touristen in die Stadt kommen. Auch fülle jeder Drehtag, den das 50-köpfige Filmteam vor Ort ist, die Kassen: Rund 10.000€ verblieben so täglich in der Region und für die regelmäßigen Vorpremieren im Kino reisen Tatort-Fans aus allen Teilen Deutschlands an, um ihre Hauptdarsteller hautnah zu erleben.
Stellvertretend für das gesamte Tatort-Team des WDR nahmen Prof. Gebhard Henke, Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, und Redakteurin Nina Klamroth den „Balance“-Preis der IHK entgegen. Mit Absicht hatte man zur Ehrung keine Darsteller eingeladen: „Die sind immer präsent, doch diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, werden nie geehrt“, erklärte der Kammer-Chef.
„Wir sind stolz wie Bolle“, freute sich Gebhard Henke über die Auszeichnung. Bei ihm laufen viele Bewerbungen von Städten ein: „Doch wer Tatort bei sich haben will, muss bedenken, dass wir auch das Dunkele in die Stadt bringen. Auch wenn wir natürlich alle wissen, dass es Kriminalität in Münster nicht gibt“, fügte Henke schmunzelnd hinzu und ist sich sicher: „Wir sorgen für das seelische Gleichgewicht des Gebührenzahlers“.
Für Redakteurin Nina Klamroth ist es immer „außergewöhnlich“, in Münster zu drehen. „Wir werden mit offenen Armen empfangen. Wenn wir zum wiederholten Mal auf dem Prinzipalmarkt drehen, sind die Bürger stolz, wenn sie beim Absperren mithelfen dürfen.“ In Köln seien solch entspannten Bedingungen am Film-Set mittlerweile fast undenkbar. Das Budget verhindere allerdings, dass man mehr Drehtage in Münster einplant, da auch die ausführende Produktionfirma ihren Sitz in Köln hat. Oberbürgermeister Markus Lewe gratulierte IHK-Präsident Hüffer zur Entscheidung, die Kölner Tatort-Macher auszuzeichnen. „Diese Menschen schaffen es, Menschen für die Region zu begeistern“, lobte Lewe das Team, „kommen Sie gerne noch viele Jahre nach Münster.“
Das Drehbuch für den nächsten Tatort ist übrigens gerade fertiggestellt. Viel verraten wollte WDR-Redakteurin Nina Klamroth zum Inhalt aber nicht. Nur so viel: „Es wird ein humoristisches Kammerspiel sein, bei dem im Uni-Milleu ermittelt wird.“
Hintergrund: Der Ehrenpreis der IHK Nord Westfalen besteht aus einer Urkunde sowie der verkleinerten Nachbildung der Skulptur „Balance“, die der Künstler Wolfgang Lamché aus Ennigerloh für das Foyer im IHK-Gebäude in Münster gestaltet hat. Die „Balance“ symbolisiert den Ausgleich von Einzelinteressen verschiedener Branchen und Unternehmen sowie deren Bündelung zum Gesamtinteresse der Wirtschaft. Die Skulptur steht damit für eine zentrale Aufgabe der Industrie- und Handelskammer. Den Preis vergibt das Präsidium der IHK Nord Westfalen in unregelmäßigen Abständen an Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die regionale Wirtschaft verdient gemacht haben.
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