Das B-Side-Festival hat sich nach der Premiere im letzten Jahr in Münsters Veranstaltungskalender fest etabliert. In diesem Jahr haben sich so viele Künstler, Helfer und Lokale beteiligt, dass es nicht mehr möglich war, alles zu sehen und zu erleben. Es gab zwar einen gefalteten Flyer, auf dem das gesamte Programm abgedruckt war. Den haben die meisten der zahlreichen Besucher am Freitag und Samstag aber nicht zur Hand genommen. Sie sind eher planlos hin und her über den Hansaring gezogen und haben sich „einfach durchs Quartier treiben“ lassen, wie die Veranstalter es in ihrem Facebook-Auftritt selbst vorgeschlagen hatten.
Dabei gab es allerhand zu entdecken: Livemusik aus allen möglichen Genres von lokalen Größen oder noch ziemlich unbekannten Interpreten. Ausstellungen von Fotos, Architekturprojekten oder Kaffeklecksmalereien. Theater für Kinder und für Erwachsene, manchmal sogar in sehr privaten Räumen. Es gab so einige bisher unbekannte Hinterhöfe zu sehen, mit Flohmärkten, offenen Bühnen oder Imbissbuden.
Und es haben sich noch mehr Lokale an dem Festival beteiligt, als beim ersten Mal. So bot der Biergarten des Prütt Cafés einer ganzen Reihe von Künstlern, aus der sehr weit gefassten Schublade „Singer-Songwriter“, eine Bühne. Einige Lokale, wie das Babel, hatten ihre Möbel rausgeräumt, um Platz für Band und Publikum zu schaffen. In anderen kleinen Kneipen, wie der Kaffeegießerei oder dem Eulen & Lerchen, spielten die Musiker vor allem für Zuhörer, die sich draußen auf dem Gehweg knubbeln mussten. Da hatten die Helfer der B-Side viel zu tun, die Besucher aufzufordern, wenigstens den Radweg für Passanten freizuhalten. Ihre Hauptaufgabe war es aber, mit klappernden Dosen Spenden zu sammeln, für das kreative Projekt in Münsters Stadthafen.
Das eigentliche B-Side-Projekt hatte seinen Infostand diesmal vor einer Garage neben der Bohème Boulette aufgebaut. Hier erklärten die Akteure vom B-Side e. V. unermüdlich, wie sie den alten Hill-Speicher auf der Südseite von Münsters Stadthafen in ein selbstverwaltetes Haus mit bezahlbaren Arbeitsräumen für Kreative verwandeln wollen. Darum ginge es schließlich, nicht nur darum, ein nettes Festival im Hansaviertel zu veranstalten. Immerhin haben es die Einnahmen im letzten Jahr ermöglicht, dass der Verein, seit ein paar Monaten, einige Räume im hinteren Teil des Speichers nutzen kann. Zum Beispiel, um die notwendigen Gesprächen mit Behörden und Investoren vorzubereiten, aber auch für Yogakurse oder für die neue Werkstatt der Siebdrucker von Teo Barley und dem Onbones Collective, auch bekannt als Fairdruckt eG. Am Wochenende hatten sie ihre Druckmaschinen aber in einen Hinterhof am Hansaring geschleppt, wo die Besucher aus verschiedenen Motiven auswählen und beim Herstellungsprozess direkt zusehen konnten. Am beliebtesten war das Motiv „Anarchocyclist“, das ein Fahrrad mit dem aus Punk-Kreisen bekannten Anarchie-Logo verknüpft.
Echte Emotionen lösten junge Schauspieler aus dem Rheinland bei ihrem Publikum im Nomad aus. Sie boten ein bunt gemischtes Programm aus Monologen, mit denen sie sich normalerweise bei Theatern bewerben: Choleriker, Schwangere, Frustrierte und weitere Figuren, die aus ihrem Leben erzählen. Besonders Larissa Ruppert schockierte die Zuschauer, als sie in kurzen Szenen eine Schwangere darstellte, die allerlei Drogen konsumierte. Andere Schauspielerinnen lockten für ihre Aufführungen sogar in private Wohnungen, wie zum Beispiel Hannah Tönies für das Stück „Endstation Sofa“. Die Gruppe „die eine & die andere“ hatte die Reihe unter das Motto „Hinter geöffneten Türen“ gestellt.
Musikalisch wurde bei diesem B-Side-Festival eine noch größere Bandbreite geboten als im letzten Jahr. Es war dieses Mal mit den Jazzy Meetings im Hansastudio in der Alten Schlosserei sogar etwas Jazz dabei, hervorragender Elektro-Pop mit der Band Bahira im ExKaffee – und immer wieder Hip Hop. Zum Beispiel in der Watusi Bar mit Benny Barmann an den Plattentellern und dem Freestyle-Rapper AzudemSK am Mikrofon. Irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr musste aber Schluss mit dem Treiben auf der Straße sein, die Parties gingen dann jenseits des Hansaviertels im Amp, im Tryptychon und im Gleis 22 weiter.
Weitere Infos über das Projekt B-Side findet ihr unter b-side.ms sowie ein paar Impressionen aus dem letzten Jahr hier.
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