Lange Zeit war es nur eine Vermutung, seit dem 11. Januar herrscht Gewissheit, auch Menschenaffen können sich mit Covid-19 infizieren. Zwei Gorillas im Safari Park des Zoos von San Diego (USA) wurden positiv getestet, nachdem sie auffälligen Husten hatten. Im Allwetterzoo sorgt diese Nachricht in erster Linie dafür, dass sich die Verantwortlichen in ihren bisherigen Vorsichtsmaßnahmen bestätigt fühlen. „Wir sind alle davon ausgegangen, dass das kommen könnte. Wir waren uns des Risikos bewusst“, sagt Miriam Göbel, die als Kuratorin im Zoo am Aasee in erster Linie für die Affen zuständig ist.
„Es ist schon lange bekannt, dass Grippe- und Erkältungsviren vom Menschen auf Affen übertragen werden können, unter anderem deswegen reichen die Glasscheiben zwischen den Besuchern und den Gorillas bei uns im Affenhaus bis unter die Decke“, erläutert Göbel. Bereits zu Beginn der Pandemie Mitte März vergangenen Jahres wurden detaillierte Pläne ausgearbeitet, um die Zootiere vor einer Infektion zu schützen. Besuche hinter den Kulissen sind seither tabu, Handwerker dürfen nur in Ausnahmefällen in diese Bereiche und selbst anderen Tierpflegern ist der Zugang verwehrt. „Die Pfleger sind sich ihrer Verantwortung bewusst und beherzigen die AHA-Regeln untereinander sehr genau. Wir verhalten uns außerdem immer so, als ob wir und die Tiere positiv wären“, betont die Kuratorin. Der Kontakt zu den Affen erfolgt nur mit Handschuhen und Mundschutz, der Zubereitung des Futters geht grundsätzlich ausgiebiges Händewaschen voraus. Die Nahrung wird intensiv gewaschen und ebenfalls ausschließlich mit Handschuhen berührt. „Wir haben eine sehr gute tierärztliche Betreuung, die Tiere werden regelmäßig durchgecheckt und über die Qualität des Futters versuchen wir einen optimalen Gesundheitszustand zu erreichen.“
Ein PCR-Test bei einem bis zu 200 Kilogramm schweren Menschenaffen wäre als Abstrich im Nasen-Rachenraum, wie er beim Menschen üblich ist, ein waghalsiges Unterfangen, wie auch die Kuratorin des Allwetterzoos bestätigt: „Das würde kein Gorilla mit sich machen lassen.“ Daher würden im Verdachtsfall Untersuchungen an Kotproben vorgenommen werden, wie es auch im Zoo von San Diego der Fall war. Gibt es einen Plan für den Fall, dass ein Tier positiv getestet wird? „Die klare Antwort ist ‚jein‘. Sie können einen Gorilla nicht ins Krankenhaus bringen. Sie können das Tier auch nicht aus der Gruppe ausschließen, der Stress wäre zu groß und es könnte außerdem sein, dass der Affe hinterher von der Gruppe nicht wieder aufgenommen wird. Wir gehen ohnehin davon aus, dass wenn eine Infektion vorliegt, die ganze Gruppe betroffen ist. Affen halten keine AHA-Regeln ein.“
Zoos sind weltweit untereinander vernetzt, Dachverbände sorgen dafür, dass neue Erkenntnisse schnell weitergetragen und in Handlungsempfehlungen umgesetzt werden. „Die ‚European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians‘ zum Beispiel ist eine sehr gute Informationsquelle, dort gibt es zahlreiche Tierärzte, die beispielsweise auf Viren spezialisiert sind“, berichtet Miriam Göbel. Mit Blick auf die beiden Gorillas im Zoo von San Diego ist die Kuratorin erleichtert darüber, dass der Verlauf der Erkrankung offenbar nicht allzu schwer zu sein scheint. Auch wenn die Vorsichtsmaßnahmen im Allwetterzoo eine Ansteckung der Tiere möglichst verhindern sollen, freut sich die Kuratorin auf den Tag, an dem sich die Tore des Zoos wieder für Besucher öffnen und die Normalität allmählich zurückkehrt, „für die Affen sind die Besucher wie Fernsehen. Ohne sie ist es manchen Tieren schon ziemlich langweilig.“
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