Atze Schröder – Alte Kamellen zu Karneval

An einem weißen Flokati-Flügel empfing Atze am Wochenende sein Publikum in Münster. (Foto: th)
An einem weißen Flokati-Flügel empfing Atze am Wochenende sein Publikum in Münster. (Foto: th)

Fast schon Tradition ist es, dass Atze Schröder immer zur Karnevalszeit in der Westfalenmetropole gastiert, um die Münsteraner zum Lachen zu bringen. Seit Jahren zieht er ein immer größeres Publikum zu seinen Auftritten und muss immer größere Hallen oder Zusatzauftritte buchen. So gab es auch in der Halle Münsterland am Wochenende einen Doppeltermin.

„Richtig Fremdgehen“ lautet der Name seines aktuellen Programms, mit dem er jetzt auch schon seit etlicher Zeit auf Tournee ist. Gleich zu Beginn stellte er die These auf, dass mit dem Titel „Fremdgehen“ alleine wohl kaum Karten zu verkaufen wären. Eine Anleitung wie man es richtig macht würde die Leute hingegen wohl eher in die Hallen locken und genau dies beweisen die Vorverkaufszahlen. „Das wichtigste beim Fremdgehen?“, fragte er in die große Runde, richtig, „Es muss sich lohnen!“. Das kam an und brachte nicht nur die anwesenden Männer zum lachen, Fremdgehen ist anscheinend keine Einbahnstraße.

„Die Frauen werden es heute Abend bei mir sehr, sehr gut haben!“, fügte er hinzu, um sich auch die letzten weiblichen Sympathien zu ergattern, „Ich werde den Damen heute Abend verbal die Gürkchen ins Gesicht legen“. Das klingt ja schon fast brav, bis nach einer dramaturgischen Pause hinzugefügt wird: „Gürkchen, keine Gurke, das kommt bei der After-Show-Party“. Wir wissen nicht, ob Atze Wort gehalten hat.

Die Essener Antwort auf die Traditionsgaststätte in Hamburg, "Zum Atze" öffnete am Freitag und Samstag ihre Pforten. (Foto: th)
Die Essener Antwort auf die Traditionsgaststätte in Hamburg, „Zum Atze“ öffnete am Freitag und Samstag ihre Pforten. (Foto: th)

Gejohle auf den Rängen, das ist bei Atze obligatorisch. Genauer hingehört, stellt man aber schnell fest, dass diese Begrüßung der Damen nicht wirklich neu, sondern bereits fester Bestandteil älterer Programme ist. Leider sollte sich auch im weiteren Verlauf des Abends der Eindruck festigen, dass viel zu oft alte Gags umgeschrieben und in das Gewand des neuen Mottos verkleidet wurden. Wo Atze früher seinen Witz noch in Geschichten verpackte und uns Glanzlichter wie „Ü 30 Disco“ präsentierte, hangelt er sich heute nur noch von Gag zu Gag. Sicher kann auch Schröder die Comedy nicht neu erfinden, aber frisch und spritzig wirkt das nicht mehr, vielmehr ein wenig beliebig. Ein Glück, dass der Ruhrpottcharme und seine unvergleichliche Art ihm hier in die Karten spielen. Das Publikum ist offenbar weitaus weniger kritisch und trägt Atze fast auf Händen durch den Abend.

Wie lange das noch gut geht, wird wohl niemand voraussagen können. Wer zu Atze Schröder geht, erwartet sicher keinen spitzfindig-kabarettistischen Abend, sondern will den Kopf ausschalten und sich bei gepflegt prolligem Humor einfach gehen lassen. Das klappt auch bisher wunderbar. Wie weit man die humoristische Abwärtsspirale allerdings noch drehen kann, sei ebenfalls dahingestellt – Luft nach unten ist noch viel, nach oben aber leider auch.

 

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