Die Münsteranerin Astrid Hochbahn coacht seit über 20 Jahren Menschen bei Veränderungswünschen. Ihr Ratgeber „Bring‘ Deine Idee zum Leuchten“, in dem sie die Essenz ihrer Beratungserfahrung niedergeschrieben hat, ist Ende letzten Jahres erschienen. Ich treffe mich mit ihr im Café Garbo, wo sie, ohne groß zu überlegen, einen Latte Macchiato bestellt.
Trinkst Du gerne Kaffee?
Ich liebe Kaffee! (lacht) Ich liebe geschäumte Milch, darum bestelle ich mir eigentlich immer einen Latte oder einen Cappuccino. Das ist für mich pures Glück.
Apropos Glück: Du verdienst Dein Geld eigentlich mit Beratung. Warum hast Du ein Buch geschrieben?
Das ist eine sehr gute Frage … Es gab da diesen Drang in mir, das zu tun. Während des Schreibens habe ich dann gemerkt, dass es meinem Bedürfnis nach Theoriebildung nachkommt, wenn ich als Praktikerin mich schriftlich mit meinen Themen auseinandersetze. Und irgendwann war da so viel Material, das ich nicht einfach liegenlassen konnte. Ich wollte dieses begonnene Projekt auch abschließen.
Und wovon handelt Dein Buch?
Es geht darum, dass es herausfordernd ist, Ideen in die Welt zu bringen. Ich glaube, dass die Menschen die Schwierigkeiten, die sie dabei erleben, als individuell empfinden. Sie wissen nicht, dass ihre Schwierigkeiten bei einem solchen Prozess ganz typisch sind. Denn bevor man einer Idee in der Welt Geltung verschaffen kann, muss man sie erst mal vor sich selbst gelten lassen. Und darüber schreibe ich.
Ich habe den Eindruck, dass das auch das Alleinstellungsmerkmal Deines Buches ist. Du beleuchtest darin viele Dinge von zwei Seiten, einmal von der therapeutisch-coachenden, aber auch von der ganz praktischen Seite.
Ja, genau, das ist mein Ansatz, der aus meiner Beratungserfahrung erwachsen ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen nach genau dieser Mischung suchen, sie aber an anderer Stelle nicht erhalten. Ich stelle immer wieder fest, dass wir in unserer Gesellschaft zunehmend die Fähigkeit brauchen, Ideen zu entwickeln. Und es rührt mich, wenn Menschen das Buch nicht nur von vorne bis hinten lesen, sondern es wirklich benutzen. Denn genau dafür ist es gemacht.
Es gibt ja eine sehr starke Gründerszene in Münster. Hat Dich da eine Institution besonders beeinflusst?
Frauen & Beruf waren für mich vor über 20 Jahren mit die ersten, die das Thema Gründung persönlicher angegangen sind. Es braucht immer auch Orte, an denen innovativ geguckt werden darf. Es gibt in Münster die etablierten Einrichtungen, und die soll es auch geben, aber ich finde dass aus diesen alternativen Orten eine andere Gründungskultur entsteht als beispielsweise aus der Industrie- und Handelskammer heraus.
Wo Du Frauen & Beruf erwähnst: Ist die Mischung von persönlichen und wirtschaftlichen Faktoren vielleicht ein eher weiblicher Ansatz?
Jein. Ich sage immer: Männer tragen ihre Stärken gerne vorn und ihre Schwächen hinten. Bei Frauen ist es oft umgekehrt. Deshalb tun sich Frauen in Seminaren erstmal leichter, auch über das zu sprechen, was ihnen Angst macht. Angst haben alle – aber die Frauen reden eher darüber. Aber unter‘m Strich fragen Männer den Ansatz genauso nach wie Frauen.
Was braucht es denn, um eine Idee erfolgreich nach vorne zu bringen?
Es geht erst einmal darum, zu schauen, welche Eigenschaften Deine Idee braucht. Und darum, dass Du sehr viel lernen kannst. Es geht nicht darum, zu sagen, so bist Du und so bist Du nicht. Sondern dass Du etwas mitbringst, mit dem man arbeiten kann. Ich glaube aber auch, dass jeder die Verantwortung für seine eigene Idee übernehmen muss, schauen muss, wohin er oder sie die Idee treiben will. Es muss ja nicht gleich aus jeder Idee ein Weltkonzern werden. Es kann ja auch ein tolles Hobby werden, ein Projekt, das ich meinem Chef vorschlage oder eine kleine nebenberufliche Selbstständigkeit. Die Fähigkeit, mich mit meinen eigenen Ideen zu beschäftigen ist die Schlüsselstelle dafür, dass ich mich nicht nur als getrieben erlebe, sondern dass ich eine eigene Bewegung habe. Wenn ich weiß, wohin ich mich wenden will, kann ich gezielter meinen eigenen Platz in dieser globalisierten Welt finden.
Das klingt nach etwas für mutige Menschen …
Oh ja. Es ist schwer, an sich zu glauben! Gerade, wenn eine Idee noch nicht überall beklatscht wird, stehen kritische Geister davor, an denen ich vorbeimuss, um begeisterte Mitstreiter zu gewinnen und die Idee nach vorne zu treiben. Die Geister sagen: Ist das wirklich Deine Idee? Ist die wirklich gut? Das sind ganz massive Hürden. Ich sage immer von mir, ich bin über bestimmte Hürden nur gesprungen, weil ich Geld gebraucht habe.
Wie finden wir denn zu unseren Ideen?
Wir sollten unbedingt unserer Lust folgen. Ich glaube, dass unsere Lust eine Mischung ist aus Wissen und Gefühl. Wenn wir auf etwas Lust haben, ist das quasi das Positivpendant zur Angst vor dem Säbelzahntiger. Unsere Lust ist manchmal wie eine Abkürzung zu dem, was wir wirklich wollen. Jede Lust hat gute Gründe. Da steckt immer ein wichtiger Impuls drin. Ich finde Lust so weise, weil sie neben der Vernunft, die ansonsten alle unsere Entscheidungen begleitet, andere Faktoren zur Geltung bringt, die auch in uns wichtig sind. Seiner Lust zu folgen, führt zu einer ganz neuen Art von Orientierung.
Ich merke schon: Eigentlich sollte jeder dein Buch lesen.
Unbedingt!
Es richtet sich also nicht nur an Menschen mit dem Wunsch nach beruflicher Veränderung.
Es geht darum, mich mit mir selbst zu verbinden. Den Grundstein dafür zu legen, was ich im Leben bewirken will. Das meine ich damit, seine Ideen zu verwirklichen.
Wenn Du Dir etwas wünschen dürftest für den Arbeitsmarkt an sich, was wäre das? Wo besteht Deiner Meinung nach der größte Bedarf?
Ich glaube, dass viele Menschen sich an Stellen unwohl fühlen, an denen Leistung erzwungen wird. Wo Unternehmen ein Misstrauen gegenüber Mitarbeitern hegen; wenn sie die Arbeitnehmer nur als Produktionsmasse sehen, da sind sie schlecht beraten. Denn die Mitarbeiter gehen in eine innere Abwehrhaltung. Sie kündigen eher und werden eher krank.
Wenn ich als Arbeitnehmer das, was ich tue, aber mit einem persönlichen Sinn verbinde; wenn ich an einer Stelle stehe, an der ich die Ressourcen und Fähigkeiten habe, zu tun, was ich tun soll und ich es auch tun will, dann habe ich eine eigene Bewegung und muss nicht von außen gezwungen werden. Für diese Passung zu sorgen, das ist, glaube ich, das Vernünftigste, das man machen kann, weil es sowohl die Mitarbeiter als auch die Unternehmen zufrieden und glücklich macht. Das ist eine Lösung, die für alle Seiten funktioniert.
Gibt es etwas, das Du suchenden Menschen mit auf den Weg geben möchtest?
Sich als Gestalter des eigenen Lebens zu begreifen, hat eine geradezu therapeutische Qualität. Darum wünsche ich allen eine Methodik, um sich mit sich selbst zu verbinden und das wunderbare Gefühl zu bekommen, dass wir eine Wahl haben und nicht nur in einem Schraubstock stecken. Dann leben wir zufrieden. Das finde ich ganz essentiell.
Und damit sind wir dann wieder auf der therapeutischen Seite … kann man die beiden Bereiche eigentlich überhaupt trennen? Berufsleben und Selbstverwirklichung, das sind für Dich nicht zwei entgegengesetzte Pole auf einer Skala. Das ist eher ein Kreis, oder?
Ja, das stimmt. Ich erlebe das immer wieder in meiner Beratung. Wenn es darum geht, eine Webseite aufzusetzen, dann kommt vielleicht plötzlich ein familiäres Thema hoch: Darf ich überhaupt so sichtbar sein? Und anschließend geht es dann wieder um praktische Fragen wie die, wo ich die passenden Fotos herbekomme.
Und wie sieht es bei Dir selbst aus? Was sind Deine Träume und Pläne für die Zukunft?
Bücherschreiben macht definitiv süchtig. Ein zweites Werk befindet ist darum bereits in Planung.
Hier geht es zur Buchrezension von "Bring Deine Idee zum Leuchten".
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