Im Rahmen des anhaltenden Apothekenprotests in Münster machen nun auch die Patienten ihre Stimmen laut. Nachdem die Apotheken im Juni einen Tag lang geschlossen blieben, um auf die wachsenden Missstände in der Arzneimittelversorgung aufmerksam zu machen, erhalten die Patienten nun die Gelegenheit, ihre Apothekenteams zu unterstützen.
Eine Postkartenaktion wurde ins Leben gerufen, die es den Patienten ermöglicht, sich an der politischen Diskussion zu beteiligen und so die Sicherung des flächendeckenden Apothekennetzes zu fördern. Die Sprecherin der Bezirksgruppe Münster im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), Juliane Hermes, erklärt, dass die Patienten in den kommenden Tagen mit Postkarten ausgestattet werden, auf denen sie knapp ihre persönlichen Gründe für die Wichtigkeit ihrer örtlichen Apotheke festhalten können. Diese Karten werden gesammelt und der Bundesregierung übergeben, um die Ansichten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Initiative für diese nationale Postkartenaktion geht von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) aus.
Erheblicher Druck
Die Apotheken sehen sich weiterhin einem erheblichen Druck ausgesetzt. Nach einer dreijährigen Pandemie, die von Lieferengpässen begleitet wurde, und angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels wird es für die Apotheken zunehmend schwieriger, eine zuverlässige Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Hinzukommt, dass weder die Bundesregierung noch der Bundestag bisher anerkannt haben, dass die örtlichen Apotheken nach einem jahrzehntelangen Stillstand dringend eine Anpassung ihrer Vergütung benötigen.
Patienten eine Stimme geben
Hermes betont: „Der Protesttag am 14. Juni hat eindringlich gezeigt, wie prekär die Lage im Berufsfeld ist. Apothekenteams aus dem gesamten Land haben sich auf den Straßen versammelt, um der Politik zu verdeutlichen, dass die flächendeckende Arzneimittelversorgung für die Patienten in Gefahr ist. Die breite Unterstützung seitens der Bevölkerung war überwältigend. Es ist offensichtlich, dass die Menschen in diesem Land ihre örtlichen Apotheken benötigen. Die Patienten haben großes Verständnis für unsere Protestaktionen gezeigt. Da die politischen Instanzen nach wie vor zögern, den wirtschaftlichen Druck in unserer Branche anzuerkennen, geben wir nun den Patienten eine Stimme.“
Honorarkürzungen statt Vergütungserhöhung
Seit nunmehr elf Jahren wird die Frage einer Vergütungserhöhung für Apotheken von den Gesundheitspolitikern umgangen. „Während die Inflation, die Personalkosten und die Aufwendungen für Waren kontinuierlich gestiegen sind, mussten die Apotheken zuletzt sogar Honorarkürzungen hinnehmen. Es kann nicht im Interesse unserer Patienten liegen, diese Entwicklung hinzunehmen und somit die Ausdünnung des Apothekennetzes hinzunehmen. Daher ermutigen wir unsere Kollegen und die breite Bevölkerung, sich an dieser Aktion zu beteiligen.“