Die Zahlen der Kriminalstatistik ziehen nach Ende der Pandemie wieder kräftig an. So wurden im vergangenen Jahr 5.480 Straftaten mehr als im Vorjahr verzeichnet. Waren es in 2021 noch 26.293 Delikte, gibt die Statistik für 2022 insgesamt 31.773 Straftaten an, das ist ein Anstieg um fast 21 Prozent. Am häufigsten finden diese Straftaten im öffentlichen Raum statt.
Ein Großteil der Straftaten, etwa 60 Prozent, wird laut Kriminalstatistik im öffentlichen Raum begangen. Das sind unter anderem sogenannte Rohheitsdelikte wie Raub, Köperverletzung, Bedrohung oder Diebstahl. „Wir konnten den Trend bereits Mitte 2022 ablesen. Die Zahl der Straftaten war bereits zu diesem Zeitpunkt insbesondere im Bereich des Bahnhofs gestiegen. Wir haben die Zahlen analysiert und unsere Maßnahmen seitdem fortlaufend intensiviert und angepasst“, wie Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf klarstellt.
Delikte wie die einfache, gefährliche oder schwere Körperverletzung sind von 2.011 im Jahr 2021 auf 2.529 in 2022 gestiegen, Raubdelikte von 213 im Jahr 2021 auf 286 im Jahr 2022. Aber auch Positives vermeldet die Kriminalstatistik: Die Aufklärungsquote konnte von 56,34 auf 59,79 Prozent verbessert werden. Münsters krimineller Dauerbrenner, der Fahrraddiebstahl, hat sich kaum verändert, dafür ist die Aufklärungsrate deutlich besser geworden, von 7,56 auf 11,48 Prozent. „Fahrraddiebstahl ist kein Kavaliersdelikt. Heute liegen die Werte durch E-Bikes häufig im vierstelligen Euro-Bereich.“, verdeutlicht der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker.
Dramatisch zugenommen hat der Taschendiebstahl. Von 596 Fällen in 2021 auf 1.165 in 2022, diese Entwicklung bezeichnen Münsters oberste Ordnungshüter als besorgniserregend und mahnen die Münsteranerinnen und Münsteraner zu erhöhter Wachsamkeit und gegenseitiger Aufmerksamkeit. Auch Diebstähle an und aus Kraftfahrzeugen sind deutlich von 1.337 Fällen im Jahr 2021 auf 1.819 im Jahr 2022 gestiegen. Ebenso rasant nahm der Diebstahl von EC- und Kreditkarten zu: „Sobald EC-Karten entwendet werden, steigt sofort auch der Betrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungsmittel“, erläuterte Dekker. Auch die immer beliebter werdenden kontaktlosen Zahlungsmittel bergen Risiken, wie die Kriminalisten erläutern: „Eine Steigerung um fast 100 Prozent von 254 auf 477 Taten im Bereich der Betrugsdelikte mit unbaren Zahlungsmitteln zeigt, dass die vereinfachte NFC-Kartenzahlung nicht nur jedem Einzelnen das Bezahlen leichter macht, sondern auch Straftäter nach einem Diebstahl innerhalb von Sekunden ohne PIN bezahlen können.“
„Wir haben im August 2022 eine Ermittlungskommission eingerichtet, um auf die hohe Zahl von Straftaten im öffentlichen Raum zu reagieren. Wir gehen dabei durch äußerst akribische Ermittlungsarbeit sehr intensiv täterorientiert vor und konnten so in den letzten Monaten erhebliche Erfolge erzielen“, erklärte die Polizeipräsidentin und fährt fort, „Die Kolleginnen und Kollegen verfolgen das Ziel, einem Täter beweissicher möglichst viele Taten zuzuordnen, um einen Haftbefehl zu erwirken. Die Ermittlungskommission hat bisher 663 Strafanzeigen bearbeitet und 15 Untersuchungshaftbefehle erwirkt. Das ist eine echte Kraftanstrengung. Einem Tatverdächtigen müssen für den Antrag auf Haftbefehl je nach Straftat zahlreiche Taten nachgewiesen werden. In Münster dürfen Straftaten nicht ohne Konsequenz bleiben – daran arbeiten wir mit hohem Engagement jeden Tag. Dafür muss der Ermittlungsdruck hoch bleiben – das ist ein Marathon.“
Mehr Betäubungsmittelkriminalität, mehr tatverdächtige Kinder und Jugendliche
Einen Schwerpunkt setzt die Kriminalpolizei bei der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität: „2.000 Delikte im Jahr 2022 gegenüber 1.508 Fallzahlen im Jahr 2021. Das ist eine fast 25-prozentige Steigerung und zeigt: Wir sind mit starken Kontrollen unterwegs. Denn hier ist die Steigerung ausnahmsweise positiv zu bewerten, da sie den polizeilichen Kontrolldruck durch Maßnahmen belegt. Durch regelmäßige Kontrollen holen wir die Taten ins Hellfeld“, erklärte der Leiter der Direktion Kriminalität, Jürgen Dekker und betont weiter: „Die Betäubungsmittelkriminalität ist Ausgangspunkt vielfältiger Folgeerscheinungen im Bereich der Beschaffungskriminalität und der Straftaten auf Straßen, Wegen und Plätzen. Wir müssen diese auch zukünftig konsequent im Fokus behalten.“
Besorgniserregend ist für die Polizeipräsidentin auch der Anteil von tatverdächtigen Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden: „Hier sind aktuell neben der Polizei auch Schulen und Familien gefragt, um das Verhalten der Kinder und Jugendlichen wieder umzulenken“. Im Jahr 2021 sind 1.727 Tatverdächtige unter 21 Jahren ermittelt worden, im Jahr 2022 waren es 2.407. „Ein möglicher Erklärungsansatz hierfür könnte in mangelnden sozialen Kontakten während des Corona-Lockdowns liegen“ wie Dekker berichtet.
Traurig ist laut Polizei Münster auch der neue Höchststand an Mordkommissionen für das Münsterland. Das Präsidium war verantwortlich für 50 Mordkommissionen in Münster und den Umlandbehörden der Kreise Borken, Steinfurt, Coesfeld und Warendorf. Im Jahr 2021 waren es 30, im Jahr 2020 nur 37
Ein signifikanter Anstieg im Bereich der Sexualstraftaten ist maßgeblich auf die Intensivierung der Ermittlungen im Bereich der Kinderpornographie zurückzuführen, wie Dorndorf und Dekker erläutern. Unverändert steigen die übermittelten Strafverfahren nach Verdachtsfällen im Internet massiv an. Die Anzahl der Sexualstraftaten ist von 424 im Jahr 2021 auf 505 im Jahr 2022 gestiegen. „Bereits im Jahr 2020 gab es mit 452 gezählten Taten einen drastischen Anstieg im Verhältnis zum Vorjahr 2019 mit 263 Fällen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Verdachtsfälle, die den deutschen Behörden aus dem Ausland übermittelt werden.“ Der Einsatz der Ermittlungskommission Rose führt bis heute zur Identifizierung von Tatverdächtigen.
Die komplette Kriminalstatistik für Münster kann auf dieser Seite abgerufen werden: Kriminalstatistik 2022
- Solidarität mit Mehmet Staatsschutz involviert: Rassistische Anfeindungen münden in Bereichsbetretungsverbot - 22. Dezember 2024
- Fotostrecke: skate-aid Night (23.11.2024) - 25. November 2024
- Im Maschinenraum der Diktatur Ausstellung „Alles wissen wollen“ informiert über die Stasi - 25. November 2024