Das bunt zusammengewürfelte Sitzmobiliar im 70er Jahre Stil, welches zweifellos den Charme der Pension Schmidt ausmacht, ist reihenförmig gen Bühne gerichtet. Was man dort vorne sieht, ist ein eher spartanisches Bühnenbild: Ein Tisch, eine Lampe….und ein Buch. Dort las am Abend der Kabarettist und Romanautor Frank Goosen aus seinem neuesten Werk „Spiel ab!“.
Worum es darin geht wird schnell klar, als Goosen zur Begrüßung zwar zunächst die coole Location lobt, in der er auftreten darf, dann aber empört von seiner Entdeckung auf dem eben absolvierten Spaziergang berichtet „Ich war eben hier in der Innenstadt. Wie kann das bitte sein, dass in einem Kaufhaus in Münster Merch von fucking Dortmund steht? Habt ihr keinen Stolz?“ Genau – es geht um Fußball.
Bevor der gebürtige Bochumer sein Buch überhaupt aufschlägt, zeichnet sich schon ab, wovon dieser Abend lebt: von herrlich locker erzählten, humorgetränkten Anekdoten – allesamt aus dem Leben eines Fußballfans und Vaters. Goosen habe es, wie die Hauptfigur seines Romans, selbst für kurze Zeit als Jugendtrainer seines Sohnes versucht. Vieles in seinem Roman sei wahr – und einiges auch wirklich so geschehen. „Literatur ist dafür da, sich im Nachhinein eine parallele Realität zu erschaffen.“
Die „Wilde 13“
In dem Buch begleitet der Leser eine Bochumer Jugendfußballmannschaft durch eine spannende Saison in der Kreisliga. Noch ein bisschen aufregender wird die Reise durch die Tatsache, dass die „Wilde 13“ von zwei Männern trainiert wird, die alles andere als Profis sind. Initiator dieses waghalsigen Unterfangens ist Frank Dahlbusch, „Fränge“, der mit der Traineraufgabe das Ziel verfolgt, die Beziehung zu seinem Sohn zu kitten – der spielt nämlich genau in dieser Mannschaft. Als Co-Trainer muss sein Freund Förster herhalten, der zwar keine Ahnung von Fußball, dafür aber einen Führerschein hat. Dies qualifiziert ihn als Chauffeur für Fränge, der gerade für vier Wochen auf seine Fahrerlaubnis verzichten muss.
Schnell wird den ungelernten Trainern deutlich, dass es eine gewaltige Herausforderung ist, die Horde pubertierender Jungs in den Griff zu bekommen. Und dann gibt es ja auch noch deren neunmalkluge Eltern, uneinsichtige Schiedsrichter und, und, und…
„Isch mach drei Tore, isch schwör‘!“
Für lautes Gelächter sorgt während des Abends immer wieder der Einblick in die Kabinen-Gespräche der aufmüpfigen C-Jugend, die aus erbarmungslos realistischer Jugendsprache und absoluter Selbstüberschätzung bestehen. Zum Umgang innerhalb der Mannschaft gehören auch kleine Neckereien, beispielsweise über die roten Haare eines Spielers. Dem Mythos, dass die Haarfarbe aus dem übermäßigen Verzehr von Möhren stamme, setzt Goosen ein Ende: „Nicht von Möhren bekommt man rote Haare, sondern vom Tennis spielen.“ Jeder Schuss, ein Treffer – wohl kaum ein Satz verlässt am Abend die Lippen des Autors, ohne das Publikum zum Lachen zu bringen.
Thema Mode
Der Autor achte bei seinen Auftritten übrigens auf den Kleidungsstil der Gäste. Prompt spricht er eine Frau im Publikum an und möchte wissen, welche prominente Person ihr Shirt ziert. „Bob Marley“ lautet die Antwort. Goosen entschuldigt sich: „Wenn ich die Haare nicht seh‘, erkenn‘ ich den nicht“, und fügt schlagfertig hinzu: „Das sagen die Leute übrigens auch über mich.“
Bei seinen Lesungen beobachte er ein Phänomen. „Sonst schleppen Frauen ihre Männer mit, wenn es zum Kabarett geht.“ Bei ihm sei das anders, da der Dresscode in seinen Shows durchaus das Trikot des Lieblingsvereins sein darf. „Zum Goosen kannse hingeh’n, da kannse dich richtig schick machen“, ahmt er die begeisterten männlichen Zuschauer nach. Er selbst trage übrigens gerne Trainingsklamotten, das gebe ihm das Gefühl, fit zu sein, scherzt er. Aber ganz unabhängig vom Outfit, haben heute ALLE kräftig trainiert – und zwar ihre Lachmuskeln.
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