
Vor 50 Jahren, am 1. Januar 1975, trat in ganz Nordrhein-Westfalen die kommunale Gebietsreform in Kraft – seitdem gehören viele der heutigen münsterschen Außenstadtteile zum Stadtgebiet. Um diesen besonderen Geburtstag der Stadt Münster zu feiern, hat Oberbürgermeister Markus Lewe am Sonntag (30. März) rund 200 Gäste im Rathausfestsaal im Historischen Rathaus begrüßt.
„Die Gebietsreform 1975 hat Münsters Innenstadt und die heutigen Stadtteile miteinander verbunden und viele Menschen zu einer neuen und vielfältigen Stadtidentität zusammengeführt. Heute möchten wir die Stärke und die Gemeinschaft feiern, die aus dem Zusammenwachsen der immer noch sehr eigenständigen und ganz unterschiedlichen Stadtteile über die Jahre entstanden sind“, erklärte Lewe.
Vor der Gebietsreform existierte neben der Stadt auch der Landkreis Münster, der das damalige Stadtgebiet vollständig umschloss. Er erstreckte sich von Saerbeck im Norden bis Rinkerode im Süden und von Nottuln im Westen bis Telgte im Osten. Mit der durch das Land Nordrhein-Westfalen durchgesetzten Neuordnung wurden der Landkreis aufgelöst und elf heutige Außenstadtteile Münsters, die zuvor dem Kreis angehörten, dem neuen Stadtgebiet zugeordnet. Dazu zählen Sprakel, Gelmer, Handorf, St. Mauritz, Wolbeck, Angelmodde, Hiltrup, Amelsbüren, Albachten, Roxel und Nienberge.

Bevölkerung wuchs über Nacht um 31 Prozent
Durch die Reform wuchs das münstersche Stadtgebiet auf mehr als das Vierfache der ursprünglichen Größe an – mit dann rund 300 Quadratkilometern wurde Münster zur flächenmäßig zweitgrößten Stadt in NRW. Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner erhöhte sich von rund 200.000 auf etwa 263.000 – ein Zuwachs von 31 Prozent. Das heutige Stadthaus 2 am Ludgeriplatz war bis 1975 Sitz der Verwaltung des Landkreises Münster und wurde mit der Gebietsreform von der „neuen“ Stadt Münster übernommen. Ziel des Landes NRW war es, die Verwaltungen mit der Neugliederung effizienter aufzustellen und ihnen gleichzeitig eine größere Spezialisierung zu ermöglichen.
In den betroffenen Orten waren Protest und Widerstand gegen die Eingemeindung teilweise groß. Das neue Münster musste erst langsam zusammenwachsen. Mitte Januar 1975 eröffnete die Stadt in der Bürgerhalle des Historischen Rathauses die Ausstellung „Willkommen im größeren Münster“, die die neuen Stadtteile fotografisch vorstellte und willkommen hieß. Der ehemalige Bürgermeister eines eingemeindeten Stadtteils erklärte damals, die Ausstellung leiste mehr zur Zusammenarbeit als „Kebbeleien und Streitigkeiten“.
Viele Dopplungen bei Straßennamen
Auch kuriose Folgen brachte die Gebietsreform mit sich: So mussten mit der Neugliederung insgesamt 220 Straßen umbenannt werden – sonst hätte es in Münster ab 1975 unter anderem neun Bahnhof-, sieben Schul- und sechs Münsterstraßen gegeben.
Heute besteht Münster aus sechs Stadtbezirken mit 23 Innen- und 18 Außenstadtteilen. Im Rahmen des Festakts – der den Titel „Münster – Eine Gemeinschaft in Vielfalt: 50 Jahre Gebietsreform“ trug – ordnete Dr. Philipp Erdmann, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs Münster, die Gebietsreform historisch ein. In einer Gesprächsrunde standen außerdem die Stärken, Herausforderungen, Wünsche und Zukunftsperspektiven der sechs münsterschen Bezirke und der dazugehörigen Stadtteile im Mittelpunkt.
Dabei ging es neben den elf 1975 eingemeindeten auch um die sieben Außenstadtteile, die schon vor der Gebietsreform zu Münster gehörten. Dazu zählen Kinderhaus, Coerde, Gremmendorf, Berg Fidel, Mecklenbeck, Sentrup und Gievenbeck. Postkarten mit Motiven aller 18 heutigen Außenstadtteile liegen ab sofort kostenfrei in der Münster Information im Stadthaus 1 sowie in den Bezirksverwaltungen aus.
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