Nach den rekordverdächtigen Schneefällen und Minustemperaturen der letzten anderthalb Wochen setzt nun das Tauwetter ein. Die Schneemassen, die trotz der eifrigen Räumkommandos noch allenthalben an den Straßenrändern in Massen liegen, geben nach und nach ihr Innerstes Preis. Neben Masken, Zigarettenkippen und Hundeausscheidungshaufen tauchen nach und nach auch die E-Scooter auf, die zu Tausenden über die Stadt verteilt sind.
Akkus und Kälte sind keine engen Freunde, das weiß jeder, der sein Smartphone in den letzten Tagen nicht in der kuscheligen Jacke sondern außen in der schicken Handyhülle am Goldkettchen mit sich herumgetragen hat. Hinzu kommt die wetterbedingte ungeplante Stilllegung der kleinen Flitzer, die bei vielen Akkus für ungesunde Tiefenentladung gesorgt haben dürfte. Droht den Anbietern der Miet-Scooter jetzt der tausendfache Austausch krepierter Energiespeicher? Florian Anders, Pressechef des Anbieters TIER, ist in dieser Frage relativ entspannt: „Für unsere Fahrzeuge und deren Batterien stellen Schnee und die Minustemperaturen kein Problem dar. Die Batterien sind gut geschützt, hochwertig verarbeitet und können Kälte bis zu minus 15 Grad ohne Funktionsverlust überstehen.“ In diesem Fall dürfte das letzte Wochenende allerdings kein Vergnügen für die Akkus gewesen sein, Freitag und Samstag haben die Temperaturen diese Marke problemlos erreicht, für Samstag verzeichnen die Wetterdienste für Münster sogar minus 17 Grad.
Lars Zemke, Vorsitzender des Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge, kennt die Probleme, die Akkus mit sehr niedrigen Temperaturen haben können: „Die Ladefähigkeit eines Akkus leidet bei kalten Temperaturen, denn die Ionen haben mehr Probleme, das Elektrolyt zu durchdringen, weil es bei niedrigen Temperaturen immer zähflüssiger wird.“ Zemke stellt allerdings fest, dass die Anbieter der Scooter natürlich ein großes Interesse daran haben, dass die Akkus am Leben bleiben: „Die Batterien als Kernstück des E-Scooters werden besonders gegen alle Einwirkungen wie Temperaturen, Nässe oder physische Gewalt von außen geschützt und sind sehr gut isoliert im ‚Fußraum‘ des Fahrzeugs verbaut. Zusätzlich spielt es auch eine große Rolle, welche Qualität die verbauten Zellen besitzen.“ Tatsächlich sind die Akkus des Anbieters Lime in dieser Form am Fahrzeug angebracht, bei den Geräten der Firma Tier hingegen befinden sich die Stromspeicher außen am Übergang von Fußplatte und Lenkstange.
Wenn die Akkus unzureichend isoliert sind, so Zemke, kann der schnelle Wechsel zwischen kalt und warm unter Umständen zu Kondensation im Gerät führen. „Für den Kunden hat die Kälte ziemliche Auswirkung auf die Reichweite des E-Scooters, denn bis zu einem Viertel der Kapazität kann der Energieverlust betragen“, berichtet Lars Zemke weiter. Von diesem Problem unberührt sind natürlich private E-Scooter, sofern der Akku während der kalten Witterung in der Wohnung gelagert wurde. „Alle E-Scooter werden von unseren Mitarbeitern sorgfältig geprüft, bevor sie bei milderen Temperaturen wieder zur Miete zur Verfügung stehen“, berichtet Florian Anders von Tier. Von Lime lag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch keine Rückmeldung auf unsere Anfrage vor.
Wie sieht es bei euch aus, nutzt ihr die kleinen Elektroflitzer? Wie sind eure Erfahrungen nach der strengen Kälte der letzten Tage, läuft der E-Scooter wie gewohnt oder macht nach ein paar Kilometern der Akku schlapp? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare, entweder hier oder bei Facebook.
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