Beim Podium am Katholikentags-Samstag ging es um die „Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion in Staat und Gesellschaft“. Moderiert von Theologe Dr. Thomas Arnold, trafen auf der Bühne jeweils ein Vertreter der Partei DIE LINKEN, der FDP, CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der AfD auf einer Bühne in der Halle Münsterland aufeinander.
Bereits nach Bekanntgabe des Katholikentag-Programms wurden Stimmen gegen die Teilnahme der AfD am Katholikentag laut. Lange also vor Beginn des Glaubensfestes wehrten sich einige Münsteraner mit Aufrufen zum Protest gegen den Auftritt der AfD als „falsche Zeichen“. In den Medien wurde darüber diskutiert, was besser ist – ausschließen oder zuhören. AfD-Gegner riefen zur Demo auf, die am Samstag am Servatii-Platz startete und vor der Halle Münsterland endete.
Da die Podiums-Frage „Nun sag, wie hast du´s mit der Religion?“ lautete, sollte das Credo der Runde das „Zuhören und Ausreden lassen“ sein. „Wir haben uns auf dem Podium darauf verständigt, dass wir den Dialog wollen“, sagte Arnold. Selbst als es bereits in der Vorstellungsrunde der teilnehmenden Politiker zu Tumulten kam, blieb Moderator Thomas Arnold seinem Glauben treu, man solle miteinander reden und den anderen ausreden lassen. Das versuchte er den Protestlern vergeblich nahe zu bringen, die ihrem Unmut über die Anwesenheit der AfD lautstark mit Rufen und dem Versuch die Bühne zu stürmen, kundtaten (Videolink). „Zu Frieden gehört, dass man miteinander redet. Ich wundere mich, dass sie hier aufstehen und mich am Reden hindern wollen“, sprach Volker Münz, kirchenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, zarter besaitet, als erwartet.
„Die christliche Nächstenliebe ist mit dem, was Herr Münz mit seiner Partei vertritt, nicht vereinbar“, kritisierte Kerstin Griese, Sprecherin des AK Christinnen und Christen der SPD. „Ich möchte mal klar stellen, dass ich nicht für alle Menschen in meiner Partei den Kopf hinhalten kann“, verteidigte sich Münz immer wieder, scheinbar kaum vorbereitet auf kritische Fragen und Widerstand. „Das, was wir Menschenwürde nennen, ist nichts anderes, als das christliche Menschenbild. Das vertreten wir in der AfD sehr wohl. Und wir wollen das in Deutschland bewahren. Wir wollen das nicht gefährden, durch ein Experiment, das auf dem Rücken der Menschen ausgetragen wird.“ Womit wohl die Zugehörigkeit anderer Kulturen und des Islams zu Deutschland, vor allem die Flüchtlingspolitik gemeint war.
Darauf konterte Grünen-Politikerin Bettina Jarasch mit klaren Worten: „Ich nehme Sie beim Wort und verhafte Sie mal nicht für all die anderen Menschen, die noch in Ihrer Partei sein. Auch wenn man sich seine Partei schon freiwillig aussucht. Sie haben in einem Interview gesagt, dass der Islam nicht die gleichen Rechte bekommen kann. Das heißt, Sie gewähren den Muslimen in Deutschland nicht die gleichen Rechte. Beim christlichen Menschenbild geht es auch um grundsätzlich gleiche Rechte. Mit welchem Recht verweigern Sie eben das den Muslimen und berufen sich dabei auf das christliche Menschenbild?“
Münz kam offenbar ins Straucheln, trat dann aber die Flucht nach vorne mit ebenso klaren Worten an und sagte, die AfD würde niemandem die Religionsfreiheit nehmen wollen. Nur gehöre der Islam einfach nicht zu Deutschland. Deutschland, seine Kultur und Rechtsordnung basiere auf dem Christentum. Der Islam habe eine andere Vorstellung, weil er ein anderes Gottesbild habe. „Wir haben im interreligiösen Dialog zwischen Christen, Juden und Muslimen längst erkannt, dass wir alle an einen Gott glauben und dass uns das verbindet, Herr Münz“, stellte Kerstin Griese fest.
Für die Gäste standen „Anwälte des Publikums“ bereit, die Fragen aus den Reihen an die Podiumsteilnehmer weiterleiteten. Waren es sonst Karten, die verteilt wurden, griff man bei dieser Veranstaltung zur moderneren, digitalen Variante. Der #gretchenfrage sollte allen die Möglichkeit geben, sich in den gängigen Social-Media-Netzwerken mit Kommentaren, aber vor allem Fragen, zu beteiligen. 70 Fragen wurden so gesammelt, kategorisiert und auf eine große Leinwand geworfen. Trotzdem flogen im Publikum immer wieder die Hände für Wortmeldungen in die Luft.
Es ging in dem Podium nicht nur um die AfD oder deren Ansichten zu Religion und Staat, zu dem Islam, der Frage nach Kreuzen in Amtsstuben und Kopftüchern in Schulen. Aber diese Streitpunkte waren die sensibelsten und emotionalsten Themen bei den anwesenden Politikern und dem Publikum.
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