
Unter strikter Einhaltung von Hygienevorschriften ist der Johanniter-Besuchsdienst für ältere und hilfsbedürftige Menschen während des Corona-Lockdown weiterhin aktiv – damit die Einsamkeit nicht krank macht.
Es geht um gute Gespräche, soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten: Mit dem Besuchsdienst macht sich die Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Münsterland/Soest seit rund zehn Jahren stark gegen Einsamkeit im Alter, ein zunehmendes Problem in Deutschland, das sich gerade in Corona-Zeiten verschärfen kann. Die ehrenamtlichen Johanniter-Mitarbeitenden stehen deshalb auch während des Lockdown in stetigem Austausch mit den Menschen, die ihren Besuchsdienst in Anspruch nehmen. Ein an die aktuelle Situation angepasstes Besuchskonzept, das je nach Wunsch und Notwendigkeit auch auf telefonischen Kontakt ausweicht sowie die strikte Einhaltung von Hygienevorschriften schützen vor einer Ansteckung.
„Einsamkeit im Alter wird oft ausgelöst durch eine Erkrankung, den Tod eines Angehörigen oder durch eingeschränkte Mobilität“, sagt Monika Klau-Fischer, Koordinatorin des ehrenamtlichen Besuchsdienstes bei der Johanniter-Unfall-Hilfe. Wenn Kinder und Enkel nicht in der Nähe wohnen, fehle oft ein zentraler Bezugspunkt. „Wir sind Gesprächspartner und Ansprechperson bei Problemen. Gerade jetzt während Corona ist es ganz wichtig zu reden.“ Durch regelmäßigen Kontakt zu denselben Senioren bauen die Ehrenamtlichen stabile Bindungen auf, und oft entstehen Freundschaften. „Letztlich geht es darum, ältere Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren.“
Viele der gemeinsamen Aktivitäten im Repertoire des Besuchsdienstes sind während des Lockdown nicht möglich: der regelmäßige Besuch im Café zum Beispiel oder der Museumsbesuch. „Wir halten aber telefonischen Kontakt und besuchen die Menschen auch weiterhin, wenn ihre Situation das notwendig macht und sie sehr unter der sozialen Isolation leiden“, sagt Klau-Fischer. Es sei wesentlich, die Balance zu finden zwischen Corona-Schutzmaßnahmen und sozialer Teilhabe. Bei Bedarf vermittelt der Besuchsdienst den Kontakt zum Johanniter-Hausnotruf oder Pflegedienst. „Manchmal ist es auch wichtig, Familienangehörige oder einen Arzt anzusprechen.“
Im Kampf gegen Einsamkeit im Alter stehen die Ehrenamtlichen nicht allein da: Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie sprach sich bereits im April dafür aus, Partizipation und soziale Teilhabe älterer Menschen trotz Corona zu ermöglichen, und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert mit fünf Millionen Euro seit Oktober 29 Modellprojekte, um Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.
„Rund 18 Millionen Menschen in Deutschland sind über 65“, sagt Markus Haubrich, Vorstand bei der Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Münsterland/Soest. „Dieser unverzichtbare Teil unserer Gesellschaft muss auch in Zeiten von Corona Versorgungsangebote wie unseren Besuchsdienst in Anspruch nehmen können, wenn die psychische oder körperliche Situation das erfordert.“ Letztlich gehe es darum, langfristig zu denken, etwa digitale Angebote für ältere Menschen zu entwickeln, selbstbestimmtes Handeln zu fördern und einen differenzierteren Blick auf das Alter zu entwickeln.
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