Am Sonntag begrüßte Adam Riese wieder drei Gäste zu seiner Show in der Cloud am Germania Campus. Angekündigt waren „ein Sänger der Söhne Mannheims, eine echte Tochter Mannheims und ein Manager aus Münster“. Aber diese Aspekte spielten nur eine Nebenrolle bei den Talkrunden mit Henning Wehland, Janina Fautz und Claus-Dieter Toben. So richtig hoch her ging es allerdings erst, als der dritte Gast Henning Wehland ein paar Lieder aus seinem aktuellen Album „Der Letzte an der Bar“ mit viel Herzblut darbot.
„Also, wenn du die Welt retten willst / schau deinen Nachbarn an und tanz ganz ungeniert / also tanz, tanz, tanz um dein Leben…“ – kaum hatte Henning Wehland zweimal diese Zeilen gesungen, da hielt es das Publikum schon nicht mehr auf den Stühlen. Fast alle standen bei diesem mitreißenden Lied auf, tanzten, klatschten und sangen mit, während der Frontmann der H-Blockx auf das schicke Sofa der Adam Riese Show sprang. Trotz der längst ergrauten Haare funkelte da der Rebell der 90er Jahre hervor. „Du wurdest soeben mit 100 Prozent gewählt!“ rief Adam Riese anerkennend und spielte darauf an, dass Henning Wehland vor einigen Jahren bei ihm auf der Show-Couch gesagt hat, irgendwann mal Oberbürgermeister von Münster werden zu wollen, was danach oft zitiert wurde.
Dabei hatte er noch vor dem ersten Takt gesagt, dass er sich damit nicht bewerben und dies eben kein Song zur OB-Wahl 2035 sein soll. So lange müssen wir nun also wohl auf die kommunalpolitische Karriere von Henning Wehland warten – er möchte eben nicht gegen den von ihm geschätzten OB Markus Lewe antreten. So wichtig sei ihm dieser Posten eigentlich auch nicht, er wollte nur der Politikverdrossenheit etwas entgegen setzen, denn die ist der schlimmste Feind der Demokratie. So locker flockig pendelte das Gespräch zwischen dem Showmaster Riese und dem Rocker Wehland von der Musik zur Politik und wieder zurück. Denn neben den in dieser Show obligatorischen Kinderbildern wurden auf der großen Leinwand auch Bravo-Poster und ähnliche Jugendsünden aus der großen Zeit der Crossover-Rockband H-Blockx gezeigt. Und Henning Wehland gab eine Anekdote nach der anderen zum Besten, vom missglückten Stagediving bei den MTV Music Award in Paris 1995, der Tour mit Bon Jovi – oder von seinem kurzen Gefängnisaufenthalt, als er Austauschschüler in Kansas war.
Ins Gefängnis ging es auch in einer Geschichte, die der zweite Gast des Abends erzählte. Claus-Dieter Toben musste nämlich schon an seinem dritten Tag als Banker einen Überfall erleben. Seine erfahrene Kollegin bei der Oldenburgischen Landesbank löste zwar per Fußpedal einen Alarm aus, aber der wurde am anderen Ende der Leitung nicht ernst genommen. Trotzdem hatte die Polizei den angetrunkenen Bankräuber schon nach einer halben Stunde gefasst – und war sogar noch dankbar dafür. Denn im Knast fühlte er sich wohler als zuhause bei seiner Frau. Seit Einführung der Geldautomaten 1983 arbeitet Claus-Dieter Toben bei der GAD in Münster. Zunächst als Programmierer, zuletzt als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des mit der Fiducia in Karlsruhe fusionierten IT-Dienstleisters, der 900 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland betreut. Warum der Sohn des ehemaligen Dorfsheriffs von Hooksiel auf der Promi-Couch in der Cloud saß, war ziemlich schnell klar: noch gut vier Wochen ist er der Chef von Adam Riese bei Fiducia & GAD, dann geht er in den Ruhestand.
Eine echte Krimi-Expertin hatte den Reigen am Sonntagabend eröffnet. Schließlich hat Janina Fautz in einem Münster-Tatort die „Beinahe-Tochter“ von Kommissar Frank Thiel gespielt und ist seit einigen Folgen regelmäßig bei den Wilsberg-Krimis als Merle dabei, der Patentochter von Hauptkommissarin Anna Springer, die sich gene mal als Computer-Expertin in die Ermittlungen einmischt. Für die Tatort-Folge „Fangschuss“ wurden ihr die Haare blau gefärbt, für den direkt anschließenden Wilsberg-Dreh musste Janina Fautz daher eine Mütze mit angeflochtenen, braunen „Fake-Haaren“ tragen. Sie verriet auch, dass es ziemlich anstrengend für sie sei, für die Rolle als Merle mit dem Rollstuhl zu fahren. Schließlich habe sie nicht so starke Arme, wie die echten Rollifahrerinnen – besonders das Kopfsteinpflaster in Münsters Altstadt verlange ihr da einiges ab. Ein heikles Thema ist ihr jugendliches Aussehen: mit fast 23 Jahren spielt sie hin und wieder immer noch Teenager, wie zuletzt im Freiburger Tatort „Sonnenwende“ – dafür muss sie eben beim Einkaufen regelmäßig ihren Ausweis zeigen. Beachtlich erscheint die große Menge an Filmen, die sie in ihrem jungen Alter bereits gedreht hat. Sie fing damit bereits mit acht an, darunter war neben „Die wilden Kerle“ auch der vielfach preisgekrönte Film „Das weiße Band“.
Neben den Gesprächen gehören zu einer ordentlichen Adam Riese-Show das musikalische Rahmenprogramm, für das Markus Paßlick und seinen Original Pumpernickel diesmal die Sängerin Stephanie K. begleitet hat, sowie ein paar Quizze und Spielchen für die Talkgäste. So sollte Janina Fautz erraten, was die anderen Wilsberg-Schauspieler zuvor als Gäste auf dieser Couch über sich verraten hatten, während Claus-Dieter Toben einige knifflige Münster-Fragen beantworten musste. Die Aufgaben für Henning Wehland und Stephanie K. waren ungleich schwerer. Sie mussten dröge Gebrauchstexte zu bekannten Melodien singen, ein Backrezept für Nussplätzchen zu „American Pie“ und die Anleitung für einen Staubsauger zur Melodie von „Yesterday“ – beide lösten es mit Bravour. Ein gemeinsames Wort-Spiel mit allen Gästen kam dagegen nicht so richtig in Fahrt. Alles in allem war es wieder ein einmaliger und sehr unterhaltsamer Abend, dem Henning Wehland einen ordentlichen Stempel aufdrücken konnte. Würde er so in den Wahlkampf treten, wäre der Posten des OB ihm wohl sicher.
Die nächste Adam Riese Show ist am 9. September 2018, wieder ab 19 Uhr in der Cloud am Germania Campus, dann mit den Gästen Hannes Schöner (Bassist der Höhner mit überraschender Verbindung zu Münster), Dr. Heinrich Kreft (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg) und die Moderatoren der Antenne Münster-Morningshow Anja Brukner und Christoph Hausdorf. Für die Musik sorgen dann Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel mit der Sängerin Christiane Hagedorn. Karten gibt es im WN-Ticket-Shop (Prinzipalmarkt 13-14), bei Jörgs CD-Forum (Alter Steinweg 4) oder online.
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