Am Ende lagen viele fusselige Gäste auf dem Sofa von Adam Riese: das alte Zirkuspferd Horst-Pferdinand, Charming Traudl, der Jammerlappen, das Monster Cindy, der blaue Hai und wer sonst noch so aus den WDR-Sendungen „Zimmer frei!“ und „Die Wiwaldi-Show“ bekannt ist. Immer mehr Puppen packte ihr Schöpfer Martin Reinl aus und begeisterte das Publikum im ausverkauften Pumpenhaus mit Schlagfertigkeit und Spielfreude.
Dazu kamen auch noch diverse Gesangseinlagen, für die der Puppenspieler immer wieder in eine Kiste kroch. Zuletzt mit dem blauen Hai, der ein besoffenes Duett mit Ilka Luza sang, dem zweiten Gast der Adam-Riese-Show am Sonntagabend. Die Einlage mit der Hai-Puppe hat dann auch eine thematische Verbindung zwischen allen Gästen hergestellt, denn auch der Hai-Schützer Josef Baron Kerckering zur Borg hatte zuvor auf dem Sofa Platz genommen und unterhaltsam aus seinem Leben erzählt.
Lebhaft schilderte der Großneffe vom Kardinal von Galen, wie er auf dem kalten Schloss Rinkerode aufgewachsen ist und, um erwachsen zu werden, ein paar mehr Schulen besuchen musste als andere. Anhand von Bildern aus den Swinging Sixties konnten die Zuschauer miterleben, wie Josef Baron Kerckering in seinen Sturm- und Drang-Jahren Autorennen gefahren ist oder mit Brigitte Bardot getanzt hat. Sein wichtigstes Thema fand er aber erst mit 60 Jahren in einem Urlaub mit seiner Tochter, die ihm zum Tauchen überredet hatte: die Haie. Seit der ersten Begegnung ist er von den Knochenfischen begeistert und diese Begeisterung trägt er auch weiter. Vor allem geht es ihm aber darum, die vielen falschen Aussagen über die Haie zu widerlegen und auf ihre Bedrohung durch den Menschen hinzuweisen. Schließlich würden „in den zwei Stunden, wie diese Show dauert, 22 bis 25 tausend Haie getötet, die meisten wegen der Flossen“.
Baron Kerckering, den Adam Riese „Jupp“ nennen durfte, erklärte auch, dass Haie ein gutes Gedächtnis haben, das ungefähr ein Jahr zurückreicht. Deshalb versucht er regelmäßig den Tigerhai „Emma“ zu treffen, der ihn dann immer wieder erkennt. Er dürfte allerdings nicht länger als ein Jahr mit diesem Tauchgang aussetzen. Überhaupt seien Haie gar nicht gefährlich für Menschen, aber „wenn doch mal einer zubeißt, steht’s in jeder Zeitung“, beklagte der Gründer des Vereins „Shark Protect e.V.“.
Eröffnet wurde die Show von der Schauspielerin Ilka Luza. Auch sie outete sich als Fan von Haien, die im Alter zwischen zehn und fünfzehn ausschließlich Bücher über diese Fische lesen wollte, was die anderen Kinder wohl etwas merkwürdig fanden. Ihr Ziel wurde aber nicht das Meer, sondern die Bühne. Mit einer Schauspielschule klappte es nicht, daher hat sie direkt am Theater angefangen. Dort wurde ihr überraschenderweise sogar Geld gegeben für’s Spielen, und sie ist einfach nicht mehr weggegangen. So landet man also in diesem Geschäft. Das führte sie vom Krefelder Kinder- und Jugendtheater „Kresch“ über die Bonner „Springmaus“ zu Münsters Theatergruppe „Placebo“. Und weil das auf Improvisationen spezialisiert ist, musste Ilka Luza auch bei der Adam Riese-Show mehrfach mit Impro-Show-Elementen ran. Der Höhepunkt davon war ein improvisiertes Lied und das Publikum sollte ihr dafür die Vorgaben machen. Heraus kam ein Reggae über ein Tier, das im Allwetterzoo vermisst wird, und zwar einen tanzenden Eisbären mit magenta-farbenem Fell. Gut, dass Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel als Hausband der Show alle Genres bedienen und Ilka Luza wirklich gut improvisieren kann. Gemeinsam überzeugten sie mit einem lässigen neuen Lied, das sicher zur Anschaffung eines Eisbären für unseren Zoo führen wird.
Ilka Luza trat übrigens auch schon ein paar Mal im Fernsehen auf, bei der wenig erfolgreichen ZDF-Serie „Durchgedreht!“ und als Nachbarin Frau Bussmann bei einigen Folgen von „Zimmer frei!“. Hier wurde auch der dritte Gast der Adam-Riese-Show so richtig bekannt, obwohl er sich dabei fast immer hinter dem Sofa verkrochen hat. Martin Reinl spricht eben lieber über seine Handpuppen, und die bekannteste ist der Hund Wiwaldi. Kein Wunder, dass Adam Riese immer wieder durcheinander kam und nicht mehr wusste, ob er nun mit der Handpuppe oder dem Puppenspieler sprach.
Schon als Kind spielte Reinl lieber mit Handpuppen als mit Autos, wie Adam Riese anhand zahlreicher Dias belegen konnte, die erkennbar aus den 70er Jahren stammten. Schon damals Fan von Ernie, Kermit, Miss Piggy & Co., hat Martin Reinl inzwischen für die deutsche „Sesamstraße“ die Figur Elmo übernommen. Daher durfte er auch mal in die Jim Henson-Studios in New York, um dort den echten Ernie zu spielen („wer wollte denn noch nie seinem Idol die Hand hinten reinschieben?“) oder das original Krümelmonster auf links zu drehen.
Im Pumpenhaus zog Reinl so nach und nach seine inzwischen beinahe genauso berühmten, eigenen Puppen hinter dem Sofa hervor: vor allem Horst-Pferdinand, das alte Zirkuspferd, und die schüchterne Traudl wurden heftig bejubelt. Viele bestaunten, dass Reinl all diese verschiedenen Figuren selber spricht und singt. Er plauderte zudem aus dem Nähkästchen, was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist. Denn die Puppen hat er alle selbst entworfen und genäht, manchmal unter Zeitdruck nach einer spontanen Idee für einen Gast bei „Zimmer frei!“. Vorige Woche ist nun die allerletzte Sendung dieser immer noch sehr beliebten Serie mit Götz Alsmann und Christine Westermann aufgezeichnet worden, unter zahlreichen Tränen und mit Thomas Gottschalk als letztem Gast, wie Martin Reinl verriet. Ihn und seine Handpuppen können wir aber in Münster bald wieder live erleben, am 2. Dezember mit der Puppen-Improshow „Pfoten hoch!“ im Bürgerhaus Kinderhaus. Kurz danach, am 4. Dezember, gibt es auch die nächste Adam-Riese-Show im Pumpenhaus. Nicht verpassen!
Mehr Bilder des Abends gibt es wie immer in der großen Fotostrecke.
Mehr zum Thema: Ilka Luza | Martin Reinl (Facebook) | Josef Kerkerinck
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