Show mit Wortwitz, Spielen und Gesang 2. Adam Riese-Show im Atlantic-Hotel sorgte mit Jochen Malmsheimer, Dr. Joke Tio und Meinhard Zanger wieder für gute Unterhaltung

Nicht nur die Zuschauer, auch Dr. Joke Tio und Jochen Malmsheimer amüsierten sich bei der Adam Riese-Show. (Foto: Stephan Günther)
Nicht nur die Zuschauer, auch Dr. Joke Tio und Jochen Malmsheimer amüsierten sich bei der Adam Riese-Show. (Foto: Stephan Günther)

„Wo, wie und weshalb bist du geboren?“ Mit solchen Fragen müssen Gäste bei der Adam Riese-Show schon mal rechnen. Und mit launigen Spielchen, bei denen mitunter ganz spezielle Münster-Kenntnisse gefragt sind. Dem stellten sich am Sonntagabend der Kabarettist Jochen Malmsheimer, Frauenärztin Dr. Joke Tio und Meinhard Zanger, der Intendant des Wolfgang-Borchert-Theaters. Alle drei erzählten von ihren mitunter verschlungenen Wegen zu ihren heutigen Berufen und Berufungen. Was am Ende viel lustiger war, als es jetzt klingt.

„Bin gar nicht Bochumer mit Leib und Seele. Ich wohne da“, überraschte Malmsheimer so manchen in den Zuschauerrängen, der ihn in den 90er Jahren durch „Tresenlesen“ im Duo mit Frank Goosen kennen gelernt hat. „Wir wurden durch meinen Vater hingeschleppt“, fügte er hinzu und griff damit einen Topos auf, den der erste Showgast Dr. Joke Tio an diesem Abend eingeführt hatte. „Ich hänge nicht an Städten, es sind die Menschen“, bekannte der wort- und stimmgewaltige Kabarettist und erinnerte daran, dass die meisten Städte kaum zu unterscheiden seien, wenn man aus dem Bahnhof tritt: „Überall Ulla Popken, Vodafone und Ernstings Family“. Geschrieben klingt manches banal, was von Malmsheimer spontan auf der Bühne deklamiert wie ein göttliches Bonmot wirkt. Genau an dieser Fallhöhe scheint der gewitzte Mann seinen Spaß zu haben, und das übertrug sich mühelos aufs Publikum.

"Lies doch mal laut," rief ein Gastwirt dem Buchändler-Lehrling Jochen Malmsheimer zu - so entstand "Tresenlesen". (Foto: Stephan Günther)
„Lies doch mal laut,“ rief ein Gastwirt dem Buchändler-Lehrling Jochen Malmsheimer zu – so entstand „Tresenlesen“. (Foto: Stephan Günther)

Das hing natürlich auch an seinen Lippen, als er endlich mit einem episch ausgebreiteten Erlebnisbericht preisgab, warum er Münster einst mit einer Zigarette aus seinem alten Diercke-Weltatlas herausgebrannt und sich geschworen hat, dort nie wieder aufzutreten. Was er zu unserem Glück nicht einhielt. Und nun studiert sogar einer seiner beiden Söhne hier. Malmsheimer selbst hatte sein Studium „erfolgreich abgebrochen“, sich während der anschließenden Buchhändlerlehre gerne in eine Bochumer Kneipe gehockt, Guinness getrunken und Bücher gelesen und dabei mitunter so laut gelacht, dass der Wirt ihn aufforderte: „Lies doch mal laut“. So also ein Teil der Gründungslegende vom Duo „Tresenlesen“, das nun dank der Pandemie nach 20 Jahren Trennung wieder aktiv geworden ist. „Damit haben wir unsere gemeinsame Agentur überrascht, die unsere Tourpläne seit 2000 sorgfältig so geplant hatte, dass wir uns nie unterwegs begegnen mussten, noch nicht einmal zufällig auf dem Bahnsteig.“

Sängerin Malena bezauberte das Publikum mit ihrer Stimme. (Foto: Stephan Günther)
Sängerin Malena bezauberte das Publikum mit ihrer Stimme. (Foto: Stephan Günther)

Showmaster Adam Riese hingegen überraschte Jochen Malmsheimer mit einer Video-Grußbotschaft, die der Percussionist Markus Paßlick zuvor mit Frank Goosen aufgenommen hatte. Zu sehen war sie wie auch die Quiz-Spielchen mit allen Gästen auf einem Bildschirm, der in den vorderen Reihen noch groß wirkte, in den hinteren sicher zum Augenkneifen führte. Einer der wenigen Nachteile der neuen Location, dem Engelsaal im Atlantic-Hotel Münster, wo die Adam Riese-Show nun zum zweiten Mal stattfand. Gewohnt war aber das musikalische Umfeld von Markus Paßlick und seinen Original Pumpernickel, also Jürgen Knautz am Bass und Altfrid Maria Sicking am Vibraphon. Mit angenehm leichten Jazz-Sounds begleiteten sie nicht nur die unglaublich vielseitige Sängerin Malena, die kurzfristig eingesprungen war, sondern auch Meinhard Zanger.

Auch Meinhard Zanger, Intendant des Wolfgang-Borchert-Theaters, unterhielt mit Gesang. (Foto: Stephan Günther)
Auch Meinhard Zanger, Intendant des Wolfgang-Borchert-Theaters, unterhielt mit Gesang. (Foto: Stephan Günther)

Der Intendant des Wolfgang-Borchert-Theaters überraschte so machen Zuschauer in der eher ungewohnten Rolle als Sänger. Zusammen mit Malena sang er „The Briar And The Rose“ aus „The Black Rider“, natürlich als Reminiszenz an seine gefeierte und gut besuchte Inszenierung dieses Stücks in Münsters Hafen in diesem Sommer, für die Pumpernickel-Bassist Jürgen Knautz die musikalische Leitung übernommen hatte. Zuvor hatte Zanger aber noch mehr mit der Vertonung von Tucholskys Kabarett-Lied über „Feldfrüchte“ überzeugt, wobei er die Kritik an der SPD von 1926 nur leicht anpassen musste, um aktuell zu sein. So etwas könnte man gerne öfter von ihm hören, er muss danach ja nicht immer Radieschen ans Publikum verteilen.

Sind sie hier noch Roboter oder schon Western-Helden? Meinhard Zanger und Jens Heinrich Claassen beim Impro-Theater-Spiel. (Foto: Stephan Günther)
Sind sie hier noch Roboter oder schon Western-Helden? Meinhard Zanger und Jens Heinrich Claassen beim Impro-Theater-Spiel. (Foto: Stephan Günther)

Ähnlich wie bei Malmsheimer war auch Zangers Weg zum Schauspiel alles andere als direkt. Die Lehre zum Verlagskaufmann brach er schon nach vier Wochen ab, um zunächst ein Volontariat bei einer Trabrennsportzeitschrift aufzunehmen. Irgendwann erwarb er sogar, zusammen mit Freunden, ein eigenes Rennpferd. Das war allerdings ständig verletzt und erst nach dem Weiterverkauf sehr erfolgreich. Als Schauspieler ist Meinhard Zanger zwar oft auf Bühnen, aber nur einmal in einem Spielfilm aufgetreten: als Schuhverkäufer, dem ein unverschämtes Kind an den Nerven zerrt. Das zog das Publikum gleich als Anregung heran, um Vorgaben für das folgende Impro-Theater-Spiel zu geben: zusammen mit Kabarettist Jens Heinrich Claassen sollte Zanger eine Szene in einem Schuhgeschäft spielen – als Science Fiction. Kaum fühlten sich die zwei in ihren Rollen als Roboter wohl, wurde mit Western schon das nächste Genre vorgegeben.

Die eigentliche Rolle von Jens Heinrich Claassen war, wie schon bei der ersten Show im Hotel an der Engelstraße, die der „Assistentin“. Er brachte aber nicht nur unermüdlich neue Wassergläser, die obligatorischen Geschenkpakete für die Gäste und am Ende all die von Adam Riese zu überreichenden Blumen, sondern durfte auch mit seinem Paradestück, dem Lied von der Kreiszahl Pi, als kabarettistischer Sänger beim Publikum glänzen. Nicht nur das Publikum war hellauf begeistert, auch Jochen Malmsheimer zollte ihm kollegialen Respekt.

Adam Riese und Dr. Joke Tio im Gespräch. (Foto: Stephan Günther)
Adam Riese und Dr. Joke Tio im Gespräch. (Foto: Stephan Günther)

Gar nicht auf ehrfurchtsvollen Respekt schielt Dr. Joke Tio von der Universitätsklinik Münster, die am Sonntag als erste auf Adam Rieses Sofa saß. „Meine Familie nennt mich Flummi, weil ich nicht still sitzen kann“, verriet sie grinsend, „so benehme ich mich auch im OP. Die Patientinnen kriegen das nicht mit, die schlafen dann ja“. Als Frauenärztin hat Dr. Tio sich auf Brustoperationen spezialisiert, dabei wollte sie in ihrer Jugend gar nicht Ärztin werden, sondern Fremdsprachenkorrespondentin. Acht Sprachen beherrschte sie mal, sechseinhalb sind übrig geblieben, verriet sie. Schließlich wuchs sie, zum Teil mit chinesischen Wurzeln, in Indonesien auf und landete noch als Kind in Duisburg, später in den Niederlanden, denn „wir wurden durch meinen Vater hingeschleppt“. Dem Vater zuliebe studierte Joke Tio dann auch Medizin, zuerst in Belgien, dann in Berlin. Kinderärztin war zunächst ihr Ziel, „aber die Kinder sind mir irgendwann auf den Keks gegangen“. Für sie hatte Adam Riese ein besonders anspruchsvolles Spiel vorbereitet: Dr. Joke Tio sollte Krankenhäuser in Münster nur an ihren Grundrissen erkennen.

Zum Abschluss traten alle drei Gäste noch einmal in einem Spiel zu einzigartigen Erlebnissen gegeneinander an. Und schon war mit dem Hinweis das Ende der Show erreicht, dass ab sofort die Karten für die nächste gebucht werden können. Am 4. Dezember wird der aus Münster stammende Techno-DJ WestBam zu Gast sein, sowie Stephanie Heinrich (WDR, „Lokalzeit Münsterland“) und der unter anderem vom Placebo-Theater bekannte Multi-Instrumentalist Jakob Reinhardt.

Tickets für die nächste Adam Riese Show am 04.12.2022 gibt es an vielen Vorverkaufsstellen oder online über www.friedenskapelle.ms

 

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