Adam-Riese-Show feierte das Unperfekte "Einfach machen" war die Punk-Devise der Talk-Gäste Jana Forkel, Beckmann und David Rauterberg

David Rauterberg (li.) und Michael Beckmann (re.) mit Gastgeber Adam Riese auf dem Talk-Sofa. (Foto: Thomas Hölscher)

Wie so oft ließ auch die Adam-Riese-Show an diesem Sonntag einen roten Faden erkennen, der nicht groß angekündigt wurde und den man so auch nicht erwartet hätte. Diesmal feierten alle Gäste auf dem Talk-Sofa auf ihre jeweils eigene Weise das Unperfekte. Einfach machen, anstatt zu lange darüber nachzudenken, ob man etwas gut genug kann – so in etwa lautete die Devise nicht nur oft bei TV-Moderatorin Jana Forkel, sondern auch bei den Musikern Michael Beckmann und David Rauterberg, dem kreativen Kopf hinter dem Rudelsingen.

David Rauterberg, der erste Talk-Gast des Abends, hat es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, wirklich jeden zum Singen zu bringen. Dabei kommt es ihm und all den Menschen, die zu seiner stets ziemlich gut besuchten Veranstaltung „Rudelsingen“ kommen, nicht darauf an, besonders schön zu singen. Sondern ausschließlich darum, Spaß zu haben. Und der kommt laut Rauterberg beim Singen ganz von alleine. „Am meisten macht es Spaß, wenn man sich selbst gar nicht mehr singen hört, sondern untergeht in der Masse“, meint er. „Wenn man den Text vorne an der Wand sieht, dann singt man den“ – nicht nur mit dieser Behauptung begegnete er etwaigen Zweiflern im Engelsaal des Atlantic Hotels, er belegte es auch an Ort und Stelle.

Alle singen mit
David Rauterberg ließ den ganzen Saal „Country Roads“ singen. (Foto: Thomas Hölscher)

Kaum hatte Rauterberg die ersten Akkorde auf seiner Gitarre angeschlagen, da sang auch schon das gesamte Publikum lauthals mit bei John Denvers „Country Roads“. Stehend natürlich, wie es sich beim Rudelsingen gehört, und hin und wieder tatsächlich mit den von ihm gewünschten „Jiiee-Ha!“- und „Hey-Ho!“-Rufen gewürzt. Es ginge beim Rudelsingen auf keinen Fall ums Üben, betonte er, sondern „wir singen uns die Seele frei“. Dass dieses Konzept ankommt, hat er nicht nur bei bisher 76 Veranstaltungen dieser Art in Münster bewiesen, sondern bei 3.000 deutschlandweit, wobei dafür 8 weitere Teams unter dem von ihm erfundenen Etikett „Rudelsingen“ unterwegs sind. Rauterberg machte keinen Hehl daraus, dass er nicht der Erfinder solcher Singeabende ist. Inspiriert wurde er durch eine ähnliche Veranstaltung in Köln mit dem sperrigen Titel „Frau Höpker bittet zum Gesang“. Das „Rudelsingen“ trage aber seine eigene, vielleicht etwas peppigere Handschrift. So ließ er die Zuschauenden im Laufe des Abends noch ein paar Mal mehr ihre Seele frei singen.

Für Beckmann ist Energie wichtiger als Proben
Beckmann konnte bei der Adam-Riese-Show viel über die deutsche Musikszene erzählen. (Foto: Thomas Hölscher)

In Münster wohnt Rauterberg übrigens schon seit 1988, als der gebürtige Niedersachse beim Studium im hessischen Oberursel beschloss, Musiker zu werden und mit zwei Bandkollegen nach Kinderhaus zog. Einen solch engen Bezug zu Münster hat Michael Beckmann nicht, aber der Musiker erinnerte sich immerhin daran,  dass er einst mit seinen Bands im Odeon oder im Jovel am heutigen Germania-Campus aufgetreten ist. Lebhaft schilderte Beckmann, der sich am liebsten nur mit dem Nachnamen ansprechen lässt, wie er geradezu in die deutsche Musikszene hineingestolpert ist. Angefangen hatte der gebürtige Sauerländer in den frühen 1980er Jahren in der Fun-Punk-Band Die Suurbiers, stieß dann aber auf eine ganz andere Band, bei der ihm bisher fremde Klänge wie Latin und vor allem die weibliche Energie beeindruckten: die Rainbirds.

Gastsängerin Linda Suarez (mi.) mit Beckmann (re.) und Alissa Müller (li.) vor der Hausband, den „Original Pumpernickel“. (Foto: Thomas Hölscher)

Mit seinem Drei-Akkorde-Hintergrund als Punkrocker habe er sich da durchgemogelt, meinte Beckmann mit einer ordentlichen Portion Understatement. Immerhin waren sie durch ihr allererstes Konzert schon „nach drei Wochen Bandgeschichte in Berlin weltberühmt“. Das von Beckmann mitgeschriebene Lied „Blueprint“, das auf den letzten Drücker noch mit auf die erste Schallplatte der Rainbirds kam, wurde dann der große Hit, der heute noch recht häufig im Radio gespielt wird. Besonders schön war die Interpretation, die Gastsängerin Linda Suarez mit Beckmann und der Hausband, Markus Passlick’s Original Pumpernickel, in der Adam-Riese-Show darbot. Ganz erstaunlich sogar, denn Beckmann betonte wiederholt, dass sie für die Auftritte an diesem Abend so gut wie gar nicht geprobt hätten. Wahrscheinlich, um das Unperfekte zu feiern – wer weiß?

Als Punk-Musiker durchgemogelt
Auch Jana Forkel, der dritte Gast des Abends, konnte lebhaft über ihren Weg ins TV-Geschäft erzählen. (Foto: Thomas Hölscher)

Über seine heutigen Erfolge mit Filmmusik, wie für die „Fack ju Göhte“-Reihe, „Wendy“ und zuletzt „Chantal im Märchenland“ redete er kaum. Dafür lieber über andere Musiker, wie den hochbegabten Rodrigo González, den er als 19jährigen Schüler aus Hamburg nach Berlin „entführte“. Der wurde erst Gitarrist bei den Rainbirds, ging dann mit Beckmann zu Depp Jones, der vorübergehenden Band von Bela B., und wurde von diesem dann mitgenommen, als Die Ärzte sich wiedervereinigten. Immer wieder fielen Beckmann weitere Anekdoten aus dem Musik-Business ein, die er mal dem Showmaster Adam Riese und dem Publikum und mal auch nur Markus Passlick erzählte, wie es schien. Aber es sollte diesmal ja gar nicht alles perfekt sein – unterhaltsam war es mit ihm allemal.

Jana Forkel wurde in Münster zur „Kampfradlerin“
Jana Forkel mit Markus Passlick (li.) und „Show-Assistentin“ Jens-Heinrich Claassen bei einem der obligatorischen Spiele. (Foto: Thomas Hölscher)

So war es auch mit dem letzten Talk-Gast des Abends, der Fernsehmoderatorin Jana Forkel. Bekannt ist sie heute vor allem aus dem Kinderprogramm auf ARD und KiKa, vor allem aus der „Sendung mit der Maus“ und dem Kindermagazin „neuneinhalb“. Einen interessanten Ansatz verfolgt auch die WDR-Reihe „Lookslike“, in der sie prüft, ob Instagram als Reiseführer taugt und was um die beliebten Foto-Locations herum wirklich zu sehen ist. Ihre ersten Schritte ins Fernsehgeschäft ging sie aber mit RTL und der Sendereihe „YOLO“, für die sie viele Sachen zum ersten Mal ausprobierte. Bevor sie damit in Köln anfing, hat sie in Münster Kommunikationswissenschaft studiert – und ist hier zur „Kampfradlerin“ geworden, wie sie bekannte. Neben typischen Studentenjobs in einer Bäckerei, einem Call-Center und auf dem Weihnachtsmarkt sammelte sie hier erste Medienerfahrungen beim Campus-Sender Radio Q und im Bennohaus. Ihren Mann, der aus Münster-Gelmer stammt, lernte sie aber erst in Köln kennen.

Die Gespräche auf dem Talk-Sofa waren viel launiger, als es sich hier beschreiben lässt. Aber nicht immer lachte das Publikum an den erwarteten Stellen, sondern an ganz anderen – das ist das kalkulierte Risiko bei jeder Show mit Adam Riese. Die nächste findet am 15. September statt, mit dem Aktionskünstler Tommy Schmidt, der Reitexpertin Sylvia von Heereman und Leonard Lansink, der nach 15 Jahren zum zweiten Mal zur Show kommt. Karten dafür gibt es ab sofort unter friedenskapelle.reservix.de.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert