Abstand und Geschwindigkeit sind häufigste Unfallursache

a_pol_th-1Polizeidirektor Udo Weiss (Mitte) erläutert die Unfallentwicklung der vergangen Jahre – links im Bild: Peter Hüser, Leiter der Autobahnpolizeiwache Recklinghausen, rechts: Andre Weiß, stellv. Chef der Autobahnpolizei (Foto: th)
Polizeidirektor Udo Weiss (Mitte) erläutert die Unfallentwicklung der vergangen Jahre – links im Bild: Peter Hüser, Leiter der Autobahnpolizeiwache Recklinghausen, rechts: Andre Weiß, stellv. Chef der Autobahnpolizei (Foto: th)

Polizei stellt Konzept zur Unfallvermeidung auf Autobahnen vor

Mit ernsten Worten stellt Polizeidirektor Udo Weiss die neuste Unfallstatistik für Autobahnen vor: Ein alarmierender Anstieg der Verkehrsunfälle mit Personenschäden um gut 23 % im vergangen Jahr sorgte dafür, dass die Autobahnpolizei Münster ein neues Konzept ausarbeitete. Zukünftig sollen die Unfallzahlen deutlich verringert werden und um dieses Ziel zu erreichen, nahm die Polizei zunächst eine detaillierte Analyse der Daten vor. Daraus geht hervor, dass ähnlich wie für den innerstädtischen Verkehr zwei Hauptursachen gelten: Eine zu geringe Distanz und zu hohe Geschwindigkeit.

Ebenfalls ein trauriger „Klassiker“: Das Benutzen des Handys während der Fahrt. Weiss stützt sich hierbei auf psychologische Erkenntnisse, die besagen, dass das menschliche Gehirn sich auf eine Haupttätigkeit konzentriere. Das bedeutet, dass beim Fahren und gleichzeitigem Telefonieren das Gehirn unglücklicherweise das Telefonieren als Haupttätigkeit ermittele und somit dort die meiste Konzentration liege. Immerhin 2087 Handyverstöße ließen sich im letzten Jahr feststellen. Um sämtlichen Versuchungen zu widerstehen rät er daher auch, das Handy nicht in Griffweite zu legen und möglicherweise sogar mit der Familie Absprachen zu treffen: „Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, dann telefoniere ich nicht.“

Die Auswertung der Fakten hatte neben klaren Ursachen auch Schwerpunkte in bestimmten Teilbereichen der Autobahnen ergeben und eine Konzentration auf verschiedene Wochentage – so ist mitnichten ausschließlich der Wochenanfang oder das Wochenende kritisch. Um nun die Unfälle zu reduzieren, setzt die Polizei auf Prävention durch Präsenz. Momentan befinde man sich in der dritten Projektphase und es sei zu früh, um konkrete Aussagen über Ergebnisse treffen zu können, so Andre Weiß. Allerdings ist aus anderen Projekten in der Vergangenheit selbst ein halbes Jahr später noch eine Halbierung der Unfallzahlen bekannt, so dass man sich optimistisch gibt. Es ginge nicht um Verwarnungen oder gar Bußgelder, so Polizeihauptkommissar Peter Hüser, sondern „für uns sind nur die Unfallzahlen interessant.“

Polizeioberkommissar Jörg Fischer demonstriert modernste Technik zur Abstandsmessung. (Foto: th)
Polizeioberkommissar Jörg Fischer demonstriert modernste Technik zur Abstandsmessung. (Foto: th)

Nach einem rollierenden Prinzip werden nun seit Beginn des Jahres Projekte mit 14-tägiger Dauer zur Kontrolle bestimmter Autobahnabschnitte durchgeführt. Zum Einsatz kommt dabei ein mit Vidit- und ESO-Technik ausgerüstetes Fahrzeug, das Aufnahmen in LKW-Kabinen (die erkennbar sein müssen), einen Abgleich der Fahrzeugumrisse und aufs Nummernschild erlaubt. Denn gerade LKW spielen in der Unfallstatistik eine große Rolle – auch wenn im Vergleich zu den Vorjahren auf den von der Polizei Münster betreuten Autobahnabschnitten die Zahl der Verkehrsunfälle mit LKW-Beteiligung um 4,1 % zurückgegangen ist, so machen die Fotos aus der Presse deutlich: Das Mächteverhältnis gegen einen LKW ist sehr unausgeglichen und endet für die PKW-Fahrer oft tödlich. Immerhin etwa 1.200 LKW wurden letztes Jahr aus dem Verkehr gezogen, weil sie falsch beladen waren oder in anderer Hinsicht nicht den Bestimmungen entsprachen; selbst mit verstrahltem Gefahrengut hatten es die Polizeibeamten zu tun.

Der Einsatz mit dem Spezialfahrzeug zur Verkehrskontrolle gestaltet sich so gut, dass die Polizei ernsthaft über die Aufrüstung eines zweiten Fahrzeugs nachdenkt. Immerhin 25.000 € würden in die neue Technik dann investiert werden.

FAUSTREGEL: Mindestabstand = halber Tacho!

 

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