Die 31 Meter hohe Blutbuche galt lange als Wahrzeichen des Botanischen Gartens der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Auf ungewöhnliche Weise veränderte nun die Baumpflegezentrale aus Greven in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Flugunternehmen das Bild des Botanischen Gartens: Die vom Brandkrustenpilz befallene Buche wurde mit Hilfe eines Helikopters Stück für Stück abtransportiert.
„Ein sehr trauriges Ereignis, weil es ein riesiger Organismus ist, der nicht nur die Struktur und das Aussehen des Botanischen Gartens geprägt hat, sondern auch ein entscheidendes Element für den Typischen Kalkbuchenwald ist, der hier gezeigt werden soll“, so Prof. Kai Müller, Leiter des Botanischen Gartens. Die Blutbuche wurde 1855 dort gepflanzt und war mit einem Kronendurchmesser von gut 30 Metern, eine der ältesten und mächtigsten Bäume im Botanischen Garten. Diese gärtnerisch veredelte Zuchtform galt bis zu diesem Jahr als Naturdenkmal der Stadt Münster.
Aber durch Dürreperioden und Stürme wurde der Baum soweit geschädigt, dass ein Brandkrustenpilz ihn befallen konnte. In den letzten Monaten sind einige tonnenschwere Äste von der Buche abgefallen. Seitdem haben Mitarbeiter des Botanischen Gartens mit Hilfe von Verstrebungen in der Krone versucht, den Baum zu retten. Und sie sperrten den Bereich ab, um Besucher vor den herabfallenden Ästen zu schützen. Externe Gutachter wurden hinzugezogen, die allesamt zu dem Entschluss gekommen sind, dass die Buche gefällt werden muss.
Um die umliegende Vegetation nicht zu schädigen, haben sich die Verantwortlichen gegen einen Kran und für den Abtransport mit einem Hubschrauber ausgesprochen. „Wir haben uns für eine Firma entschieden, die sich auf solche Fällungen spezialisiert hat“, berichtet Koordinator Björn Dewitt. Zur Vorbereitung wurden die Baumkrone verseilt und diverse Markierungen gesetzt, damit der Einsatz am Donnerstagmorgen bei guten Wetterverhältnissen reibungslos stattfinden konnte.
Zum Sonnenaufgang flog der Pilot gestern mit einem Helikopter vom Typ Kaman K-Max K-1200, der aufgrund seiner Doppelrotoren (Flettnersystem) wenig Abwind erzeugt, zum ersten Mal über die alte Buche. Er ließ ein 80 Meter langes Stahlseil direkt über der Buche herab. Daran befestigten Baumkletterer die ungefähr zwei Tonnen schweren Segmente aus Krone und Stamm, die der Pilot dann zum Parkplatz des angrenzenden Schlossgartencafés transportierte. An diesem Ablageort wurden die einzelnen Stücke weiter zerkleinert und mit Hilfe eines LKWs abtransportiert, um Platz für den nächsten Anflug zu schaffen. Das alles führten Mitarbeiter einer extra darauf spezialisierten Firma geradezu in Akkordarbeit aus.
Der wohl spektakulärste Einsatz im Botanischen Garten endete nach 49 Flügen, 3 Betankungen und rund 7 Stunden schwerer körperlicher Arbeit. Rund 71 Tonnen Baum-Material wurden abtransportiert. Nur das Wurzelwerk sowie ein eineinhalb Meter hoher Stumpf mit einem Umfang von 5,8 Metern bleiben nun als Erinnerung an das einstige Wahrzeichen.
Die leere Stelle soll nun bald mit einer neuen Blutbuche bepflanzt werden. Diese soll eine Größe von ungefähr 10 Meter haben, um das vorhandene Biotop des Kalkbuchenwaldes zu erhalten. „Strauch- und Krautschicht sind zu stark gefährdet, wenn wir hier eine Lücke über mehrere Monate oder Jahre stehen lassen würden“, so Prof. Kai Müller im Interview.
Rund 200.000 Besucher erfreuen sich hier jedes Jahr an über 6.000 Pflanzenarten. Um diese Vielfalt weiterhin bieten zu können und vor allem auch um die Lücke, die der hölzerne Riese hinterlässt, angemessen zu ersetzen, bittet der Förderkreis des Botanischen Gartens um Spenden.
Bandverbindung für Spenden: Sparkasse Münsterland Ost IBAN: DE 88 4005 0150 0135 3762 34 Stichwort „Blutbuche“
P. S.: Wusstest du, dass sich Aufgrund erhöhter Farbpigmente (Anthocyane) die Blätter der Buche rotbraun färben, weshalb man dann von einer Blutbuche spricht? 99% der im Handel befindlichen Blutbuchen stammen genetisch von einer 1690 gepflanzten, nicht mehr existierenden Blutbuche aus dem Possenwald bei Sonderhausen in Thüringen ab.
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Moin
Ich habe mir den „Rückbau“der Buche im Schloßgarten live angesehen. Ein beeindruckendes und trauriges Spektakel . Glücklicherweise habe ich eine große Blutbuche in meinem Vorgarten stehen.
Mein Vater hat diesen Baum als Schößling aus den Ardennen mitgebracht. Dieser Baum bekommt seine Blätter ca. 14 Tage später als andere Exemplare hier in Deutschland. Es scheint also einen genetischen Unterschied zu geben. Denjenigen, die eine Buche veredeln möchten, würde ich entsprechendes Material zur Verfügung stellen. Irgendwann wird auch dieser Baum dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.
In diesem Sinne und frei nach Eugen Roth :
Zu fällen einen schönen Baum,bedarf’s einer halben Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert, bedenk es,ein
Jahrhundert
Es ist so jammerschade das so ein einzigartiger Baum gefällt werden musste.
Blutbuche, das Herz blutet.
Was passiert jetzt mit dem Holz 🪵 ?
Gibt es die Möglichkeit Stücke der Blutbuche zu bekommen ?
Über eine Rückmeldung wäre ich sehr dankbar. Freundliche Grüße, Christine Blau
E-Mail Adresse :
immer.blau@gmx.de
Hey,
da wendest du dich wohl am besten direkt an die WWU / den Botanischen Garten.
Viele Grüße!
Hallo, inzwischen gibt es bei der Tischlerei Brandt Produkte aus dem Holz der Blutbuche.
Hier der Link zu der Tischlerei, in der es Produkte aus der Blutbuche gibt:
http://www.brandt-manufaktur.de