Morgen wird er 50 Jahre alt, der Zoo am Aasee mit dem zwar ungewöhnlichen aber auch wieder typisch münsterschem Namen. Am 2. Mai 1974 öffnete der Allwetterzoo erstmals seine Pforten, um seither Millionen von Besucherinnen und Besuchern die Tierwelt näherzubringen. Im Laufe der Jahrzehnte wandelte sich der Zoo vom Ort der reinen Zurschaustellung unterschiedlicher Tierarten, zum heutigen komplexen Unternehmen, in dem neben dem Tiererlebnis unterschiedliche Events wie der Christmas Garden oder Galaktische Wochenenden stattfinden, aber auch auf hohem Niveau geschützt und geforscht wird.
Der Vorgänger des Allwetterzoos, der als erster Tierpark Westfalens zwischen Himmelreichallee und Aa lag, hielt keine hundert Jahre durch und wurde Silvester 1973 geschlossen. Dessen Gründer, Professor Dr. Hermann Landois, wollte dort ursprünglich nur Tiere zeigen, die in Europa beheimatet sind, doch da spielte das Publikum nicht mit. Zu einem ordentlichen Zoo gehören schließlich Elefanten, Affen und Löwen und so kamen nach und nach auch die exotischeren Tiere nach Münster. Einen Eindruck von den zum Teil spektakulären Gebäuden wie dem moscheeartigen Elefantenhaus, vermitteln heute nur noch die Tuckesburg und die Reste des ehemaligen Eulenturms auf dem alten Zoogelände. Anlässlich der Skulptur Projekte 1987 installierte der bekannte US-amerikanische Künstler Keith Haring auf dem ehemaligen Zoogelände einen großen, roten Hund aus Stahl, der das monumentale Bankgebäude anbellte, das den alten Zoo verdrängt hat. Dieser „Red Dog for Landois“ steht heute in Ulm vor der Kunsthalle Weishaupt.
Eröffnung am 2. Mai 1974
Nach dem Verkauf der Fläche des alten Zoos an die damalige Westfälische Landesbank (West LB), entstand unter der Regie des Architekten Bernd Kösters in unmittelbarer Nachbarschaft zum Aasee auf 30 Hektar Fläche der moderne Neubau des münsterschen Zoos. Städtebaulich war Münsters Architekt Harald Deilmann, landschaftsplanerisch Günther Grzimek verantwortlich, von dem unter anderen der Münchner Olympiapark stammt. Deilmann ist auch Architekt des markanten Neubaus der West LB auf dem ehemaligen Zoogelände. Der Name Allwetterzoo bezieht sich auf die rund ein Kilometer lange, überdachte Wegstrecke, auf der auch bei Regen der Zoo trockenen Fußes durchwandert werden kann. Insgesamt umfasst das Wegenetz des Zoos rund fünf Kilometer.
Der Allwetterzoo war architektonisch ein Kind seiner Zeit. Es herrschten moderne Gebäude und Tiergehege vor, die vor allem den Ansprüchen der Besucherinnen und Besucher und weniger denen der Tiere gerecht wurden. Vor allem Beton kennzeichnete das Erscheinungsbild vieler Anlagen. Besonders die Betonlandschaft, in der die Eisbären lebten, ist vielen Münsteranerinnen und Münsteranern noch gut in Erinnerung. Mit dem zunehmenden Bewusstsein für eine möglichst artgerechte Haltung von Tieren, wandelten sich nicht nur das Erscheinungsbild des Allwetterzoos, sondern auch dessen Tätigkeitsfelder. Größere Gehege, in denen sich die Tiere auch bei Bedarf zurückziehen können, naturnahe Anlagen und eine verstärkte Hinwendung zu den Bereichen Forschung und Artenschutz.
Petra, Sandy, Boerne & Co.
Zu den letzten großen baulichen Maßnahmen gehören der Umbau des Bärenhauses sowie die Eröffnung der Meranti-Halle und des Artenschutzcampus im vergangenen Jahr. Immer wieder finden im Allwetterzoo besondere Aktionen wie Lichtershows, Konzerte, Festivals oder Ausstellungen statt. Fernsehreihen wie „Pinguin, Löwe & Co.“ sind hier ebenso entstanden, wie Teile der Folge „Schlangengrube“ des Tatort Münster. Pinguindame Sandy hat es gemeinsam mit dem Tierpfleger Peter Vollbracht sogar zum Fernsehstar gebracht, ebenso der unglücklich in ein Tretboot verliebte schwarze Trauerschwan Petra, der im Allwetterzoo sein Winterquartier aufschlug.
Immer wieder musste sich der Allwetterzoo in seiner Geschichte der Kritik stellen. Neben der allgemeinen Forderung mancher Tierrechtsorganisationen, Zoos grundsätzlich zu schließen, weil die Tiere hier nicht in ihrem natürlichen Umfeld leben, gab es gerade in letzter Zeit immer wieder Vorfälle, die die Kritik am Allwetterzoo anfeuerten. So starb das Faultier Pauli am 10. Juli vergangenen Jahres in der neuen Meranti-Halle am Hitzestress, etwa zur gleichen Zeit fanden wilde Jungstörche im Außenbereich den Tod, weil sie sich in einem Gitter verfangen hatten. Die Organisation PETA erstattete daraufhin sogar Strafanzeige unter anderem gegen die Direktion des Allwetterzoos.
ALLES MÜNSTER veröffentlicht rund um den 50. Geburtstag des Allwetterzoos unter dem Titel ZOOGESPRÄCHE eine Reihe mit Interviews, in denen unterschiedliche Vertreterinnen und Vertreter des Zoos zu Wort kommen und seltene Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen bieten. Am komenden Wochenende wird die nächste Folge veröffentlicht. Wer sich für die vielen Geschichten und Geschichtchen aus dem Allwetterzoo der letzten zehn Jahre interessiert, kann ja mal ein Blick in das Archiv unseres Online-Mediums werfen.
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