5 Fragen an OB-Kandidat Hein Götting

(Foto: th)
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Am 13. September 2015 wählt Münster seinen künftigen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin. Fünf Kandidaten stehen zur Wahl. Wir haben ihnen allen in einem Interview dieselben fünf Fragen zur Politik in Münster gestellt. Für die FDP tritt Hein Götting an. Hier sind seine Antworten.

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AM: Herr Götting, was unterscheidet Sie von Ihren Konkurrenten im OB-Wahlkampf in Münster?

Götting: Im Wahlkampf unterscheidet mich von meinen Konkurrenten oder meinen Mitbewerbern zum einen, dass ich der einzige bin – wenn man mal davon absieht, dass Herr Seemann jetzt auch offiziell seine Bewerbung eingereicht hat –, der bisher Politik nicht als Beruf gemacht hat. Herr Lewe ist Oberbürgermeister, also Berufspolitiker. Herr Köhnke ist Berufsverwaltungsfachmann, also in dem Sinne auch eine ganz andere Herkunft. Und Frau Klein-Schmeink ist als Bundestagsabgeordnete eben auch Berufspolitikerin. Insofern habe ich als liberaler und unabhängiger, selbständiger Kaufmann und Bürger dieser Stadt eine andere Biographie und biete eine andere Perspektive.

AM: Welchen Beruf haben Sie gelernt und wo liegt ihr politischer Ursprung?

Götting: Hauptberuflich war ich selbständiger Kaufmann, denn ich habe Politik bisher immer nur nebenbei ehrenamtlich gemacht. Wir hatten ein Ladenlokal, eine Kunsthandlung, in der Stadt und haben mit Bildern gehandelt, Bilder verkauft und Einrahmungen gemacht. Das machen wir nach wie vor, denn wir haben noch die Werkstatt hier.

Mein politischer Ursprung ist zum einen, dass ich seit über 40 Jahren, also genau seit 1970, Mitglied der FDP bin. Ich war von 1984 bis 1994 im Rat der Stadt. In der zweiten Periode, also von 1989 bis 1994, war ich Vorsitzender der Fraktion. Dann waren wir als FDP fünf Jahre aus dem Rat raus und 1999 sind wir wieder reingekommen. Seitdem bin ich in verschiedenen Positionen. Ich war einmal noch fünf Jahre in der Bezirksvertretung hier bei uns in Münster-Südost und in verschiedenen Funktionen als sachkundiger Bürger in Ratsausschüssen. Zurzeit bin ich noch aktiv im Kulturausschuss und im Betriebsausschuss Münster Marketing. Das sind meine Erfahrungen mit Politik. Ich habe bisher keine Erfahrung in Verwaltung, aber zumindest im Umgang mit Verwaltung.

AM: Wie ist Ihre Haltung in der Zuwanderungsdebatte in Münster?

Götting: Das ist ja zunehmend ein Problem. Glücklicherweise haben wir hier in Münster bisher einen überwiegend positiven Grundkonsens, dass wir die Leute erstmal aufnehmen. Das ist einfach unsere ganz normale bürgerliche, menschliche Pflicht und Aufgabe. Wir bieten den Menschen, die – aus welchem Grund auch immer – nach Münster kommen, erstmal ein angemessenes Dach über den Kopf und dann auch so schnell als möglich die Unterstützung, die sie brauchen, also Verpflegung, aber auch Aufklärung, Information, Deutschunterricht. Das sind die grundlegenden Bedürfnisse, die man vielleicht auch selber erwarten würde, dass sie einem entgegengebracht werden, wenn man aus einer Notlage heraus in ein fremdes Land muss.

Auf der einen Seite ist da also die humanitäre Perspektive, die andere ist natürlich die faktische Seite. Wir stehen zunehmend vor Problemen, die Menschen überhaupt rein mengenmäßig unterbringen zu können. Gerade war wieder in der Zeitung zu lesen, dass bei uns in der Nachbarschaft in Gremmendorf in der Yorkkaserne 300 Leute untergebracht werden sollen. Man merkt daran, dass das vorgesehene Konzept – ursprünglich sollten dezentral maximal 50 Personen in einer Unterkunft untergebracht werden – einfach schon deshalb nicht mehr funktioniert, weil immer mehr Leute kommen. Das sind Mengenzahlen, von denen vorher niemand eine Ahnung hatte und die einfach auch nicht zu erwarten waren.

Insofern müssen wir gucken, dass wir die Leute unterbringen und dann es wäre schön, wenn man dazu käme, auch die Verfahren deutlich zu beschleunigen. Das gilt sowohl für die Leute, die nicht bleiben können als auch für die, die bleiben können, damit sie auch eine Gelegenheit für eine Ausbildung bekommen und eine Berufstätigkeit. Diese können dann wiederum den Integrationsprozess beschleunigen und intensiveren.

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AM: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Für den Katholikentag 2018 in Münster wünsche ich mir …

Götting: … dass letztendlich alles gut funktioniert, dass sich die Menschen hier wohl fühlen und dass der Katholikentag auch insofern uns allen einen Nutzen bringt, als dort Themen angesprochen und diskutiert werden, die über die ganz normal alltäglichen Probleme hinausgehen und vielleicht auch Zukunftsperspektiven aufzeigen, wie man bestimmte Dinge angehen sollte oder auch bestimmte Probleme lösen könnte.

AM: Wo drückt in Ihren Augen in Münster gerade besonders der Schuh? Und was sind Ihre Lösungsansätze an dieser Stelle?

Götting: Abgesehen von der Tatsache, dass die Stadt kein Geld mehr hat [lacht], was natürlich ein immanentes, hochgradig drängendes Problem ist, zum einen natürlich die Thematik, die wir bereits hatten: Wie bewältigen wir die Flüchtlingsströme? Darüber hinaus ist die Frage: Wie gehen wir damit um oder wie lösen wir die zukünftigen Probleme im Hinblick darauf, dass die Stadt unabhängig von den Flüchtlingen weiter wächst? Das heißt: Wir brauchen mehr Wohnraum. Und zwar Wohnraum vorrangig in den unteren und mittleren Preiskategorien, Mietpreiskategorien oder auch Grunderwerbspreise für Familien, die das dann korrekt und belastbar finanzieren können. Dazu braucht man dann natürlich auch entsprechenden Grund und Boden. Diese Dinge sind vorrangig für die nächste Zeit zu lösen.

Damit verbunden sind möglicherweise daraus erwachsene Verkehrsprobleme. Für die wachsende Stadt müssen zudem auch Kita-Plätze, Kindergartenplätze, Schulplätze und Ausbildungsplätze in entsprechendem Maße vorhanden sein, damit die Leute hier ihr Auskommen haben und gut wohnen und leben können. Das ist schon ein Bündel von Problemen, von dem man jetzt nicht so ganz pointiert sagen kann: Dies ist jetzt das absolute Kriterium, was jetzt nicht nur heute, sondern am besten schon gestern gelöst werden müsste.

Aber wie gesagt: Eine wachsende Stadt bringt natürlich Belastungen und neue Erfordernisse mit sich, da muss man einfach mit offenen Augen heran und notfalls auch mal unkonventionell überlegen und nachdenken, wie man das eine oder andere Thema in den Griff kriegt.

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