5 Fragen an OB-Kandidat Harry Seemann

(Foto: th)
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Am 13. September 2015 wählt Münster seinen künftigen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin. Fünf Kandidaten stehen zur Wahl. Wir haben ihnen allen in einem Interview dieselben fünf Fragen zur Politik in Münster gestellt. Als einziger parteiloser Kandidat tritt Harry Seemann an. Hier sind seine Antworten.

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AM: Herr Seemann, was  unterscheidet Sie von Ihren Konkurrenten?

Seemann: Ich bin der einzig demokratisch Gewählte, denn ich musste ja 360 Unterschriften sammeln. Die anderen Parteien, die machen mit zehn Mann eine Hauptversammlung und gucken einen aus. Das finde ich nicht wirklich sportlich.

AM: Welchen Beruf haben Sie gelernt und wo liegt ihr politischer Ursprung?

Seemann: Dekorateur hier bei Karstadt 1970 bis 1973, von den Lehrligen wurde aber nur das Mädchen übernommen. Dann hab ich umgeschult als chemisch-technischer Assistent von 1987 bis 1989 in Oldenburg. Nach Tschernobyl wollte ich die Welt ein bisschen besser machen. Da war ich Mitte 30 und kritisch. Ich habe deswegen nirgendwo Arbeit gefunden. Aber in meinem Lebenslauf steht drin, warum ich umgeschult habe. Dann habe ich als Bademeister umgeschult. Das war 1999 bis 2001. Aber da war ich nicht lieb und eine Dame von der Ausbildungsabteilung der Stadt (Name ist der Redaktion bekannt), von der habe ich schriftlich, dass ich keinen Arbeitssplatz in Münster bekomme. Das muss man sich mal überlegen. Ich wollte einen persönlichen Ausbildungsvertrag, das ist von der zuständigen Stelle vorgeschrieben und das kannte ich so von der Berufsschule und meinen Lehrlingskollegen, nur in Münster gab es das nicht. Da steht dann drin „der ist fünfmal vom Fünfer gesprungen“ oder diese Sachen. Dann hab ich mich nachmittags in die Ratssitzung gesetzt, um zu sehen, wie das erklärt wird über die Abteilungsleiter.

Politisch war ich mal Grünensympathisant bis 1998, ich hab in Ostfriesland Plakate geklebt. Ich bin allergisch gegen Vorgesetzte. Das schreibe ich auch immer beim Arzt. „Haben Sie Allergien? – Ja Vorgesetzte.“ Man muss das ein bisschen spaßig sehen.

(Foto: th)
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AM: Wie ist Ihre Haltung in der Zuwanderungsdebatte in Münster?

Seemann: Wir haben genug Leerstände durch den Wegzug der englischen Soldaten, das muss erst mal genutzt werden, um diese armen ausgeplünderten von Not bedrohten Menschen zu unterstützen.

Ich bin seit April ehrenamtlicher Helfer im Verwaltungsgericht, da hatte ich eine Veranstaltung, da ging es um den Kosovo, das sei ein parlamentarischer Staat, der sei sicher. Aber Korruption ist da immer noch aktuell, das kann man gar nicht so sehen.

Als Oberbürgermeister würde ich erst mal so viele reinholen, wie es geht. Was die Stadt hergibt. Wir sind ja eine der reichsten Städte mit den teuersten Mieten. Ich habe auch so einen Schweinehund von Vermieter, ich zahle über 500 Euro warm für 42 Quadratmeter, das ist schon ein Häppchen, aber durch Hartz IV ist das eben abgedeckt.

AM: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Für den Katholikentag 2018 wünsche ich mir, …

Seemann: … dass er am besten woanders stattfindet. (lacht). Ich als Heide (lacht), hab da nichts mit höheren Mächten am Hut, die auf Angst und Bestrafung basieren, das ist nicht mein Hintergrund.

AM: Wo drückt in Ihren Augen in Münster gerade besonders der Schuh? Und was sind Ihre Lösungsansätze an dieser Stelle?

Seemann: Durch meine Statistiktage von der Arge weiß ich, dass wir im Schnitt 15.000 Arbeitssuchende haben, aber nur 1.700 offene Stellen. Das ist eine Lüge in sich, deswegen frage ich mich, wo der Lewe die Stellen hernehmen will.

Ich möchte mal die Gewerbesteuer ein bisschen anheben, es fahren hier schon genug Porsches rum.

Das bringt auf jeden Fall mehr kommunale Selbstverwaltung, ein sozialeres Gefüge. Außerdem bin ich ganz schwer gegen den Neoliberalismus, diese FDP-Geschichte. Wir müssen uns langfristig, um aus der Zinseszinsfalle herauszukommen, genossenschaftlich organisieren. Das heißt, dass wir alle Besitzer sind und nicht von irgendwelchen Millionären ausgeblutet werden.

7 Kommentare

  1. Vor ein paar Jahren ging Herr Seemann stolz damit hausieren, dass er noch keinen einzigen Tag in seinem Leben gearbeitet und immer von Staatsknete gelebt habe. Interessant zu lesen, dass er immerhin ein Wohnmobil und ein Liegerad in seinem langen Leben schon gebaut hat. Sind die fertig geworden? Falls ja, würde ihn das für das Oberbürgermeisteramt qualifizieren. Interessant auf sein Vorschlag, so viele Migranten wie möglich nach Münster zu holen, angesichts von ihm behaupteter 1700 offener Stellen. Dadurch würden dann aus dem Nichts heraus viele neue Arbeitsplätze entstehen, weil die Migranten Verpflegung, Unterkunft und Integrationsleistungen benötigen. Sozusagen eine Jobmaschine.

  2. Ich habe drei gelernte Berufe, sowie Taxifahrer, Plakatmaler, ich habe Fenster gebaut, habe an der ersten Alufassade der LVM mitgebaut, habe einen Zweimaster mitgebaut, ein Wohnmobil gebaut, ein Liegerad gebaut. Spreche drei Fremdsprachen.
    Wir haben die Welt in die Klimakatastrophe gebracht und die Rohstoffe sind endlich, in welcher Traumwelt leben denn Du?
    Noch Frage anonymer Max! Und welche Qualifaktionen hast du um mich zu kritisieren?

    1. Ich bin Jungunternehmer und lerne gerade die Arbeitswelt von der anderen Seite kennen. Es ist so, dass viele Unternehmer in den ersten Jahren unter den Mindestlohn arbeiten müssen – Ohne Rentenversicherung. Und das, obwohl ich sehr viel zu tun hab. Ich habe guten Kontakt zu anderen neu gegründeten Unternehmen. Einige mussten ihre Mitarbeiter entlassen, weil sie selbst kein Einkommen mehr hatten und ihr ganzes Geld an die Mitarbeiter abgegeben haben. Den Gewinn muss man ohnehin schon hoch versteuern. Eine Erhöhung der Gewerbesteuer wird es Unternehmen noch schwieriger machen Mitarbeiter anzustellen. Sie sind ein hohes Risiko, weil sie sehr hohe Kosten darstellen. Als Unternehmer ist man oft das schwächste Glied der Gesellschaft. Es wird Politik für die Massen gemacht und diese sind nun mal angestellt. Viele müssen sich hoch verschulden, um ihr Unternehmen zu gründen. Und als Dankeschön wird man einfach als reich abgestempelt. So muss man sich einen Ort suchen, in dem man unterstützt wird – Ein Ort mit hohen Gewerbesteuern wird eher gemieden. Und so entstehen die Arbeitsplätze an anderen Stellen. Um Arbeitsplätze zu schaffen, sollte man es einfacher machen Mitarbeiter einzustellen. Zum Beispiel durch eine gute Finanzierung und Betreuung der Unternehmer.

      Ich denke sie haben dabei eher an große Konzerne gedacht. Hier ist es auch nicht so viel anders. Auch sie haben immer ein großes Risiko, wenn sie einen neuen Standort eröffnen.

      Wenn Sie die Porschefahrer von der Straße holen möchten, würde ich eher an die wirklich reichen Personen geben und zum Beispiel eher die Erbschaftsteuer erhöhen.

  3. Ich denke Herr Seemann sollte die Berufswelt etwas besser kennenlernen, bevor er die Porsche von der Straße holen möchte. Eine Anhebung der Gewerbesteuer und gleichzeitig das Erschaffen neuer Arbeitsplätze ist nicht möglich. Denn dadurch wird Münster für Unternehmen unattraktiver und sie suchen sich einen anderen Standort = Es gibt weniger Arbeitsplätze. Ein Feedback von ihm dazu wäre wünschenswert.

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