„Noch nie seit Einführung der Meldepflicht wurden deutschlandweit so viele Fälle von Keuchhusten registriert wie in 2016. 61 Erkrankungen gab es in Münster“, sagt Dr. Dagmar Schwarte vom städtischen Gesundheitsamt. Davon steuerten eine Schule und ein Kindergarten allein 20 Fälle bei.
Wenn impfskeptische Eltern bestimmte Kitas und Schulen bevorzugen, haben die Erreger klassischer Kinderkrankheiten dort ein leichtes Spiel. „Ein solcher Ausbruch ist dann sicher mitverantwortlich für einen spürbaren Anstieg der Gesamterkrankungszahl in der Stadt“, stellt die Expertin für Kinder- und Jugendgesundheit nüchtern fest.
An Keuchhusten können Menschen jeden Alters erkranken. Die Krankheit ist keineswegs ungefährlich. Besonders gefährdet sind die Kleinsten. Dabei gibt es seit Jahrzehnten eine gut verträgliche Impfung gegen die Infektion. Die meisten Kinder werden in den ersten beiden Lebensjahren bei den üblichen „Kombiimpfungen“ auch gegen Keuchhusten geimpft. „In Münster ist seit Jahren kein Säugling an Keuchhusten gestorben“, so Schwarte. Doch die gute Nachricht ist nicht ungetrübt. Da Impfungen freiwillig sind, erreichen die Empfehlungen nicht alle Eltern. Deshalb haben in Münster etwa zehn Prozent eines Einschul-Jahrgangs keinen oder einen nur unvollständigen Impfschutz.
Schularzt Dr. Axel Iseke pflichtet ihr bei: „Kinder sind immer schon lange ansteckend, bevor der Arzt die Diagnose stellt. Und wenn die Erkrankung dann erst einmal umgeht, sind Gegenmaßnahmen sehr schwierig. Dann lassen sich auch Ansteckungswege oft kaum noch nachvollziehen.“ Und dann macht sich auch bemerkbar, dass Erwachsene ihren Impfschutz nicht immer ernst genug nehmen. „Viele Erwachsene, aber auch ältere Jugendliche wissen gar nicht, dass sie empfänglich für Keuchhusten sind“, so Iseke.
Weil weder die Impfung noch die durchgemachte Erkrankung einen lebenslangen Schutz erzeugen, werden regelmäßige Auffrischimpfungen bis ins Erwachsenenalter hinein seit Jahren empfohlen.
Versäumte Impfungen können jederzeit nachgeholt werden. Ein wirklicher Schutz für besonders gefährdete Gruppen - wie Säuglinge, Schwangere und chronisch Kranke - lässt sich nur aufbauen, wenn sich möglichst viele Menschen für den kleinen Piks entscheiden. Impfen ist eben nicht nur Privatsache. "Wer sich impfen lässt, zeigt Verantwortung für die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft", stellen die Fachleute des Gesundheitsamtes fest. Weitere Information: Hausarzt, Kinder- und Jugendarzt und unter www.impfen-info.de