Digitaler Austausch per Videokonferenz soll die Behandlung von Patienten verbessern. Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt TELnet@NRW soll Krankenhäuser miteinander vernetzen. Für den Aufbau der telemedizinischen Netzwerke fließen 20 Millionen Euro aus dem bundesweiten Innovationsfonds der Krankenkassen an 19 Krankenhäuser und zwei Ärztenetze in NRW – darunter das Universitätsklinikum Münster (UKM).
„Telemedizin kann Leben retten – wenn Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Krankenhäusern und Praxen über einen kurzen Draht Patientinnen und Patienten gemeinsam mit dem Ziel einer bestmöglichen Behandlung begutachten“, erklärte Gesundheitsministerin Barbara Steffens in Düsseldorf.
Kooperation statt Konkurrenz
Im Projekt TELnet@NRW diskutieren Ärztinnen und Ärzte verschiedener Krankenhäuser und Arztpraxen per Videokonferenz gemeinsam, welche Therapie für den Patienten die beste ist. Auf diese Weise können kleinere Krankenhäuser vom Spezialwissen großer Kliniken profitieren. Kooperation statt Konkurrenz – darin liegt die Zukunft der medizinischen Versorgung.
„Im optimalen Fall kann die Behandlung im heimatnahen Krankenhaus mit Unterstützung der Spezialisten aus dem Universitätsklinikum fortgesetzt werden. Gleichzeitig kann durch die telemedizinische Visite die Notwendigkeit der Verlegung schneller als bisher erkannt werden. Durch die gemeinsame Behandlung bekommt der Patient so die bestmögliche Expertise“, erklärt Dr. Christian Juhra, Leiter der Stabstelle Telemedizin (UKM).
Weniger Tote
„Diese Verbesserung des Überlebens durch Telemedizin ist einzigartig. Weltweit konnte mit keiner anderen Therapiemaßnahme eine auch nur annähernd vergleichbare Reduktion der Sterblichkeit der Sepsis erreicht werden“, unterstreicht Prof. Gernot Marx, Direktor der Klinik für operative Intensivmedizin am Uniklinikum Aachen und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin.
Telemedizin in NRW
Über TELnet@NRW sollen insgesamt rund 50.000 Patientinnen und Patienten telemedizinisch versorgt werden. Im Münsterland sind neben dem UKM und der kürzlich übernommenen UKM Marienhospital Steinfurt GmbH sieben weitere Krankenhäuser aus den Kreisen Arnsberg, Coesfeld, Gronau, Steinfurt, Warendorf sowie der Stadt Münster beteiligt. Das Universitätsklinikum Aachen als Projektleiter und das UKM als regionaler Leiter werden den beteiligten Kliniken rund um die Uhr mit Expertenrat zur Verfügung stehen. Außerdem sind zwei Hausärzte-Netzwerke in die telemedizinischen Visiten miteingebunden. Weiterhin sind die Universität Bielefeld, das Zentrum für Telematik und Telemedizin, die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe, die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie die Techniker Krankenkassen an dem Projekt beteiligt.
Das Modellprojekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt – nach der Auswertung wird entschieden, ob die telemedizinischen Visiten Teil der Regelversorgung werden können.
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