Er gehört zu den bekanntesten Chirurgen des Landes: Prof. Dr. Conrad Ramstedt, der von 1909 bis 1947 Chefarzt an der Raphaelsklinik war. 1911 führte er erstmals ein von ihm entwickeltes Operations-verfahren durch, um bei einem Säugling die angeborene Verengung des Magenausgangs zu beheben, die nach ihm benannte Weber-Ramstedt-Operation. Anlässlich des 150. Geburtstags des berühmten Chirurgen hat die Raphaelsklinik ihren Konferenzraum in „Conrad Ramstedt Saal“ umbenannt, eine Büste und eine Infotafel mit den Eckdaten seines Lebens erinnern an sein Leben.
„Ramstedt hat die OP-Technik, die bis heute angewendet wird, vollkommen neu entwickelt“, erläutert der heutige Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann. Dass ein Operationsverfahren über einen derart langen Zeitraum nahezu unverändert angewendet wird, ist nach Meinung des Chirurgen außergewöhnlich. Ebenso wie das Instrument, mit dem Ramstedt anfangs operierte, einem präparierten Silberlöffel aus dem Besteckkasten seiner Frau. Heute kommen bei diesem Eingriff moderne Endoskope zum Einsatz.
„Professor Ramstedt wusste was er wollte und er sprach die Dinge aus wie sie waren“, erinnert sich Schwester Reginfrieda R
othfeld. Als junge Krankenschwester hat sie den berühmten Mediziner nach einem Schenkelhalsbruch mehrere Wochen gepflegt. Erst der Kaffee, dann die Zeitung, dann das Frühstück, in dieser Reihenfolge sollte das Morgenritual während seines Klinikaufenthaltes ablaufen und nicht anders. „Manche Menschen vergisst man aber eine solche Persönlichkeit nicht“, berichtet die Clemensschwester.
Dabei gab der Chirurg zu Lebzeiten wenig auf seine Berühmtheit, berichtet seine Urenkelin Verena Katterbach. „Ihm lagen seine Patienten sehr am Herzen, er hat sich auch nach der Operation oft nach ihnen erkundigt“. Ein sehr würdevoller, ruhiger Mann sei er gewesen, der von seiner Wohnung in der Studtstraße aus gerne mit seinem Freund „Herrn Becker“ über die Promenade wanderte „und die Weltpolitik besprach“, wie die 68-Jährige schmunzelnd berichtet. Mindestens einmal muss es jedoch mit der Ruhe vorbei gewesen sein, als ihn sein zehnjähriges Patenkind Karl beim Spaziergang nach der Bedeutung des Straßennamens Freiligrathstraße fragte und damit seine Unkenntnis über die deutschen Dichter und Denker offenbarte, es folgte eine schallende Ohrfeige. Inzwischen ist Karl Lagerfeld nicht nur einer der bekanntesten Modedesigner sondern auch als profunder Kenner der Literatur und Lyrik bekannt. Seinen Vornamen verdankt Lagerfeld im Übrigen der Empfehlung des berühmten Patenonkels, den er trotz der körperlichen Zurechtweisung sehr geliebt habe, wie er später sagte.
Prof. Conrad Ramstedt wurde am 1. Februar 1867 in Hamersleben im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Nach dem Medizinstudium in Heidelberg, Berlin und Halle und der anschließenden Fachausbildung an der chirurgischen Universitätsklinik Halle führte ihn der Wunsch nach einer militärischen Laufbahn 1901 zum westfälischen Kürassierregiment Nr. IV nach Münster, wo er wenig später zudem eine „Privatklinik für schwere Fälle“ gründete. 1909 wechselte Ramstedt an die damals nagelneue Raphaelsklinik, wo er zwei Jahre später die Operation durchführen sollte, die ihn weltberühmt machte.Die Zerstörung der Raphaelsklinik während des zweiten Weltkriegs aber vor allem der Tod seines Enkels Konrad Altenburg, der in seine Fußstapfen treten sollte, haben Ramstedt schwer zugesetzt. Dennoch war er bis zu seinem 80. Lebensjahr als Chefarzt der Innenstadtklinik aktiv. Am 29. Januar 1962 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, fast ein Jahr später, am 7. Februar 1963, verstirbt Ramstedt. „Er ist zu Hause sanft eigeschlafen“, wie seine Urenkelin berichtet.
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