Die York-Kaserne in Gremmendorf wurde gestern zur Eventlocation: Die Counter Speech Tour hatte zu einer Veranstaltung gegen Rassismus aufgerufen. Nach verschiedenen Workshops endete der Tag mit einem großen Konzert der Münsteraner Newcomerin Van de Forst, der syrischen Band Khebez Dawle und der Headlinerin Leslie Clio – direkt neben den Gebäuden, in denen derzeit rund 500 Flüchtlinge leben.
Bereits seit Dezember findet in der York-Kaserne die Kulturreihe „Tent Events“ statt. „Wir wollen Menschen zusammenbringen“, erklärte Saskia Nielen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), „regelmäßig kommen Nachbarn und Menschen aus dem Viertel zu uns in die Kaserne und nehmen gemeinsam mit den Flüchtlingen an den Angeboten teil.“ Einen besseren Ort hätten sich die Organisatoren des Projekts „Counter Speech“ (zu deutsch: Gegenrede) kaum aussuchen können, um sich für ihre Aktion Gehör zu verschaffen. „Wir haben keinen Platz für rechte Phrasendrescherei“, sagte Projektleiter Jörn Menge vom Verein „Laut gegen Nazis“. In der langjährigen Erfahrung hat der Verein eins gelernt: mit Musik Menschen zu bewegen und zu sensibilisieren. Das Konzept dabei ist denkbar einfach, wie Menge vorstellte: „Wir arbeiten mit den Initiativen und Hilfsorganisationen vor Ort zusammen, die sich um das Rahmenprogramm kümmern. Abends kommen wir dann mit einer professionellen Konzertproduktion auf die Bühne.“
Mit auf der Counter Speech Tour ist syrische Band Khebez Dawle, die selber 2013 aus ihrer Heimat flüchtete. Am Nachmittag sangen und musizierten die vier Musiker gemeinsam mit Flüchtlingskindern. „Das war einfach schön anzusehen, die Kids sind richtig aufgeblüht“, sagte ASB-Sprecherin Nielen, „sie haben zusammen mit der Band in ihrer Heimatsprache gesungen und schienen richtig glücklich.“ Die Tour war am Mittwoch in Passau gestartet, dort kamen rund 500 Besucher. „Die Resonanz ist bislang großartig“, freute sich Organisator Jörn Menge über den guten Start des Projekts, „das spricht für das, was wir machen“. Gleichzeitig zeigte er sich begeistert über ehrenamtliche Engagement in Münster: „Als wir am Morgen auf das Gelände kamen, trafen wir auf so viele Menschen, die hier mithelfen.“ Ganz so herzlich wie hier wird die Aktion am Montag in Freital nicht empfangen werden. In der sächsischen Kreisstadt finden seit Monaten regelmäßig fremdenfeindliche Proteste statt. So haben sich auch für Menges Veranstaltung bereits verschiedene rechte Gruppierungen angekündigt.
Gerade nach dem Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Hiltrup ist das Thema Fremdenfeindlichkeit auch in Münster in aller Munde. „Das ist wirklich erschreckend“, erklärte die Münsteraner Musikerin Van de Forst, die unweit der Unterkunft wohnt. „Man hört immer wieder von solchen Anschlägen auf Notunterkünfte, aber besonders erschreckend finde ich die Nähe zu uns. Ich kann diese grausamen Taten nicht nachvollziehen und finde es einfach nur schrecklich.“ Nach der Anfrage der Veranstalter hatte die 21-Jährige nicht lange gezögert, unbedingt wollte sie mit ihrer Band dabei sein. Schon im letzten Jahr hatte sie bei einer Veranstaltung für die Flüchtlinge und Anwohner in Gremmendorf gespielt. Ehrensache für die Musikerin: „Genau mit solchen Projekten können wir zeigen, dass wir stärker sind und uns gegen die Gruppe von Nazis stellen können.“
Am Abend zählten die Verantwortlichen über 500 Besucher, unter ihnen viele Flüchtlinge, die aktuell in der York-Kaserne untergebracht sind. Gerade für sie dürfte es ein ganz besonderer Tag gewesen sein.
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